Die Ortschaftsräte Steffen Merz und Volker Eppler begutachten zusammen mit Jochen Schwab von der Chrisma GmbH die leerstehende Micro-Bäckerei, in die bald ein "Tante-m-Laden" einzieht. Foto: Eppler

Nach der Filialschließung der Metzgerei Mengis vor einem Jahr und die der Micro-Bäckerei Ende Mai steht Tieringen ohne Nahversorger da. Doch es zeichnet sich Besserung ab. Die Lösung heißt Tante-m.

Meßstetten-Tieringen - Seit Juni gibt es in Tieringen weder Bäcker noch Metzger noch Lebensmittelladen. Wer also Einkaufen möchte, kommt nicht drumrum, mit dem Auto nach Meßstetten, Balingen oder Albstadt zu fahren.

Eine Situation, die so nicht tragbar ist, fanden Ortschaftsrat und Bürger. Eine Arbeitsgruppe Nahversorgung mit Ortschaftsräten hat sich daher intensiv Gedanken darüber gemacht, wie man den Tieringern wieder eine Möglichkeit geben könnte, sich im Ort mit den wichtigsten Lebensmitteln einzudecken, erzählt Ortschaftsrat Steffen Merz. In der Chrisma GmbH und ihren "Tante-m-Läden" wurden sie fündig. Tante-m ist ein Konzept, welche die Nahversorgung im ländlichen Bereich auch nach Schließung der Dorfläden aufrecht hält. Das Besondere daran – die Betreiber setzen auf Selbstbedienung. In Trillfingen eröffnete zum Jahresbeginn eine Tante-m-Filiale, in Gauselfingen gibt es eine solche bereits seit einem Jahr und auch in Erlaheim soll Tante-m bald den erneut geschlossenen Dorfladen ersetzen.

Eröffnung im Herbst

Merz erzählt, dass derzeit die ehemalige Micro-Filiale in der Wasserscheide 7 ausgeräumt und renoviert wird, um Platz für das Mobiliar der künftigen Tante-m-Filiale zu schaffen. Eine Eröffnung sei Ende Oktober, spätestens Anfang November geplant

"Tante-m"-Betreiber Christian Maresch setzt bei seinen Läden auf ein neues und doch bewährtes Konzept. Den Kunden steht ähnlich wie in einem Dorfladen ein kleines Vollsortiment mit ungefähr 1100 Artikeln zur Verfügung. Alkohol und Tabakwaren seien da allerdings ausgenommen.

Regionale Lieferanten

Beliefert werde Tante-m unter anderem von Edeka sowie der Firma Utz, einem Verband regionaler Lieferanten. Um die Schließung von Dorfbäcker und Dorfmetzger zu kompensieren, wird das Sortiment durch Frische Backwaren, Fleisch und Wurst sowie Obst und Gemüse ergänzt. Laut Merz möchte der künftige Betreiber dafür Lieferanten aus der näheren Umgebung gewinnen.

Für den Rückzug der Nusplinger Metzgerei Mengis war auch mangelndes Personal ein Argument. Dass es insbesondere auf dem Dorf schwierig ist, Personal zu gewinnen und zu bezahlen, wissen die Tante-m-Macher. Deswegen setzt das Konzept auf Selbstbedienung: Die Kunden tätigen ihre Einkäufe und scannen die ausgewählten Produkte selbstverantwortlich ein. Bezahlt werden kann per EC-Karte, Kreditkarte, aufladbarer Kundenkarte, mit dem Smartphone, sowie bar in ein sogenanntes "Vertrauenskässle". An zwei Tagen werde zu bestimmten Zeiten ein Service-Mitarbeiter vor Ort sein.

An sieben Tagen geöffnet

Da die Wünsche der Kunden vielfältig sind und natürlich variieren, gibt es die Möglichkeit, "Wunschzettel" auszufüllen, um das Sortiment an die Kundenbedürfnisse anzupassen.

Auch die Öffnungszeiten des modernen Dorfladens sind ungewöhnlich – aber flexibel. Das Selbstbedienungskonzept ermöglicht es, den Laden an sieben Tagen in der Woche von 5 bis 23 Uhr zu öffnen.