Patrick Bantle vom Vorstand des Fördervereins der Freien Schule Rottweil/Oberndorf erläutert die Pläne. Foto: Kost

Die geplante Gründung einer "Freien Schule" sorgt im Kreis Rottweil seit einiger Zeit für Gesprächsstoff – vor allem hinter den Kulissen. Die Suche nach geeigneten Räumen war bislang erfolglos. Jetzt kommt die Schule im Nachbarlandkreis unter.

Kreis Rottweil/Haigerloch-Stetten - In den vergangenen Monaten hatte die Elterninitiative in verschiedenen Gemeinden des Kreises, unter anderem in Aichhalden und Eschbronn, wo Schulen leerstehen, bezüglich der Nutzung der Gebäude nachgefragt. Bislang vergeblich. Die Gremien lehnten jeweils ab.

Querelen in der Corona-Hochphase gingen voraus

Vorausgegangen waren der Schulneugründung Querelen bezüglich der Corona-Regeln in Schulen. Viele Kinder waren dem Unterricht ferngeblieben und privat unterrichtet worden. In diesem Kontext will sich die neue Freie Schule, die sich mit ihrem Konzept auch im Internet präsentiert, aber nicht sehen.

Patrick Bantle und Frank Schneider stellten die "Freie Schule Fuchsbau" nun den Stettener Ortschaftsräten vor. Die beiden sind zusammen mit Elisabeth Günthner Vorsitzende des am 31. Oktober 2021 gegründeten gemeinnützigen Vereins "Lernen mit Freude", der als Träger hinter der Schule.

Ganz normale Leute

"Wir sind ganz normale Leute", meinte Bantle – selbst gelernter Maschinenbauingenieur, jetzt aber als Lehrer am Technischen Gymnasium Rottweil tätig – in Bezug auf die Zusammensetzung des 24 Mitglieder zählenden Vereins. Zu diesem würden Handwerker genauso gehören wie Pädagogen, Selbstständige, Angestellte oder Unternehmer. Alle aus dem Raum Rottweil und Oberndorf und laut Bantle "Visionäre und Mutige, die ihren Kindern eine andere Art des Lernens ermöglichen wollen".

Initiatoren stellen Konzept vor

Gedacht sei an den Aufbau einer Grund- und Werkrealschule von Klasse eins bis acht, die jedoch klassenübergreifenden Unterricht anbietet. Beim Start werde man fünf bis sechs begleitende staatlich ausgebildete Lehrkräfte haben sowie ehrenamtlich tätige Personen. Das Unterrichtskonzept, so Patrick Bantle weiter, sei inzwischen genehmigt und es gebe viele Firmen, welche die Schule unterstützen.

Kleinbusse sollen in Einsatz kommen

Vorgesehen ist ein Unterricht, der bis auf den Donnerstagnachmittag ausschließlich an Vormittagen stattfinden. Den weiten Weg aus dem Kreis Rottweil nach Haigerloch will man täglich mit zwei, drei Kleinbussen bewältigen. Ma erwäge aber auch, mit Hilfe von Sponsoren ein Busunternehmen zu beauftragen, ergänzte Fördervereinsvorstand Bantle.

Auf das leerstehende Schulgebäude in Stetten sei man durch einen Zufall gekommen. Man war nämlich der Freien Schule Zollernalb bei deren Umzug von Engstlatt bei Balingen nach Haigerloch aufs Schlossfeld behilflich. Und dabei kam das Gespräch auf den leer stehenden Schulkomplex in Stetten, den sich die Fuchsbau-Verantwortlichen auch gleich ansahen – und davon begeistert waren.

Die Zeit drängt, denn das Schuljahr hat bereits angefangen. Man sei weiter auf der Suche nach Unterrichtsräumen, bis man etwas Eigenes hat. Zumindest für das erste Schulhalbjahr. "Wir haben in Rottweil ein Gebäude in Aussicht", so Patrick Bantle. Wie schnell sich dieses Ziel konkretisieren lässt, hänge von der Baugenehmigung ab.

Einzug in Stetten wäre sofort möglich

In Stetten erwies sich die Lage dagegen ganz einfach. Ortsvorsteher Walter Stocker betonte, dass man eine tolle Einrichtung habe, die zu Unrecht nicht genutzt werde. Stocker: "Es ist alles da, man muss hier nur nass rauswischen und kann sofort einziehen." Freilich könne man der Freien Schule Rottweil/Oberndorf nur eine temporäre Heimat anbieten. Wenn nämlich in Trillfingen die Grundschule saniert werde, würde Stetten als Ausweichquartiert gebraucht.

Den Verantwortlichen und Unterstützern war die Freude sichtlich anzumerken, als der Ortschaftsrat Stetten einen einstimmigen Beschluss fasste, den künftigen Fuchsbau-Schülern und deren Lehrkräften bis zum Beginn des nächsten Schuljahres Unterschlupf zu gewähren. Wenn der Haigerlocher Gemeinderat auch zustimmt, muss die Stadtverwaltung die finanziellen Konditionen mit dem Förderverein "Lernen mit Freude" aushandeln und einen Mietvertrag formulieren.

Noch steht also nicht fest, wie es nach der Interimslösung im Nachbarkreis weitergeht – womöglich eben in Rottweil.