Auch er hat umgestellt: Francesco Infantone verkauft seine Pizza im "Spunden" nur noch durch das Fenster. Foto: Brüstle

Gastronomen sind in ihrer Existenz gefährdet. Entlassungen und Kurzarbeit stehen an.

Region Schramberg - Kaum ein Berufsstand ist durch die Corona-Pandemie wirtschaftlich so gebeutelt wie die Gastronomen. Ihrem Geschäftsmodell wurde von der Politik ein Riegel vorgeschoben.

Unsere Zeitung hat sich bei den Wirten mehrerer Restaurants in Schramberg und Umgebung umgehört, wie die Betreiber mit der Situation umgehen.  Schramberg, "Villa Junghans": Eine Katastrophe beschreibt Michael Weisser, der mit seiner Frau Daniela die "Villa Junghans" betreibt, sei die momentane Situation der Restaurants. Sämtliche Buchungen in seinem Gastro- und Hotelbetrieb seien storniert. Bereits vor der Regelung zum Kontaktverbot hätten viele Vereine Reservierungen zurückgezogen. "Ich hoffe, aufgeschoben ist nicht aufgehoben", wünscht sich Weisser, dass die Veranstaltungen nachgeholt werden. So habe er bereits Hochzeitspaaren neue Termine zum Jahresende oder im kommenden Jahr angeboten.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Der Betrieb habe Kurzarbeit beantragt, die Mitarbeiter seien vorerst alle zu Hause. Aufgrund der sich ständig ändernden Lage hätten die Inhaber außerdem einen Betriebsberater beauftragt. Michael Weisser hofft, dass die vom Staat zugesagte Hilfe "schnell über die Bühne" gehe.

Positiv fasst er die wachsende Solidarität unter den Bürgern auf. "Ich habe das Gefühl, dass die Menschen näher zusammenrücken." So bestehe ein reger Austausch mit seinen Kollegen aus dem Gastrogewerbe. Mit seiner Frau leiste er zudem in der nun reichlich vorhanden Freizeit Nachbarschaftshilfe.

Einen Lieferservice betreibe er nicht: "Wir leben von unseren Reserven", erklärt Daniela Weisser. Die Belastung durch Fixkosten – unter anderem für Gehälter der Mitarbeiter – sei existenzbedrohend. "Ich weiß nicht, wie lange das geht. Ein Monat, vielleicht zwei Monate...", so Michael Weisser. Das Gute sei, dass es allen gleich gehe. "Die Regierung muss also was machen", meint er abschließend.

Tennenbronn, "Linde": Generalversammlungen, Kommunionsfeiern und mit der Familie zum Osteressen kommen – das alles fällt nun weg, klagt Betreiberin Gaby Keitgen. Viele Wochen ohne Einnahmen durchzustehen, sei auf Dauer schwierig. Der Lieferservice könne einiges auffangen, aber eben längst nicht alles. Die Stammgäste nutzten den Service gerne, allerdings seien Einbußen natürlich deutlich zu spüren. "Es bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten", sagt sie traurig.

Lauterbach, "Adler ": Betriebsbedingte Kündigungen aufgrund der einbrechenden Umsätze gab es beim Gasthaus Adler auf dem Fohrenbühl. "Das ist schmerzhaft", meint Markus Winkler. Vor Wochen sei er noch auf der Suche nach neuen Mitarbeitern gewesen, jetzt stehe Kurzarbeit an. Der Familienbetrieb habe komplett geschlossen, ein Lieferservice komme nicht in Frage: "Die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Kunden liegt uns am Herzen", so Winkler. Einschneidend seien die Einbußen durch das ausfallende Frühlingsgeschäft: "Es ist schönes Wetter, man könnte jetzt die Gartenwirtschaft aufmachen. Die verlorenen Einnahmen bekommen wir nicht wieder." Von den Rücklagen zu leben, sei auf Dauer keine Lösung, hofft auch Winkler auf Hilfsmaßnahmen von Bund und Land. Trotzdem schaue er zuversichtlich in die Zukunft: "Wir haben viele Anrufe und Mails von Mitarbeitern und Gästen bekommen, die uns Glück wünschen in der schwierigen Zeit. Das hilft natürlich, motiviert zu bleiben."

Schenkenzell, "Waldblick": Mit einem Lieferservice versucht das Gasthaus, weggebrochene Einnahmen aufzufangen und die Zeit der Schließung zu überbrücken. Dieser Service finde bei den Bürgern regen Anklang, gibt Jessica Kilgus, Schwiegertochter der Inhaber Brigitte und Franz Kilgus, Auskunft. "Besonders am Wochenende haben wir hohe Nachfrage."

Zudem beherberge der "Waldblick" einige – wenn auch nicht viele – Geschäftsreisende der umliegenden Firmen. Trotzdem geht die Krise nicht spurlos vorbei: "Die Situation ist existenzbedrohend", so Kilgus. Mehrere Gruppen hätten Buchungen für die kommenden Monaten – normalerweise die umsatzstärksten des Betriebs – storniert. "Eine Gruppe wollte im Mai aus England kommen. Aber dort herrschen noch strengere Restriktionen. Sie haben schon abgesagt." Ein besonderer Verlust sei das ausfallende Ostergeschäft. Zu schaffen mache ihr die Ungewissheit, wann die Situation sich bessert. "Wir sind froh über die Hilfe der IHK, aber trotzdem steht fest: Lange können wir die Corona-Krise nicht aushalten", meint Kilgus. 

Sulgen, "Hutneck ": Auch in der "Hutneck" wartet man auf Sofortmaßnahmen vom Staat. "Ohne die ist die Krise nicht zu bewältigen", meint Inhaberin Corinna Moosmann. Ein Mitarbeiter arbeite zurzeit noch und koche Essen, das Kunden bestellen und abholen können. Eine weitere Festangestellte sowie Aushilfskräfte seien in Kurzarbeit. "Wir hoffen, dass sich das Angebot des Abholservice herumspricht. Ich denke, gerade am Wochenende wird das dann gut angenommen." Als kleiner Betrieb seien die Kosten für das Personal einigermaßen tragbar. "Für diesen Monat zahlen wir noch den Lohn und dann den Kurzarbeitlohn", so Moosmann. Trotzdem habe der Betrieb schon einen Dispokredit aufgenommen, ein weiterer sei jedoch nicht geplant. 

Schiltach, "Sonne": Schlecht sei die Lage, meint Endre Bajaj. So hatte sich der Wirt den Start in die Selbstständigkeit nicht vorgestellt: Zum Jahresbeginn hatte Bajaj die "Sonne" übernommen, drei Monate später ist der Betrieb geschlossen und die Angestellten in Kurzarbeit. "Ich habe es mit einem Lieferservice versucht, aber das hat nicht funktioniert", bedauert er. Momentan beherberge er einige Firmengäste, kommende Woche würde diese jedoch auch abreisen. "Ich weiß nicht, wie es weiter geht." Drei Monate dauere es noch, schätzt Bajaj, dann müsse er das Gasthaus aufgeben.

Aichhalden, "Aichhalder Mühle": "Es blutet einem das Herz, wenn man einen gut laufenden Betrieb schließen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken muss", meint Julia Eberhard. Gerade im Frühjahr sei das Restaurant wegen Kommunionen, Konfirmationen, Hochzeiten und Osterfeiertage normalerweise ausgebucht. In dieser Woche habe sie nun einen Abholservice eingerichtet, um die Betriebskosten aufzufangen. "Am Montag war es noch relativ ruhig, weil das sonst Ruhetag ist. Aber am Dienstag ging schon einiges mehr", zeigt sie sich zuversichtlich. Einen guten Bestand an Lebensmittel habe sie vorrätig, damit könne "einiges produziert werden". Existenzsorgen vertreibe das aber nicht vollständig. Für die Beschäftigten wolle sie den Zuschuss vom Land beantragen. Fraglich bleibe, ob dieser auch für die Aushilfen gelte. "Vor ein paar Wochen hat man sich solche Gedanken noch nicht gemacht. Aber jetzt habe ich auch immer wieder den Anbau im Hinterkopf", erklärt Julia Eberhard bezüglich der geplanten Betriebserweiterung.

Hardt, "Schwarzwald-Café": "Beschissen", sagt Edelbert Schwarzkopf ganz unverblümt, sei die Lage. Firmungen, Kommunionsfeiern und Privatfeste seien alle abgesagt worden. Gleiches gilt für den Partyservice für Hochzeiten, Geburtstage oder Polterabende. Ein bis zwei Monate könne er eine solche Situation überbrücken, aber dann gehe es ans Eingemachte – schließlich würden die Kosten weiterlaufen. "Am schlimmsten ist, dass keiner weiß, wie lange es geht", sagt der Wirt des beliebten Cafés. Einen Straßenverkauf oder Lieferservice hat er sich zunächst überlegt, sich aber dann dagegen entschieden – da Firmen nun Kurzarbeit oder auf Schichten umgestiegen seien und der klassische Mittagstisch wegfällt. Einige hundert Euro "Miese" habe er durch Vorräte gemacht, die ihm kaputtgegangen seien. Er hofft darauf, dass sich die Situation möglichst bald normalisiert und dass der Staat beim Überbrücken hilft, wenn es eng werden sollte. Die anderen Hardter Wirte würden das ähnlich sehen, so Edelbert Schwarzkopf.  

Waldmössingen, "Zum Frieder": Keinen Lieferservice, aber eine andere Möglichkeit zur Überbrückung der Corona-Krise hat sich das Gasthaus überlegt: Als Geschenk zum Beispiel an Ostern sollen ab nächster Woche Kaffeebohnen und Gutscheine verkauft werden, erklärt Betriebsleiterin Martina Clade. Noch befinde sich niemand in Kurzarbeit. "Es werden Überstunden abgebaut, Minijobber befinden sich im unbezahlten Urlaub", erzählt sie. Momentan stünden Aufräum- und Reinigungsarbeiten auf dem Programm. Generell sei die Situation der Gaststätte, die zur Lebenshilfe gehört, anders zu bewerten als die der selbstständigen Betreiber. Dennoch zeigt sich die Betriebsleiterin besorgt: "Existenzbedrohend ist die Lage auf jeden Fall. Es kommt darauf an, wie lange die Krise dauert." Der Betriebsurlaub werde nun vorverlegt, danach könne Kurzarbeit nicht ausgeschlossen werden.