Auf dem Festplatz noch bis 15. September geduldet: Der Circus Salto Mortale um die Familie Bügler. Foto: Renner

Festplatz muss bis zum Schulbeginn geräumt sein. Monika Bügler verspricht: "Sind am Dienstag weg."

Rangendingen - Seit März sitzt der Zirkus Salto Mortale in Rangendingen fest. Er wurde auf dem Festplatz und dem Privatgrundstück der Firma Erbe geduldet. Doch nun ist Schluss, der Zirkus muss im wahrsten Sinne seines Wortes seine Zelte abbrechen.

Auf Anordnung der Gemeindeverwaltung muss der Zirkus der Familie Bürgler bis 15. September den Festplatz räumen. "Dort gibt es laufend Probleme, ich habe auch darauf hingewiesen", erklärt Bürgermeister Johann Widmaier, der nach Übermittlung der Anordnung zuletzt zwei Wochen im Urlaub war, auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. "Der Zirkus stellt eine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar, da die Bushaltestelle und der Gehweg blockiert wird." Man habe als Gemeinde dem Zirkus lange genug geholfen und kostenlos Wasser und Strom zur Verfügung gestellt. Das Abwasser werde wohl auf die Straße geleitet, ganz zu schweigen von dem Abfall. "Aber das kann kein Dauerzustand sein, der Zirkus muss ja ein Winterquartier haben. Dann muss der Zirkus halt sein Winterquartier früher beziehen. Wenn eine Schlechtwetterphase kommt, ist der Festplatz sonst komplett ruiniert."

Frist wegen Schulstart

Die Frist wurde vor dem Hintergrund gesetzt, dass nächste Woche die Schule wieder beginnt. Deswegen werde er nicht nachgiebig sein, betont Widmaier.

Auch ein Privatgrundstück der Firma Erbe hat der Zirkus Salto Mortale mittlerweile in Beschlag genommen und dort sein Zelt für Aufführungen aufgebaut. Auch hier ist in wenigen Tagen Schluss. Bis 14. September muss das Gelände geräumt sein, da Erbe dort bekanntlich bauen will und zuvor Geologen das Gelände untersuchen werden. "Wir haben für alles Verständnis, sind keine Unmenschen und haben dem Zirkus unser Grundstück zur Verfügung gestellt. Aber irgendwann ist die Grenze erreicht", heißt es am Hauptsitz in Tübingen. Der Zirkus habe in der Nähe von Rottweil wohl einen Ausweichplatz gefunden. Er habe gefragt, ob er einen Anhänger noch geparkt lassen dürfe, was Erbe jedoch verneint hat.

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Wir räumen den Festplatz am kommenden Dienstag, spätestens Mittwoch", versichert Monika Bügler. Man werde "Gott seid Dank" nach Aichhalden bei Schramberg weiterziehen und dort zwei Wochen verweilen können. Auftritte gibt es dort vom 18. bis 21. sowie 25. bis 27. September täglich um 16 Uhr (Sonntag: 14 Uhr). In Rangendingen trat und tritt die Zirkus bereits wieder auf.

Überbrückungskredit nicht beantragt

Ab Donnerstag seien die Hüpfburgen wieder geöffnet. Jedoch ohne den großen Besucherzuspruch, zumal auch Freikarten an die Spender von Futter (wie der Landwirt aus Feldhausen der 60 große Ballen Stroh ablieferte) und Arbeitszeit (wie die Hufschmiedin, die nichts verlangte) - ausgegeben wurden. "Dafür sind wir sehr, sehr dankbar", sagt Bügler, die auch über die Gemeinde Rangendingen kein schlechtes Wort verliert.

Bügler ist froh, dass es für ihren Zirkus endlich wieder und es eine Perspektive gibt. Nach Aichhalden hofft sie auf weitere Auftritte. "Ich glaube, dass wir auch danach etwas kriegen. Es ging auf die Psyche, dass man nichts tun konnte", blickt sie auf die vergangenen Wochen zurück. Schließlich sei man früher auch schon in Sulz und Oberndorf am Neckar aufgetreten. Der Zirkus Mortale sei fast das ganze Jahr unterwegs, also auch als Weihnachtszirkus. "Im Winter machen wir acht, neun Wochen Pause. Wir haben kein eigenes Winterquartier, sondern nur eine Postanschrift in Bad Kreuznach", betont Bügler. Sie habe gar nicht an einen Überbrückungskredit gedacht, weil dieser dem Zirkus wohl ohnehin nicht zugestanden hätte. Bügler: "Wir sind Überlebenskünstler."

In Rangendingen waren die Büglers, ein Familienzirkus seit 1811, erstmals 2001. Pro Jahr sind 40 bis 50 Auftritte geplant, nach Rangendingen standen schon 15 Termine fest, als nächstes wäre Empfingen an der Reihe gewesen.

Für zwölf Personen und rund 30 Tiere hat nun also das Warten ein Ende.