Feuchtigkeit und Schlamm gab es durch die Flutkatastrophe nicht nur auf den Bisinger Straßen: Gerade in überfluteten Kellern droht nun Schimmelbefall. Foto: Alexander Kauffmann

Was können betroffene Bisinger tun, um nach der Flut vor zwei Wochen nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben? Der DRK-Ortsverein hatte deshalb am Donnerstagabend Experten in die Hohenzollernhalle geladen, die Tipps gaben, was nun zu tun ist.

Zum Infoabend waren nicht nur DRK-Bereitschaftsleiter Patrick Bogenschütz und Bürgermeister Roman Waizenegger gekommen, um vor den Betroffenen über die Folgen der Flutkatastrophe zu sprechen, sondern laut Bogenschütz auch „zwei Fachleute, die viel Erfahrung haben“: Eberhard Schenk, Bausachverständiger für Feuchte- und Schimmelschäden aus Mössingen sowie der Bauunternehmer Jochen Krauss aus Herrenberg, der bereits nach der Flutkatastrophe im Ahrtal Betroffenen geholfen hatte. Im Gepäck hatten sie viele Ratschläge für die Betroffenen. Hier sind einige der wichtigsten Tipps:

Bautrockner schnell und richtig einsetzen, um Schimmelbefall zu verhindern:

„Fenster und Türen zu“ lautet der eindeutige Rat von Schenk: erst so könnten die Maschinen, die zum Entfernen von Feuchtigkeit in den betroffenen Gebäuden im Einsatz sind, effektiv arbeiten. Zudem seien ein- bis zwei zusätzliche Gebläse sinnvoll, da der Trockner so die zwei- bis dreifache Wirkung erzielen könne. Zudem solle man Kellerräume komplett leerräumen und deren Inhalt – etwa Möbel – draußen trocknen. Generell gelte beim Trocknen eines gefluteten Gebäudes: „1. Schnell, 2. schneller und 3. noch schneller – man darf dem Schimmel keine Chance geben“. Deswegen könne man dabei der Versicherung im Mailverkehr auch eine 24-Stunden-Deadline für Antworten setzen, damit das Haus nicht in der Zwischenzeit verschimmelt. Denn Schimmel bilde sich in feuchten Wänden bereits nach vier- bis fünf Tagen, so der Sachverständige.

Informierten die Flutopfer: Bauunternehmer Jochen Krauss (von links), Bausachverständiger Eberhard Schenk, DRK-Bereitschaftsleiter Patrick Bogenschütz und Bürgermeister Roman Waizenegger Foto: Kapitel-Stietzel

Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren:

Das ist sowohl laut Schenk als auch laut Krauss das Wichtigste überhaupt, um sicherzugehen, dass man nicht auf Kosten sitzenbleibe. Mit Dokumentation könne man nicht nur effektiv Schäden und Kosten bei der Versicherung geltend machen, sondern auch Widersprüche des Unternehmens zuwiderlegen, falls der Versicherer für etwas nicht zahlen wolle. „Je mehr sie dokumentieren, mit Bildern und Video, desto leichter hat es der Sacharbeiter“, erklärte der Bausachverständige. Sinnvoll sei auch, bei Gesprächen mit Gutachtern oder Vertretern der Versicherung einen Zeugen – etwa einen Freund – anwesend zu haben und anschließend ein kurzes Manuskript unterschrieben zu lassen. Krauss fügte nachdrücklich hinzu, dass ältere Leute sich nicht schämen oder zu stolz sein sollen, bei ihren Kindern oder Enkeln bei den technischen Aspekten des Dokumentierens um Hilfe zu fragen. Die Jüngeren müssten dabei auch helfen.

Gründlich und fachgerecht renovieren – statt billig:

Zwar leite der Sachbearbeiter der Versicherung normalerweise alles ein, aber meistens sei man als Versicherungsnehmer der Auftraggeber für die einzelnen Sanierungsarbeiten. Die einzelnen Arbeiten und für diese ausgesuchten Anbieter müsse man mit dem Sachbearbeiter abklären, dann bezahle die Versicherung hinterher die Arbeiten – sogar die Bau- und Projektleitungen. Dabei ist es laut Schenk und Krauss wichtig, dass man als Betroffener gegenüber der Versicherung eine „Schadensminderungspflicht“ hat: Dazu gehöre auch die Pflicht, den finanziellen Schaden – auch den zukünftigen – für die Versicherung zu minimieren. Wichtig sei daher, Schimmel – auch in den Wänden – komplett beseitigen zu lassen: eine Desinfizierung – außer als Prophylaxe gegen die Schimmelbildung – reiche nicht. Sonst könne es bei der Abnahme durch die Versicherung Probleme geben, wenn sich etwa noch Feuchtigkeit hinter dem Estrich befindet.

Generell keine pauschalen Abfindungen akzeptieren:

Krauss riet beim Infoabend ausdrücklich von schnellen, pauschalen Einmalzahlungs-Angeboten der Versicherungen ab: Zwar klinge eine Summe wie etwa 180 000 Euro zuerst nach viel Geld, aber am Ende reiche es vielleicht nicht und dann würde man auf den Mehrkosten sitzenbleiben. „Seien sie sehr, SEHR zurückhaltend“, erklärte auch Schenk zum Thema Abfindungen. Sehr wohl habe man als Versicherungsnehmer aber ein Anrecht auf einen Vorschuss von der Versicherung, fügte der Bausachverständige hinzu.