So könnte das Heizkraftwerk unter dem Malesfelsen aussehen. Foto: Korn

Das Wahlbündnis Z.U.G. wendet sich gegen Großprojekt. Titel "Ersatzbrennstoff" würde Herkunft verschleiern.

Albstadt - Gegen die Pläne der Firma Korn, unter dem Ebinger Malesfelsen ein Heizkraftwerk für Ersatzbrennstoffe zu bauen, formiert sich Widerstand. Diesen hat sich unter anderem auch das kommunale Wahlbündnis Z.U.G. auf die Fahnen geschrieben.

Christiane Kasprik und Elke Rapthel, frühere und amtierende Gemeinderätin des Wählerbündnisses, appellieren an den Gemeinderat, Stadtverwaltung und sämtliche Planungs- und Genehmigungsbehörden im Landratsamt und Regierungspräsidium, den Plänen der Firmen Korn und Groz-Beckert – letztere würde einen großen Teil der Jahresproduktion von 70 000 Megawattstunden Strom abnehmen – die Genehmigung zu verweigern. Ihr Protest richtet sich nicht primär gegen die Standortwahl, sondern gegen das Prinzip der Ersatzstoffverbrennung selbst.

Zahl der Schadstoffe sei unüberaschaubar

Weshalb? Der Name "Ersatzbrennstoff" ist in den Augen von Kasprik und Rapthel ein unzulässiger Euphemismus, der die Natur der verbrannten Materialien verschleiere. Bei diesen handele es sich um "Fluff": aufbereiteten Gewerbemüll, Abfälle aus dem gelben Sack, Pressspan, beschichtete und imprägnierte Holzplatten und Sperrmüll, aber auch um Kunststoffe, Verbundstoffe, Gummireifen und Ähnliches. Wenn man so etwas verbrenne, dann würden Feinstaub, Mikroplastik, Schwermetalle, Chlor-, Schwefel-, Fluor-, Jod- und Bromverbindungen, PCB und sogar Dioxine und Furane frei. Den Versicherungen der Firma Korn, dass neueste Filtertechnik den Schadstoffausstoß minimieren werde, schenken die Z.U.G.-Sprecherinnen keinen Glauben: Die Zahl der potenziellen Schadstoffe sei unüberschaubar; mit Sicherheit werde nur ein Bruchteil davon gefiltert und finde danach Eingang in die digitale Messdokumentation. Der Rest gehe zum Schornstein hinaus; viele schädliche Substanzen entstünden sogar erst in der plötzlich kühlen Umgebung. Nicht zu vergessen: das Gift in den Filtern. "Was wird aus dem?"

In Gebieten mit Inversionswetterlagen wie der Ebinger Tallage mit Schulen, Kindertagesstätten und Krankenhaus in nicht allzu weiter Entfernung ein solches Heizkraftwerk zu betreiben, ist für Kasprik und Rapthel indiskutabel – andererseits betonen sie, dass sie die Ersatzbrennstoffverfeuerung grundsätzlich ablehnen: Ob Heuberg oder Schweiz, die Mikropartikel gelangten am Ende überall hin, selbst die entlegensten Alpenseen seien inzwischen kontaminiert.

Kreislaufwirtschaft soll alles wiederverwerten

Weitere Argumente gegen das Korn-Projekt betreffen die Bilanz der Albstadtwerke, die, wie Z.U.G. warnt, durch die Versorgung von Groz-Beckert und der Ebinger Innenstadt mit Strom "made by Korn" nicht unbeträchtlich geschmälert würde – "Von wegen Win-Win-Situation" –, und die Lkw-Kilometerbilanz, die Korn ins Feld führt. Die sei unvollständig: Den heutigen Ersatzbrennstofftransporten zu den Schweizer Öfen stünden die Fahrtkilometer der Transporte entgegen, die Künftig Abfall nach Ebingen karren würden, denn was Korn selbst für die Verbrennung aussortiere, reiche ja nicht aus. Aber was wird aus dem nicht recycelbaren Abfall, wenn er nicht mehr verbrannt werden kann? Er soll gar nicht erst entstehen, fordert Z.U.G.: Die einzig angemessene Alternative sei eine wirkliche Kreislaufwirtschaft, die alles wiederverwerte.

Die Technik dafür gebe es auch in Gestalt des sogenannten Tiefkälte(Kryo)-Recycling, eines Verfahrens, das von Harry Rosin, dem Erfinder des FCKW-freien Kühlschranks, erdacht wurde und bei dem die Materialien auf bis zu -160 Grad Celsius zerschreddert werden – Z.U.G. zufolge besteht danach die Möglichkeit, die pulverisierten Rohstoffe sortenrein zu trennen und einer Wiederverwertung zuzuführen.

Ob das stimmt, ist allerdings bisher nicht wirklich erprobt worden, und Skeptiker verweisen gerne auf die großen Energiemengen, die für Kühlung benötigt würden: Das könne doch unmöglich rentierlich sein.