Ein Prosit auf 2024 – rund 850 Gäste lassen sich den Neujahrsempfang im Franziskaner Konzerthaus nicht entgehen. Foto:  

Neujahrsempfang in Villingen-Schwenningen – ein rauschender Auftakt für 2024 war’s nicht. Stattdessen aber wurden die Gäste in den Sonntagabend entlassen mit ganz vielen Impulsen zum Nachdenken über die Demokratie und die Projekte, die VS vor sich hat.

Etwa 850 Besucher dürften es gewesen sein, die im für 900 Personen bestuhlten Franziskaner Konzerthaus Platz genommen hatten und gespannt waren auf das, was der Oberbürgermeister Jürgen Roth ihnen an diesem Abend beim von Tobias Heuft moderierten Neujahrsempfang zu sagen hatte.

Zunächst jedoch Wohlklingendes: Die Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen unter Dirigent Markus Färber spielte auf – gewohnt gekonnt, präzise und fein abgestimmt in den einzelnen Registern.

Ein „Unvollendetes“ und manch Innovatives

Erklang eben noch Dur, schlug Oberbürgermeister Jürgen Roth in seiner Rede schon bald um in einige Moll-Töne. Zunächst aber ein kleiner Rundflug via Leinwand über VS. Was dann kam, war für manche ein träumerischer Höhenflug, für andere hingegen die solide Basis einer aufstrebenden Zukunft für das Oberzentrum: ein neues Hallenbad, ein wieder-, wenn auch alternativ belebtes Rössle – „es erinnert ein wenig an Beethovens zehnte Sinfonie“ (die „Unvollendete“) –, ein neues Quartier Oberer Brühl, ein solide aufgestelltes Klinikum und gut ausgestattete Ärztelandschaft („die Situation kann so nicht weitergehen“) und ein Museumsquartier auf dem Bürk-Areal zum Beispiel. Nicht zu vergessen: ein „Online-Bürgerbüro“ ab Jahresmitte 2024, mit dem VS, so prophezeite es Jürgen Roth am Sonntagabend „bundesweit führend“ werden dürfte.

Was Roth in der Zeitmaschine sieht

Den Boden der Tatsachen brachte Roth vor der Schwärmerei über diese Zukunftsprojekte auf den Punkt: „Sie kennen die großen Probleme, vor denen Städte heute stehen: Die engen finanziellen Spielräume. Dazu die Themen bezahlbarer Wohnraum, Integration von Migrantinnen und Migranten, Fachkräftemangel sowie der drängende Klimaschutz...“

Und doch war für den Oberbürgermeister gewiss: „Das ist keine Träumerei. Ich glaube daran: Das können wir ermöglichen!“ Dazu passte Roths abschließendes Szenario: „Wenn wir in der Zeitmaschine 20 Jahre vorausspringen und dann zurückblicken, haben wir die Chance zu sagen, das waren die richtigen Entscheidungen.“ Eine davon sollte nach Möglichkeit „ein neues gemeinsames zentrales Bad mit mehr Schwimmfläche als je zuvor in der gesamten Stadt“ sein, blickte der OB in seine Wunsch-Zukunft und damit auf ein Thema, das der Gastredner und Institutsdirektor Ulrich Eith – übrigens ein waschechter Villinger – sich für seinen Vortrag „Impulse zur Zeit“ vorgenommen hatte.

Eine Liebeserklärung

Was er unter diesem Titel vortrug, war jedoch kein Gute-Laune-Impuls, und schon gar keine leichte Kost. Im Gegenteil: „Es sind epochale Umbrüche, die wir zur Zeit erleben.“ So bohrte er den Finger schonungslos in die derzeit klaffende Wunde: immer mehr Menschen mit immer größeren Zweifeln an der Demokratie.

Und so geriet sein Appell an aufrechte Demokraten zur reinsten Liebeserklärung an die Demokratie. Und die ist in seinen Augen kein bequemer Partner, sondern einer mit Ecken und Kanten – oft „langsam, mühsam“ und auch mal frustrierend, aber umso lohnenswerter. Schließlich garantiere sie wie keine andere Staatsform individuelle Freiheitsrechte und dem Menschen seine Würde. Christoph Walters „Thanks to the Gardener“ spielte die Stadt- und Bürgerwehrmusik zum Abschluss vor dem geselligen Beisammensein im Foyer, als wär’s – nach Eith – gerichtet an jene, die das Pflänzlein Demokratie zu hegen und zu pflegen wissen.