Zahlreiche Besucher sind zur Eröffnung der Jahresausstellung des Kunstvereins ins Foyer des Rathauses gekommen. Foto: Kauffmann

Der Hechinger Kunstverein hat seine Jahresausstellung in der Rathausgalerie eröffnet. Das Motto diesmal: „Hülle Fülle“. Die Werke laden bis 24. November zur „Entdeckungsreise“ ein.

„Betrachten Sie die Kunstwerke mit geschlossenen Augen. Man sieht nur mit dem Herzen gut“, fordert Gundi Kleinschmidt bei der Eröffnung der Ausstellung des Hechinger Kunstvereins im Rathaus. Ein Schmunzeln geht durch die Reihen. Applaus tönt im Foyer. Wollte man Kleinschmidts Analogie gar ergänzen, würde es entsprechend der Erzählung über den kleinen Prinzen heißen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Bürgermeister Philipp Hahn hat zuvor wohl nicht umsonst von einer „Entdeckungsreise“ gesprochen, auf die Betrachter gehen, wenn sie ergründen wollen, warum ein Werk genau so ist und nicht anders. Vielleicht müssen sie dafür ja auch mit Herzen sehen. Weil Reisende Wegzehrung benötigen, bietet er künftigen Besuchern eine Tasse Kaffee oder Tee aus dem Bürgermeisteramt an.

„Hülle Fülle“ heißt das Motto. Die erste Reise für die Besucher der Vernissage hat Kleinschmidt mit ihrem Kunstwerk zum Hören angeführt. „Hülle, Fülle, letzter Wille, Stille“ – letzter Wille? Stille? Es sind die plötzlichen Wendungen, verdichtet zu Versen, die Zuhörer verdutzen, erheitern, überraschen. So beschrieb sie die Etymologie der Begriffe Hülle und Fülle und die Steinzeit mit Höhlenmalereien des Neandertalers als Beginn der Kunst – ein kurzweiliger Ritt durch historische Epochen, in denen Kleinschmidt Hülle wie Fülle humorvoll verortet. Kleinschmidt an die Besucher: „Bitte prüfen Sie selbst, ob die Ausstellung das Motto erfüllt.“

Hahn: „Jedes einzelne Werk regt zum Nachdenken an“

Dazu hatten die Besucher schließlich auch die Gelegenheit. 21 Künstler stellen 42 Werke aus. Offene Augen und ein offenes Herz empfehlen sich. Dann könnten Betrachter vielleicht ja noch empfänglicher werden für die Finsternis der „Kleinen Apokalypse“ gegenüber des Ratssaals und für die Fülle der Werke auf dem Weg dorthin. Von finster bis heiter: Die Ausstellung lädt auch zum Entdecken verschiedenster Stimmungslagen ein.

Anschauen ist dabei erlaubt, Anfassen nicht. „Vorsicht zerbrechlich“, scheint ein Bild im Foyer zu mahnen: Ein Kopf umwickelt mit beschriftetem rotem Sicherheitsklebeband. Nase, Mund, Ohren – der Wiedererkennungswert des Gesichts verschwimmt in der Konturenlosigkeit.

Philipp Hahn: „Jedes einzelne Werk regt zum Nachdenken an.“ Wer auf „Entdeckungsreise“ gehen will, hat dazu noch bis zum 24. November zu den Öffnungszeiten des Rathauses Gelegenheit. Ein Werkverzeichnis, das im Foyer ausliegt, zeigt an, wie viel die Werke jeweils kosten.