Zwei Mal füllte die Gruppe „Tubong!“ das legendäre MPS-Studio in Villingen mit ihrem Programm rund um den Mythos Saba. Foto: Wolfgang Trenkle

Die Gruppe „Tubong!“ wandte sich am Wochenende den Produktionen aus dem legendären MPS-Studio zu. Nicht nur die Musik begeisterte das Publikum, sondern auch die Moderation von Karl Koch, der Informativ und witzig durch das Programm führte.

Ähnlich wie für die meisten der mehr als 1000 produzierten Schallplatten im legendären MPS-Studio gab es für zwei Konzerte in dem denkmalgeschützten Räumen auf dem ehemaligen Saba-Gelände in Villingen am Wochenende ein besonders aussagekräftiges Wort: „Ausverkauft“.

Seinen Grund hatte dies im Auftritt des Ensembles „Tubong!“ und deren speziell auf die gegenwärtige Ausstellung im Franziskaner „Mythos Saba“ sowie das 100-jährige Jubiläum des Mediums Radio abgestimmtes Programm. Die Band rund um den Schwenninger Musiker und Komponisten Karl Koch nahm ihr Publikum ideenreich und musikalisch äußerst professionell mit auf eine Reise durch die Technik- und Produktionsgeschichte der Villinger Weltfirma und dem berühmten Plattenlabel.

Von Titeln berühmter Jazz-Musiker inspiriert

Koch ließ sich bei der zeitaufwändigen Vorbereitung des Arrangements inspirieren von allerlei Titeln berühmter Jazz-Musiker, die in Villingen einst ihre Platten aufnahmen, aber auch von Werken früherer Komponisten, deren Ideen ebenfalls über die Mikrofone, das riesige Mischpult und die analogen Bandmaschinen auf Platten mit dem Label MPS landeten. So waren Volker Kriegels „The missing link“ von 1972 ebenso zu hören wie Johann Sebastian Bachs Orchestersuite „Air“ aus dem 18. Jahrhundert, einst interpretiert auf der LP „Rockin‘ Bach dimensions“ von Wolfgang Dauner.

Wie auch der einst von Joachim-Ernst Berendt für Europa entdeckte Gigant südamerikanischer Gitarrenmusik Baden Powell oder der Kölner Jazz-Jazzmusiker Peter Herbolzheimer. Der Name Joachim-Ernst Berendt wurde mehrfach genannt, denn der Musikproduzent war dem MPS-Label sehr verbunden. Mehrfach zitiere Koch in dessen informativer, wie sympathisch-witziger Moderation aus Berendts Buch “Das dritte Ohr“, in dem sich dieser beinahe philosophisch mit akustischer Wahrnehmung, Klängen, Lärm wie der Stille dazwischen beschäftigt.

Klänge feinsinnig aufeinander abgestimmt

Wie feinsinnig Klänge aufeinander abgestimmt sein können, war durch das gesamte Programm hinweg hörbar: Schnell fanden die Musiker ihre Resonanzebenen und entwickelten einen großartigen Sound, den das Publikum begeistert zu schätzen wusste. Selbst Pausen dazwischen hatten ihren Stellenwert. Dies griff Koch sogar thematisch in Sachen Radio auf: Mehrfach erklang das frühere Pausenzeichen des einstigen Südwestfunks aus einem eigens aufgestellten Röhrenradio von Saba. Koch: „In den Jahren 1947 bis 1957 hatte dies sogar jeweils ein Pianist live zu spielen, da die Aufnahmetechnik damals noch nicht so gut war.“

Musikalische Improvisation wie auch Präzision prägten die beiden von „Tubong!“ gestalteten Abende. Mit unglaublicher Geschwindigkeit rasten Joe Kenney Schlägel über sein Vibraphon. Eindrücklich auch die Leistung von Tobias Rägle an der Tuba und der Posaune. Martin Schäfers Finger hüpften über die Saiten von Bass oder Gitarre und Perkussionist Karl Koch prägte ehedem den Sound durch seine Arrangements und Kompositionen, die lebendige Moderation und Leitung. Eindrucksvoll und wie längst dazugehörend agierten auch die beiden Gäste der Band: Ximena Poveda an der Oboe und Laura Jörres an Bratsche und Nyckelharpa, einer mittelalterlichen Tasten-Violine.

Weitere Aufführungen geplant

Nach den gelungenen Konzerten mit begeistertem Publikum in den legendären Räumen regte MPS-Vereinsvorsitzender Töni Schifer weitere Aufführungen in der Doppelstadt, beispielsweise im Franziskaner-Museum zum Abschluss der Ausstellung, vielleicht sogar außerhalb der Stadt an. Es steckten so viel tolle Ideen und sehr viel Arbeit darin – „zwei Konzerte sind einfach zu wenig“, so Schifer.