Der Angeklagte wird von einem Polizisten zum Gerichtssaal gebracht. Foto: Jürgen Lück

Sergej K. soll 2018 eine Frau in Loßburg gemeinschaftlich vergewaltigt haben. Ein 25-Jähriger hat schon damals gestanden und sechs Jahre Haft bekommen.

Aufarbeitung einer brutalen Vergewaltigung im Landgericht Rottweil. Auf der Anklagebank: Der Osteuropäer Sergej K. (45, Name geändert). Gegen 10.15 Uhr wird K. in den Saal 201 des Landgerichts Rottweil geführt. Fußfesseln, ein kleiner Mann. Geschätzt unter 1,70 Meter. Die Mundwinkel sind schnurgerade, der Ausdruck aus seinen eng zusammenstehenden, blauen Augen in seinem breiten Schädel ist ein Mix aus Härte und Unsicherheit.

Fast zwei Jahre nach der Tat ging ein europäischer Haftbefehl raus. Die rumänische Polizei konnte ihn am 8. Januar vor einem Jahr verhaften. Anfang diesen Jahres wurde K. ausgeliefert. Schon 2018 gestand der damals 25-jährige Wladimir C. (Name geändert) die gemeinschaftliche Vergewaltigung, die er mit K. verübt haben soll und wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Gesteht nun auch K.?

K.s Verteidigerin Miriam Mager will die Öffentlichkeit aus dem Prozess raus haben. Staatsanwalt Frank Grundke soll nicht mal die Anklage öffentlich vorlesen. Weil die Umstände aus dem persönlichen Lebensbereich des Opfers, aber auch von K. schutzwürdiger seien als das Interesse der Öffentlichkeit.

Am 4. Februar 2018 zeigte sich K. in Loßburg nicht so sensibel. Davon ist Staatsanwalt Frank Grundke überzeugt. Der durfte immerhin seine Anklage dann doch öffentlich verlesen: „Der Angeklagte kam gegen 5.30 Uhr mit anderen vom Disco-Besuch zurück. Er war alkoholisiert, aber nicht schuldunfähig.“ C. war schon um 3 Uhr mit seiner Disco-Bekannten in die Ferienwohnung in Loßburg gefahren. Zum Sex kam es nicht.

Opfer zum Sex gezwungen

Zwischen 7 und 7.30 Uhr dann die Vergewaltigung. Weil sie keinen Sex wollte, wurde C. brutal. Die Anklage: „Er zwang sie zum Oralverkehr. Schlug sie mehrmals, riss ihr die Haare raus. Dann kam K. ins Zimmer – weil er sein Handy suchte. Der Angeklagte billigte das Geschehen. C. wollte noch Analverkehr mit dem Opfer haben.“ K. habe gesagt, dass er auch mal wolle. Als der 25-Jährige den Raum verließ, hatte er „ungeschützten Vaginalverkehr“ mit der Frau. Schlug sie gegen Körper und Gesicht, so die Anklage. Danach kam C. ins Zimmer, zwang das Opfer zum Vaginalverkehr.

Staatsanwalt Grundke: „Der Angeklagte und C. haben das Opfer geschlagen und getreten. Während der Tat ist auch der Doppelbogen am Doppelbett abgebrochen, die Couch wurde auch durch Schläge und Tritte beschädigt. Wer von den beiden dafür verantwortlich ist, konnte nicht aufgeklärt werden.“

Täter verstecken die Beweise

Eine brutale Mehrfachvergewaltigung. Gegen 7.40 Uhr rettete sich die Frau fast nackt zu den Nachbarn, schlug Alarm. Die Täter versteckten noch die Beweise wie das Leintuch und die Damenstiefeletten in der Ferienwohnung. K. soll sich die Jacke der Frau geschnappt haben und mit einem Bekannten nach Karlsruhe geflüchtet sein.

Durch den Ausschluss der Öffentlichkeit wird erst bei der Urteilsverkündung klar sein ob K. gesteht. Nach dem bisherigen Terminplan könnte das am Mittwoch oder Donnerstag diese Woche sein.