"Here comes Schurter!" rief Rob Warner, Kommentator bei Red Bull TV, als der Schweizer 2016 beim Weltcup um eine halbe Radlänge seinen französischen Widersacher Julien Absalon siegte – der Ruf ging von Tailfingen um die Welt und fehlt in keinem TV-Trailer zum Weltcup. Foto: Lynn Sigel

Ob live vor Ort oder am anderen Ende der Welt vor dem TV-Bildschirm – die Weltcuprennen in Albstadt haben den Fans praktisch in jedem Jahr die volle Ladung Cross Country-Action geboten.

Albstadt-Tailfingen - Für den spektakulären Auftakt sorgte 2013 Daniel McConnell, der völlig überraschend sein erstes und bis heute einziges Weltcuprennen gewonnen hat. Bei äußerst widrigen Bedingungen rieben sich einige Experten die Augen, als der damals 27-Jährige als Erster auf die Zielgerade vor der Zollernalbhalle einbog und die etablierten Stars Nino Schurter, Jaroslav Kulhavy und Julien Absalon alle hinter sich ließ.

Im Folgejahr standen in Albstadt zwei Franzosen im Mittelpunkt – und ein neues Schaltsystem. 2014 präsentierte Shimano im Bullentäle die Di2-Schaltung, die bei internationalen Pressevertretern für jede Menge Aufsehen sorgte. Es war die erste elektronische Schaltung überhaupt, die jemals für ein Mountainbike in Serienproduktion gehen sollte.

Pauline Ferrand-Prévot erreicht Historisches

Passend dazu hatte sich Julien Absalon mit eben diesem aufsehenerregenden Schaltwerk den Weltcupsieg geholt und sich damit auch für das verkorkste Rennen aus dem Vorjahr revanchiert.

Bei den Damen triumphierte Pauline Ferrand-Prévot, die im selben Jahr Historisches erreichen sollte: Als erste und bis heute einzige Athletin gewann sie innerhalb eines Jahres die WM-Titel im Mountainbiken, auf der Straße sowie im Cyclo Cross.

2015 wurde es dann dramatisch: Nino Schurter war auf dem besten Weg, erstmals im Albstädter Bullentäle zu triumphieren, als er nach einem packenden Duell mit Julien Absalon bis wenige Meter vor dem Ziel führte und dann stürzte. Absalon zog vorbei und feierte seinen 30. Weltcupsieg. "Die Lücke zu Absalon war größer als zehn Meter, es hätte auf jeden Fall sehr gut für mich ausgesehen. Aber so ist der Rennsport", kommentierte Schurter das dramatische Finale damals.

"Albstadt-Fluch" für Nino Schurter

Wer nun dachte, dramatischer gehe es nicht mehr, der hat mit ziemlicher Sicherheit das Herrenrennen 2016 verpasst. Denn dort gab es ein neues Drama im Duell Nino Schurter gegen Julien Absalon – dieses Mal mit dem besseren Ende für den Schweizer. Schurter siegte im Zielsprint mit einer halben Radlänge vor seinem großen französischen Widersacher und konnte damit endlich seinen "Albstadt-Fluch" beenden. Der Aufschrei beim Zielsprint "Here comes Schurter!" von Rob Warner, Kommentator bei Red Bull TV, ging um die Welt und durfte in Zukunft bei keinem Weltcup-Trailer im TV mehr fehlen.

Das Rennen der Damen war 2016 dagegen nur halb so spannend: Annika Langvad sicherte sich den Sieg vor Jenny Rissveds, die wenige Wochen später olympisches Gold in Rio gewann. "Ich habe mich während des Rennens nie umgedreht und wusste genau, welches Tempo ich fahren muss, um die anderen auf Abstand zu halten", so Langvad damals.

Short Track feiert 2018 Weltpremiere

Auch aus dem Jahr 2017 gibt es interessante Geschichten aus dem Bullentäle zu berichten. Beispiel gefällig? Auf dem U23-Podium der Damen standen damals Evie Richards, Kate Courtney und Sina Frei. Wenn in wenigen Wochen das Podium des Elite-Rennens genau gleich aussähe, wäre das wohl alles andere als eine faustdicke Überraschung. Bei den Herren landete im selben Jahr übrigens erstmals Mathieu van der Poel auf dem Podest – das niederländische Supertalent wurde Zweiter hinter Nino Schurter. In den Folgejahren mischte van der Poel in Albstadt immer ganz vorne mit. Und daran könnte sich auch 2021 nichts ändern, denn der 26-Jährige hat seinen Start beim Weltcup im Bullentäle schon angekündigt.

2018 feierte dann der Short Track in Albstadt Weltpremiere und in den XC-Rennen wurde es äußerst matschig – fahrtechnische Ausnahmeleistungen waren gefordert. Die Sieger am Ende: Jolanda Neff und Nino Schurter.

2019 kam es schließlich zur legendären Schlammschlacht im Bullentäle. Sintflutartige Regenfälle während des Herrenrennens sorgten für Bedingungen, die alles andere als alltäglich waren. Die Königin des Matschs hieß Kate Courtney, als König konnte sich Mathias Flückiger krönen. 2020 hätte die WM im Bullentäle folgen sollen. Ein Virus namens Sars-Cov-2 hat das verhindert.