Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker Foto: Peer Meinert

2024 feiert der Nationalpark Schwarzwald sein zehnjähriges Bestehen. Jetzt steht die Frage im Raum: Wie soll es weitergehen?

Das Wichtigste zum Thema Zukunft des Nationalparks Schwarzwald sagte die baden-württembergische Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Thekla Walker beinahe nebenbei: „Ich hoffe, wir sehen uns wieder – vielleicht, wenn der Nationalpark erweitert wird oder 2024 zum zehnjährigen Jubiläum.“

Für eine „kompakte, sinnvolle Erweiterung“ des Parks setzte sich die Ministerin ein. Sie sprach vom Lückenschluss, dem Zusammenwachsen der beiden Teilstücke des Nationalparks. Es hörte sich an, als sei die Erweiterung bereits beschlossene Sache. Es gebe zwar einen „breiten Konsens“ für die Erweiterung, doch zugleich müsse beachtet werden, „dass auch die Anrainer gehört werden müssen“. Sie deutete an, dass die Entscheidung nicht mehr allzu lange aufgeschoben werden könne. „Irgendwann muss entschieden werden.“

Die Unterteilung in zwei Teilstücke ist auch zehn Jahre nach seiner Gründung noch ein Schönheitsfehler des Parks – die Parkleitung selbst spricht von „zwei kleinen Inseln“. Beide Flächen zusammen betragen 10 000 Hektar. Das entspricht der Mindestgröße eines Nationalparks, wie sie von der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUCN) festgelegt ist. Experten meinen, zur natürlichen Waldentwicklung braucht es möglichst große zusammenhängende Flächen.

Laien erarbeiten Empfehlungen

Doch bei der Veranstaltung am Ruhestein ging es nicht nur darum. Der Nationalpark hatte in eigener Sache geladen. Es ging um die Weiterentwicklung. Ein Bürgerforum aus mehreren Dutzend nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Laien hatte Empfehlungen erarbeitet. Insgesamt sind fast 700 Anregungen zusammengekommen, etwa zum Thema Prozess- und Artenschutz.

Um das Verständnis der Menschen für den Artenschutz zu verstärken, müssten die Besucher besser informiert werden. Dazu könnten Infotafeln sowie ergänzende QR-Codes entlang der Wanderwege dienen. Zudem könnten Wander-Apps zur Verfügung gestellt werden. Ganz allgemein heißt es zum Thema Artenschutz: „Dazu sollen die Kernzonen erweitert und der Zugang zu den Kernzonen durch weniger Wege eingeschränkt werden.“

Bekämpfung der Lärmbelästigung

Konkret wurde auch der Lückenschluss des Parks angesprochen: „Darüber hinaus soll die Verbindung der zwei Teilgebiete angestrebt werden, um eine großräumige Beruhigung im Park zu ermöglichen.“ Auch um die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs zum Nationalpark ging es. Eine stärkere Nutzung von digitalen Informationen zu Fahrzeiten von Bahnen und Bussen wurde gefordert.

Zur Bekämpfung der Lärmbelästigung durch den Verkehr wurde das Projekt eines „Schweigekilometers“ vorgeschlagen: Ein 1000 Meter langer Straßenabschnitt solle zur Gedenkstätte erklärt werden, an der Auto- und Motorradfahrer die Geschwindigkeit drosseln sollen – auch um dabei der Verkehrstoten auf der Strecke zu gedenken. Empfohlen wurde der Einsatz von Lärmblitzern. Einer der wenigen Vorschläge, die vom Bürgerforum eindeutig abgelehnt wurde, war eine Seilbahn, die Besucher vom Rheintal in den Park bringen sollte.

Unmut bei Anwohnern

Auch das heiße Eisen Nationalpark und Anwohner wurde vom Bürgerforum angepackt. So wurde eingeräumt, dass etwa die Sperrung von Wegen in direkter Umgebung von Ortschaften für erheblichen Unmut bei den Anwohnern geführt hat. Empfohlen wurden Sonderregeln für Anwohner.

Dass angesichts des Klimawandels und des Artensterbens ein geschützter Raum für die Natur besonders wichtig ist, betonte die Ministerin mehrmals. „Es ist gut, dass wir den Nationalpark gegründet haben“, sagte Walker. „Wir brauchen die unberührte Natur.“