In der Notaufnahme des Pforzheimer Helios-Klinikums war der Brand ausgebrochen. Foto: Verena Parage

Am Abend des 2. Mai starb ein Mann im Pforzheimer Helios-Klinikum bei einem Brand in der Notaufnahme. Der Verstorbene war fixiert. Nun wird bekannt: Es besteht der Verdacht, dass diese Fixierung rechtswidrig war. Und dass der Mann den Brand selbst verursacht hat.

Eigentlich war es nur ein kleines Feuer gewesen, das am späten Abend um 22.37 Uhr die automatische Brandmeldeanlage des Pforzheimer Helios-Klinikums ausgelöst hatte. Der Einsatzleiter der Feuerwehr an jenem Abend sprach später gegenüber unserer Redaktion von einem brennenden Papierkorb. Der giftige Brandrauch, der sich in der Notaufnahme ausbreitete, wirkte jedoch verheerend. Am Ende war ein Patient tot.

Viele Fragen blieben offen. Im Nachgang stellte sich heraus, dass der Tote nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft schwer alkoholisiert eingeliefert worden sei und sich zudem aggressiv verhalten habe. Und: dass er fixiert worden war.

Dass das Feuer im Behandlungszimmer des späteren Todesopfers ausgebrochen war, wollte die Polizei zunächst nicht kommentieren.

Nicht überwacht?

Nun, rund sechs Wochen später, nennen Staatsanwaltschaft und Polizei in einer gemeinsamen Mitteilung weitere Einzelheiten. „Nach den bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass die Fixierung des Verstorbenen nicht richterlich angeordnet worden und daher rechtswidrig war“, heißt es in dem Schreiben. Zudem bestehe der Verdacht, dass der Verstorbene nicht ununterbrochen überwacht wurde.

Ein Karlsruher Anwalt hatte bereits kurz nach dem tödlichen Brand Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt – wegen des Verdachts eines Tötungsdeliktes durch Unterlassen. Der Anwalt hatte angegeben, dass während einer Fixierung eine „Sitzwache“ zwingend erforderlich sei, die aber offenbar nicht stattgefunden habe.

Verdacht der Freiheitsberaubung

Sicher ist: „Die bisherigen Ermittlungen haben Anhaltspunkte dafür ergeben, dass der Brand in der Nähe des Verstorbenen ausgebrochen ist. Es besteht insoweit der Verdacht, dass der Verstorbene den Brand selbst verursacht hat“, berichten die Behörden.

Die Zweigstelle Pforzheim der Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat daher nun ein Ermittlungsverfahren gegen insgesamt neun Bedienstete des Klinikums eingeleitet. Nach bisherigen Erkenntnissen seien diese „am Abend des 2. Mai an der Fixierung oder an der Betreuung beziehungsweise Beaufsichtigung des Verstorbenen beteiligt waren“, erklären Polizei und Staatsanwaltschaft. Es bestehe insoweit zunächst der Verdacht der Freiheitsberaubung durch die Fixierung. Inwieweit den Beschuldigten dadurch auch der Tod des Verstorbenen strafrechtlich zuzurechnen sei, sei aktuell noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Psychologische Unterstützung

Wie das Helios-Klinikum bereits kurz nach Bekanntgabe des aktuellen Ermittlungsstandes in einer Pressemitteilung schreibt, seien die von den Ermittlungen betroffenen Mitarbeiter „bis auf Weiteres freigestellt“. Die zuständigen Ermittlungsbehörden würden an der Aufklärung arbeiten und vom Klinikum uneingeschränkt unterstützt.

„Wir bedauern den Tod des Patienten, der bei dem Brand in unserer Notaufnahme ums Leben gekommen ist, sehr. Das haben wir auch gegenüber seiner Familie zum Ausdruck gebracht“, bekräftigt das Klinikum. Die Mitarbeiter hätten „in Schweigeminuten und in einem Gedankenbuch ihre Trauer und ihr Beileid bekundet und wurden von einem psychologischen Einsatzkräfte-Nachsorgeteam bei der Verarbeitung des bestürzenden Ereignisses begleitet. Diese psychologische Unterstützung haben wir auch der Familie angeboten“.

Aufgrund der laufenden Ermittlungen werde man sich jedoch nicht weiter zu dem tragischen Ereignis äußern können.