Gesellschaftskritisch weist Cara Lila Bauer auf den unterschiedlichen Umgang von Konsumgütern und Menschen hin. Foto: Schneider

Mit ihren Bildern will Cara Lila Bauer auf Missstände der Flüchtlings- und Umweltpolitik hinweisen. Ihre Ausstellung ist ab Freitag, 20. Januar, um 19 Uhr im Klosterforum zu sehen.

Horb - Missstände in der Flüchtlingspolitik, aber auch in der Umwelt mit farbkräftigen Bildern darstellen und für ein gemeinsames Miteinander werben – das möchte die Künstlerin Cara Lila Bauer mit ihrer Ausstellung im Klosterforum. Die Eröffnung findet am Freitag, 20. Januar, um 19 Uhr statt.

Nachdenklich sieht Bauer ihre Bilder an. "100 Prozent Arabica" sagt die Künstlerin und meint damit eines, von dem zwei Frauen mit farbenfrohen Niqabs, dem traditionellen Gesichtsschleier arabischer Beduinen, blicken. Über und unter ihnen sind Kaffeepads angebracht. "Den Kaffee wollen wir – die Menschen aber nicht", sagt sie.

Die meisten Bilder, die Bauer in der Ausstellung im Klosterforum zeigt, sind im Zyklus "Große und kleine Fluchten" um 2015 herum entstanden. "Die kleine Kaffeedose steht stellvertretend für die hilfesuchenden Menschen", erklärt sie.

Ausgepresst und weggeworfen

Die Aluminiumbehälter würden ausgepresst und danach als Abfall weggeworfen werden. "So wie die Menschen auch." Die Pads sind ein wiederkehrendes Zeichen in ihren Bildern.

Eines davon zeigt den Stiefel der italienischen Halbinsel auf blutrotem Grund. Nahe der stilisierten Küstenlinie hat die Künstlerin kleine Steinchen montiert. "Jeder Stein soll an die tausenden Menschen erinnern, die jedes Jahr im Mittelmeer ertrinken", erläutert Bauer.

Betrachtet man das rote Meer, drängen sich Erinnerungen an Exodus, das zweite Buch Mose, auf. Als Strafe Gottes für die Hartherzigkeit des regierenden Pharaos verwandelte Mose in der ersten großen Plage alles Wasser in Blut.

Grenzzäune und Stacheldraht

Weitere Bilder tragen den Namen "Strandgut" und "Grenzgänger". Die verwendeten Materialien lassen Stacheldraht und Grenzzäune erahnen. Als sie diese vor gut acht Jahren anfertigte, half sie geflüchteten Menschen im Ruhrgebiet beim Deutschlernen, aber auch bei Behördengängen.

Damals hatte sie noch das Designstudio eines großen Farbenherstellers geleitet und mittels Farbpsychologie bunte Konzepte für Kliniken und Kindergärten entwickelt. Dann erfolgte der Sprung in die Freiberuflichkeit als Künstlerin.

Enttäuschte Hoffnungen

In "Verlorene Inseln der Sehnsucht", das grüne Pads mit Sackleinen kombiniert, die an den Transport der Kaffeebohnen erinnern sollen, spielt sie auf die Hoffnung vieler Menschen an, mit der Ankunft nach Deutschland würde alles schlagartig alles besser. "Doch diese Wünsche werden enttäuscht", sagt sie.

Und sie weiß es aus eigener Anschauung. Denn aktuell arbeitet sie in einer Übergangsunterkunft in Loßburg mit geflüchteten Menschen aus Afghanistan, Syrien und der Türkei. "Die Leute sind dort ›geparkt‹ und sitzen die ganze Zeit nur herum", verdeutlicht sie die Resignation der Bewohner.

Einmal die Woche malte sie zusammen mit ihnen, was so die Möglichkeit eröffnete, sich mit Farbe und Pinsel, über Sprachbarrieren hinweg, mitzuteilen.

Demokratie und Klimaschutz

Eine zentrale Position wird das Bild "Die Demokratie hängt in den Seilen" innehaben. Die dort an Seilen befestigten Bretter in den Farben Schwarz, Rot und Gelb symbolisierten den Staat. Doch seien die Farben verblichen und nicht so hellstrahlend, wie sie eigentlich sollten, verrät die Künstlerin. Und zwischen den Brettern breitet sich mehr und mehr ein braunes Gespinst aus.

Daneben greift Bauer auch noch das Thema Umwelt und Klimaschutz auf. Ihre Leinwände zeigen Bäume, die entlaubt und kahl stumm in den nächtlichen Himmel ragen. Nur der Vollmond lässt sein Licht über die leblosen Pflanzen leuchten.

Kurs "Malen in der Nacht"

Damit schlägt die Kunsttherapeutin allerdings auch einen Bogen zu ihrer momentanen Tätigkeit in der Region Freudenstadt. An der Musik- und Kunstschule bietet sie nämlich auch Kurse zu "Malen in der Nacht" an. "Vor Mitternacht gemalte Bilder sind sehr verkopft", erzählt sie von ihren Erfahrungen. Danach verabschiede sich der Verstand und das Malen werde viel freier.

"In der zweiten Nachthälfte sind die Menschen deutlich experimentierfreudiger", sagt Bauer. Um die Mitternachtsstunde gäbe es meist eine warme Suppe und dann malt man gemeinsam bis 3.30 Uhr weiter. Der nächste Nachtmal-Termin finde am 27. Januar statt und es gäbe noch freie Plätze, verrät die aus Eisenbach im Schwarzwald stammende Künstlerin.

Ausstellungseröffnung: Kunst und Musik

Die Ausstellungseröffnung zu ihren Bildern hingegen ist am Freitag, 20. Januar, um 19 Uhr im Klosterforum. Musikalisch lädt eine Jam-Session zum Verweilen ein, darüber hinaus werden Getränke und Speise geboten. Die Ausstellung ist bis Ende März zu sehen.

Dass es am Eröffnungstag eine Bewirtung gibt, ist jedoch nicht selbstverständlich. "Unsere Klostergaststätte öffnet nur noch an Veranstaltungstagen, da sich Team wirtschaftlich nicht mehr von Corona erholt hat", erklärt Ewald Loschko, Vorsitzender des Projektteams.

Die Reduzierung des Angebots tue einem richtig weh, aber es gäbe eben keine andere Option. "Der Umsatz sich im Vergleich zu 2019 halbiert", weist er auf die Folgen von Corona hin. Doch sei man guter Hoffnung, dass die aktuellen Öffnungszeiten auch weiterhin angenommen werden, gibt Loschko sich optimistisch.