Dem Wald im Kreis geht es durch die lange Trockenheit nicht gut. Die Bäume sind gestresst. Foto: Schnurr

Dem Wald im Kreis geht es durch die lange Trockenheit nicht gut. Die Bäume sind gestresst.

Chriistian Beck arbeitet seit Februar 2016 im Zollernalbkreis. Seit 1. Mai 2022 leitet er als Forstdirektor das Kreisforstamt.

Die Wälder in der Region kennt er gut, in fast jeder Gemeinde berichtet er jährlich über die kommunalen Forste. Und er weiß, dass es die anhaltende Hitze für die Bäume Stress bedeutet.

Wie geht es dem Wald im Zollernalbkreis momentan?

Nach den jüngsten Regenfälle etwas besser, sagt Beck. „Aber die Witterung belastet ihn schon.“ Der trockene Ostwind im Mai habe eine hohe Verdunstung bewirkt. „Boden und Bäume brauchten viel Wasser, aber nichts kam nach. Wir sind in einem Wasserdefizit.“

Welche Auswirkungen hat die Trockenheit auf den Forst?

„Wie Topfpflanzen welken auch Bäume. Wegen ihrer Größe werden sie zuerst an den Spitzen braun.“ Ein deutlicher Indikator, wenn Bäume unter Wassermangel leiden, sind grüne, aber trockene Blätter auf dem Boden. „Das weist auf ein Notprogramm hin, um die Verdunstung zu reduzieren.“ So weit sei es im Zollernalbkreis aber noch nicht, weiß der Forstamtsleiter.

Was wäre notwendig, um die Lage zu verbessern?

„Ein typischer Landregen – regelmäßiger, kräftiger Niederschlag. Nieselregen reicht nicht: Das Wasser muss eine Chance haben, in den Boden zu sickern.“ Doch die ausgedörrten Böden können das Wasser oft gar nicht richtig aufnehmen. Das erhöht bei Starkregen die Gefahr von Überschwemmungen.

Welche Maßnahmen gibt es, um die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu erhöhen?

„Das ist ein ganzer Komplex von Maßnahmen. Aber die eine, einfache, schnelle Lösung gibt es (noch) nicht.“

Beck nennt im Wesentlichen drei Ansätze:.Erstens kann man die Mischung der Baumarten verbessern. Wenn flach wurzelnde Nadel- neben tief wurzelnden Laubbäumen stehen, wird der Boden darunter besser genutzt und die Konkurrenz der Bäume untereinander um das begehrte Wasser ist geringer. Zweitens kann man neue Baumarten anpflanzen, die weniger empfindlich auf Trockenheit reagieren oder weniger Wasser benötigen. Diese Vorteile sind laut dem Forstdirektor aber nur ein Aspekt unter vielen bei der Auswahl von Setzlingen: „Die eine Wunderbaumart für alle gibt es nicht.“ Auch Faktoren wie der Widerstand gegen Frost, Krankheiten und Pilze sind wichtig. Die Tage von Fichten-Monokulturen sind angesichts des Klimawandels aber auf jeden Fall vorbei: „Die Mischung macht’s.“ Drittens können Forstwirte überlegen, wie intensiv die wirtschaftliche Nutzung alter Baumbestände sein soll: Es kann sein, dass die verbleibenden Bäume empfindlich reagieren, wenn rings herum ihre Artgenossen gefällt werden.

Was kann jeder Waldspaziergänger tun, um dem durstigen Wald zu helfen?

„Eine 40 Meter hohe Tanne mit der Wasserflasche zu gießen bringt nichts“, sagt Beck. Jeder könne aber Waldbrandrisiken vermeiden und damit zusätzlichen Stress für die Bäume.

Im größeren Blickwinkel sollte jeder individuell den CO2-Ausstoß reduzieren, zum Beispiel indem man nicht mit dem Auto zum Waldspaziergang an den Bodensee fährt, sondern lieber mit dem ÖPNV oder – noch besser- von zuhause aus zu Fuß in den Balinger Wald.