Feuerwehrleute mit Atemschutz stehen vorm Haupteingang des Pforzheimer Helios-Klinikums: Hier geht es auch in die zentrale Notaufnahme, wo am späten Dienstagabend ein Brand ausgebrochen ist. Foto: dpa/Markus Rott/EinsatzReport24

Im Pforzheimer Helios-Klinikum bricht in der Nacht zu Mittwoch ein Feuer aus. Bis auf eine Person können sich alle Mitarbeiter und Patienten in Sicherheit bringen.

Im Pforzheimer Helios-Klinikum bricht in der Nacht zu Mittwoch ein Feuer aus. Bis auf eine Person können sich alle Mitarbeiter und Patienten in Sicherheit bringen.

 

Ausgerechnet der Ort, wohin Menschen im Notfall oft gehen, um sich helfen zu lassen, wird zur tödlichen Falle: Bei einem Brand in der Notaufnahme des Pforzheimer Helios-Klinikums ist ein Patient ums Leben gekommen. Dabei war das Feuer eigentlich nur ein Feuerchen.

Der Einsatz Der Alarm war um 22.37 Uhr in der integrierten Leitstelle Pforzheim-Enzkreis eingegangen, berichtet Guido Lobermann. Der stellvertretende Kommandant der Pforzheimer Feuerwehr war als Einsatzleiter vor Ort – mit insgesamt 45 Kräften und 13 Fahrzeugen. Bei diesem ersten Alarm handelte es sich um einen automatischen Brandmeldealarm. Noch während der Anfahrt sei dann die telefonische Information aus dem Krankenhaus eingegangen, dass in der Notaufnahme ein Papierkorb brenne und diese verraucht sei, erzählt Lobermann. „Wir haben dann gleich nachalarmiert.“

Um 22.44 Uhr waren die Rettungskräfte vor Ort: Die zentrale Notaufnahme sei stark verraucht gewesen. Nach bisherigen Erkenntnissen befanden sich zum Zeitpunkt der Brandentstehung rund 20 Menschen in den Räumlichkeiten, teilt die Polizei mit. „Patienten und Mitarbeiter waren mit einer Ausnahme in Sicherheit“, erläutert Guido Lobermann: Eine Person befand sich noch in den Räumen. Zehn Minuten später fand die Feuerwehr den leblosen Mann im verrauchten Bereich.

Das Opfer Ob es sich bei dem Todesopfer um einen Mann oder eine Frau, um einen Mitarbeiter oder Patienten handelt, das wollte die Polizei zunächst nicht sagen. Das Klinikum indes sprach am Mittwochmittag von einem Patienten.

Am Nachmittag gaben dann das Polizeipräsidium Pforzheim und die Staatsanwaltschaft eine gemeinsame Pressemitteilung heraus: Bei dem Toten „handelte es sich offenbar um einen zuvor in die Notaufnahme eingelieferten und schwer alkoholisierten Patienten der Klinik. Nach ersten Erkenntnissen war dieser im Vorfeld des Brandes aufgrund fremdaggressiven Verhaltens durch das Krankenhauspersonal an seinem Klinikbett fixiert worden.“

Die näheren Umstände dieser Fixierung und des vorangegangenen wie nachfolgenden Geschehens seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen. „Diese sollen sowohl die Rechtmäßigkeit der Fixierung klären als auch den Fragen nachgehen, ob die Fixierung für den eingetretenen Tod des Mannes ursächlich geworden ist und ob die im Umgang mit dem erkennbar fremdaggressiven Patienten gebotenen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen wurden“, heißt es weiter.

Die Staatsanwaltschaft hat laut Mitteilung zur genauen Klärung der Ereignisse und der Todesursache angeordnet, dass Sachverständige des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg hinzugezogen werden. Der Leichnam wird obduziert.

Guido Lobermann vermutet, dass dem Opfer das Rauchgas zum Verhängnis geworden ist. „Knapp unter zehn“ Personen hatten den giftige Brandrauch eingeatmet, teilt Christian Koch, Sprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim, auf Nachfrage mit. Wie viele genau es waren, das ermittelt die Polizei noch. Laut Feuerwehr sie lediglich ambulant versorgt werden.

Die Klinik „Das Personal ist zwar für solche Fälle geschult, doch das ist für uns alle ein Schock. Wir haben unsere Seelsorger und unser Kriseninterventionsteam bereits in der Nacht hinzugezogen, das allen Kolleg:innen bei Bedarf auch heute für weitere Gespräche zur Verfügung steht“, heißt es in einer Mitteilung des Krankenhauses.

Bei Notfällen im Klinikum greift demnach ein Krisen- und Notfallplan. Es werde umgehend ein festgelegtes Krisenteam zusammengerufen, dies war auch am späten Dienstagabend der Fall. Die Mitarbeiter der zentralen Notaufnahme hätten sofort mit der Evakuierung der Patienten begonnen.

Darüber hinaus erklärt Klinikgeschäftsführer David Assmann:„Unser aufrichtiger und herzlicher Dank gilt den vielen Mitarbeitern der zentralen Notaufnahme und aus allen anderen Bereichen, die im Moment des Brandereignisses sofort überlegt und vorbildlich reagiert haben und somit Schlimmeres verhindern konnten. Wir danken zudem den Rettungskräften, der Feuerwehr und der Polizei für die zügige Unterstützung und Sicherung der Lage. Allen Helfern, unserem Kriseninterventionsteam, den Technikern, Pflegekräften und Ärzten, die sich die gesamte Nacht über um Kolleg:innen und Patienten gekümmert haben: Wir danken Ihnen für Ihren herausragenden Einsatz! Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den Angehörigen des verstorbenen Patienten.“

Das Ende Der eigentliche Brand war nach 15 Minuten unter Kontrolle. Das Feuer hatte sich nur leicht ausgebreitet, einige Einrichtungsgegenstände und Kunststoffisolierungen sind verbrannt. Die Ursache ist noch unklar. Brandermittler des Kriminalkommissariats Pforzheim und Sachverständige des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg haben die Ermittlungen aufgenommen.

Der Schaden beläuft sich auf mindestens eine Million Euro.

Brand ist bereits nach 15 Minuten unter Kontrolle

Andere Bereiche des Krankenhauses waren kaum betroffen, lediglich der Rauch hatte sich etwas verbreitet. Die Stromversorgung war laut Klinik „jederzeit sichergestellt“, der übrige Krankenhausbetrieb lief normal weiter.

Für Guido Lobermann und seine Kollegen war der Einsatz um 1.50 Uhr beendet. Seit Mittwoch, 12 Uhr, hat auch die Notaufnahme wieder geöffnet.

Das Klinikum nach dem Brand

Betrieb
„Die Klinik hat die Behandlungsdisziplinen so umorganisiert, dass der Regelbetrieb ab Mittwoch, 3. Mai, seit 12 Uhr mittags wieder vollumfänglich gewährleistet werden kann“, heißt es in einer Mittelung des Helios-Klinikums Pforzheim. Kindernotfälle, neurologische Notfälle und die stationären Patienten seien die gesamte Nacht wie gewohnt versorgt worden.

Stellungnahme
„Unser aufrichtiger und herzlicher Dank gilt den vielen Mitarbeitern der Zentralen Notaufnahme und aus allen anderen Bereichen, die im Moment des Brandereignisses sofort überlegt und vorbildlich reagiert haben und somit Schlimmeres verhindern konnten. Wir danken zudem den Rettungskräften, der Feuerwehr und der Polizei für die zügige Unterstützung und Sicherung der Lage. Allen Helfern, unserem Kriseninterventionsteam, den Technikern, Pflegekräften und Ärzten, die sich die gesamte Nacht über um Kolleg:innen und Patienten gekümmert haben: Wir danken Ihnen für Ihren herausragenden Einsatz! Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt den Angehörigen des verstorbenen Patienten,“ erklärte Klinikgeschäftsführer David Assmann.