Der Effringer Gesangverein verabschiedete seinen Chorleiter und Dirigenten Paul Ehrmann nach fünfeinhalb Jahren. Foto: Kosowska-Németh

Das jüngste Konzert in der Effringer Marienkirche bewegte die Zuhörer sehr und weckte Emotionen. Nach fünfeinhalb Jahren ging die Zusammenarbeit des Chorleiters Paul Ehrmann mit dem Gesangsverein Eintracht Effringen mit einem musikalischen Abschiedsabend zu Ende.

Seit 2018 ist Paul Ehrmann Chorleiter der Eintracht Effringen. Der 24-jährige Organist, Pianist und Dirigent schließt gerade sein Masterstudium an der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen ab. Schon als Kind begeisterte es sich für Orgelmusik. Stark motiviert von seiner Pädagogin Eva-Magdalena Ammer, besuchte er inzwischen mehrere Meisterkurse in Deutschland, Frankreich und Dänemark. Darüber hinaus absolvierte er ein Erasmus-Semester im künstlerischen Orgelspiel und Improvisation an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz (Österreich).

Jede Woche standen stundenlange Proben an

Nun will Ehrmann seine musikalische Ausbildung mit dem Masterstudium im Fach Chorleitung an der Hochschule für Musik Dresden fortsetzen. Damit verlässt er allerdings den Gesangverein in Effringen.

Man fragt sich, wie der offensichtlich restlos ausgebuchte Jungmusiker die Zeit fand, mit den Effringer Sängerinnen und Sänger jede Woche zwei Stunden lang zu proben – und zwar mit einem erstaunlichen Endergebnis. Allein das thematisch ausgerichtete Programm mit dem Volksliederzyklus „The Sprig of Thyme“ von John Rutter und dem „Simple Symphony“ von Benjamin Britten zeugte vom Ideenreichtum und künstlerischer Kompetenz des Chorleiters. Obendrauf gewann Ehrmann einige Instrumentalisten von Camerata viva Tübingen, die seine sanfte wie suggestive Gestik in eine klangliche Einheit der Streicher, Holzinstrumente und Harfe umsetzten.

Sopranistin Irina Maria Antesberger begleitete die Effringer Sänger und Sängerinnen. Foto: Kosowska-Németh

Teils in englischer Sprache, teils auf Deutsch besang der gemischte Chor aus Effringen die Naturschönheit der Britischen Inseln sowie volkstümliche Lebensfreude ihrer Bewohner. Jedes Lied – sei es ein Wiegenlied, Naturszene oder verliebtes Seufzen – drückte authentische Gefühle und Stimmungen aus, wobei der robuste Gesang der interpretatorischen Linie des Dirigenten folgte und der Sopranistin Irina Maria Antesberger gerne den Vortritt gewährte.

Die an Kinderlieder angelehnte „einfache“ Symphonie enthüllte hier eine Fülle interpretatorischer Fantasie, ausgelassener Emotionalität und technischer Sicherheit. Interessanterweise teilte der Chorleiter beide Hauptwerke des Abends auf, sodass vokale und instrumentale Musik ihre Vorzüge abwechselnd präsentierten oder aber das gesamte Klangbild mitgestalteten.

Chorleiter gab viele künstlerische Impulse

Ehrmann vertonte das 18. Sonett von William Shakespeare „Soll ich dich einem Sommertag vergleichen“ und widmete es seiner Formation als „Abschiedsgeschenk“. Auch dieses Stück fand einen lauten Publikumszuspruch.

Nach dem frenetischen Schlussbeifall bedankte sich der Vorstandsvorsitzende des Gesangvereins Werner Dengler bei dem ausscheidenden Chorleiter für die gemeinsamen Jahre und viele künstlerische Impulse, dann wiederholte das Gesamtensemble zwei Sätze aus dem „The Sprig of Thyme“ als Zugabe.