Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums, stellt die Zahlen des Jahresabschlusses für 2021 vor. Foto: Neß

Die Corona-Pandemie schlägt sich im wirtschaftlichen Ergebnis des Schwarzwald-Baar-Klinikums deutlich nieder. Das negative Ergebnis ist nicht die einzige Herausforderung, die das Klinikum zu bewältigen hat.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das vergangene Pandemie-Jahr hat dem Schwarzwald-Baar-Klinikum mit seinen Häusern in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen sehr viel abverlangt. Das Versprechen des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, Kliniken würden nicht in die roten Zahlen rutschen, habe wohl nur für das erste Pandemie-Jahr gegolten, meint Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums, im Rahmen der Vorstellung der Zahlen aus dem Jahresabschluss für 2021. Bei einem Umsatz von 298 Millionen Euro muss das Klinikum für das Jahr 2021 einen Fehlbetrag in Höhe von 6 284 000 Euro verzeichnen. Damit rutscht es zum ersten Mal seit dem Umzug in den Zentralbereich von Villingen-Schwenningen in die roten Zahlen. Um so dankbarer ist Geiser um einen vom Kreistag gewährten Zuschuss in Höhe von fünf Millionen Euro, welcher allerdings schon im Fehlbetrag mit inbegriffen sei.

Klinikum verzeichnet 2021 170 Corona-Tote

2021 hat das Schwarzwald-Baar-Klinikum 1480 Patienten mit Covid-19 behandelt. 170 Patienten sind an oder mit Corona gestorben. Die Pandemie habe dem Personal auch im vergangenen Jahr hohe Flexibilität und ständige organisatorische Umstellungen abverlangt. Das Klinikum sei sehr stark von den politischen Entscheidungen abhängig, die in der Corona-Pandemie teilweise sehr kurzfristig und manchmal auch zu spät gekommen seien, meint Geiser. Zudem sei auch das Personal von Corona-Infektionen betroffen, wodurch die hohen Ausfallzeiten kompensiert werden müssten. Geiser bedauert, dass der Beifall für die Pflegekräfte im zweiten Pandemiejahr im Vergleich zum ersten stark abgeebbt sei. "Das Personal hätte es verdient, es hängt sich sehr rein", betont er. Auch die Leistungen aus Stützungsprogrammen seien stark reduziert worden, hinzu kommen massive Sachkostensteigerungen und Lieferengpässe. Allein für PCR-Tests, die bei jedem stationären Patienten vor der Aufnahme gemacht werden, seien 2021 rund 1,7 Millionen Euro angefallen.

Fehlende Strukturen für zunehmende Ambulantisierung

Derzeit sieht sich das Klinikum, wie Geiser näher erläutert, mit zwei herausfordernden Entwicklungen konfrontiert. Im Rahmen der Ambulantisierung finde eine zunehmende Verlagerung der stationären hin zur ambulanten Patientenversorgung statt. "Die bislang strengen Trennlinien zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten hinsichtlich der Versorgung und Finanzierung werden zunehmend verschwimmen und bröckeln", ist sich Geiser sicher. Im Moment würden die ambulanten Strukturen für diesen Wandel allerdings nicht ausreichen. Geiser appelliert hier auch an die Politik, dass die entsprechenden Strukturen geschaffen werden.

Fachkräftemangel bereitet dem Geschäftsführer große Sorgen

Neben der Ambulantisierung bereitet dem Geschäftsführer auch der Fachkräftemangel große Sorgen, welcher sich sowohl mittel- als auch langfristig abzeichne. Derzeit beschäftigt das Klinikum 2195 Vollkräfte, das sind rund 3300 Beschäftigte. "In der Pflege würden wir gerne 50 Stellen mehr besetzen", sagt Geiser. Außerdem würde es auch an OP- und Intensivpflegekräfte fehlen, die generell sehr schwer am Markt zu bekommen seien.

Digitalisierungsprogramm für Krankenhäuser schreitet voran

Trotz der Herausforderungen, die das Klinikum derzeit zu bewältigen hat, gebe es auch einen positiven Effekt der Pandemie. Das sogenannte Krankenhauszukunftsgesetz, ein Digitalisierungsprogramm für die Krankenhäuser, soll auf Initiative des Bundes in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum hat damit schon begonnen und in einem ersten Schritt die elektronische Medikamentenverordnung für alle Patienten umgesetzt. In einem nächsten Schritt sollen die Intensivstationen komplett digitalisiert werden, damit man dort auf den Gebrauch von Papier verzichten könne. Im Rahmen des dritten Projekts wolle man außerdem die digitale Kommunikation von Patienten mit dem Klinikum ausbauen und stärken.

Mit Blick auf die Zukunft ist sich Geiser sicher, dass man es auch 2022 noch nicht auf das alte Niveau schaffen wird – insbesondere auch, aufgrund der derzeitigen Kostenentwicklung.