Polarforscher und Umweltaktivist Arved Fuchs war mit einem Vortrag bei der Marinekameradschaft in Rottenburg zu Gast Foto: Daniela Gjuraj

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Rottenburger Marinekameradschaft fanden rund 300 Besucher den Weg in Rottenburgs Festhalle. Die Mitglieder luden dort zu einem Vortrag des renommierten Polarforschers und Umweltaktivisten Arved Fuchs ein.

Der Vortrag mit Multivisionsshow von Arved Fuchs hatte das Thema „Ocean Change: Die Arktis – eine Welt im Wandel“. Für die Marinekameradschaft gab es neben dem 100-jährigen Gründungsjubiläum noch einiges zu feiern: 20 Jahre Shanty-Chor und 175 Jahre deutsche Marine.

Der Abend wurde durch den Shanty-Chor der Marinekameradschaft musikalisch-maritim umrahmt und das Publikum wurde mit den Klängen traditioneller Seemannsmusik unter Leitung von Angelika Stierle auf die Präsentation von Arved Fuchs eingestimmt.

Ein „Zeitzeuge der Erderwärmung“

Fuchs unternimmt seit 40 Jahren Polarexpeditionen und war der erste Mensch, der innerhalb eines Jahres zu Fuß den Nord- und Südpol erreichte. Im Laufe seines Vortrags berichtete Arved Fuchs über die Erfahrungen auf seinen wagemutigen Expeditionen, die er mit Videos und Fotos visualisiert. Er ist – als Polarforscher – „Zeitzeuge der Veränderung durch die Erderwärmung“ und ist erschüttert, dass er bei jeder Arktis-Reise zusehen konnte, wie das Eis schwand und das arktische Wetter milder wurde.

Sein Vortrag beleuchtete die unberührte Schönheit der arktischen Natur und gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Mehrmals wies er darauf hin, dass die Arktis das „Frühwarnsystem der Welt“ über klimatische Veränderungen sei.

Die ersten Reisen machte er noch mit dem Diercke-Schulatlas

Beginnend mit seiner beruflichen Ausbildung bei der Marine und auf Handelsschiffen in den 70-er Jahren schildert er im Vortrag chronologisch seine Arktis-Reisen und Erlebnisse. Er lässt dabei nicht unerwähnt, dass er damals, als es noch kein Internet oder Smartphones gab, noch mit dem „guten alten Diercke Schulatlas“ reiste und zu Trainingszwecken bei örtlichen Metzgern anfragen musste, ob er in deren -70 Grad kalten Schockgefrierräumen übernachten durfte.

Seine Leidenschaft für die Natur jenseits der Zivilisation ließ ihn bei Temperaturen von bis zu Minus 60 Grad in Grönland, Island, Spitzbergen, Sibirien und Nordkanada ausharren – „du musst die Kälte zulassen, sonst wirst du nie mit ihr klarkommen“, lehrten ihn die Inuit, Angehörige der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Von ihnen lernte er auch das Hundeschlittenfahren und überlebenswichtige Tipps im Umgang mit arktischer Kälte und Natur.

„Never give up“ lautet das Motto, das in eisiger Kälte gilt. Nur so hielten Fuchs und sein Team durch, wenn sie etwa bei einer Grönland-Durchquerung auf noch nie begangene Gletscher stießen oder mit ihrem Segelschiff im Meereseis stecken blieben.

Polarforscher lobt die Klimaaktivisten von Fridays for Future

Seit 1989 ging es schon um Umweltthemen wie Ozonlöcher über der Arktis und Klimaerwärmung im arktischen Norden, und trotzdem muss Fuchs mit Bedauern feststellen, dass jeden Sommer „die vierfache Fläche der Bundesrepublik am Nordpol abschmilzt“. Das Eis ist eines der wichtigsten Klimaregulative des Erdballs, da es einiges an Sonneneinstrahlung reflektiert und so die Erderwärmung in Grenzen hält.

Fuchs erzählt von Eisbären, Eiswölfen, Huskys, Delfinen, Buckelwalen und Moschusochsen, die ihm begegnet sind und setzt ein klares Statement gegen Wal- und Haifang und die Ausrottung bedrohter Tierarten. „Eis ist ein Lebensraum und nicht nur ein Schifffahrtshindernis!“

Er lobt die Klimaaktivisten von „Fridays for Future“ für ihr Engagement und beendete den Vortrag mit den Worten: „Junge Leute haben das Recht, ihre Zukunft einzufordern. Das ist zumindest meine Meinung. Wir können etwas ändern, wenn wir wollen.“