In seinen Hallen unter dem Ebinger Malesfelsen sortiert Korn Recycling Abfälle aller Art – Energie hat das Unternehmen bisher nicht erzeugt. Das soll in Zukunft anders werden. Foto: Eyrich

Korn und Groz-Beckert wollen gemeinsam ein Heizkraftwerk für Ersatzbrennstoffe bauen.

Albstadt-Ebingen - Die Ebinger Firmen Korn Recycling und Groz-Beckert planen den Bau eines Heizkraftwerks, in dem als erneuerbar klassifizierte Ersatzbrennstoffe verfeuert werden sollen. Den Strom wollen sie einspeisen, die Nahwärme selbst abnehmen.

Das Projekt war am Montagabend ruchbar geworden, als Emil Huber in der Bürgerfragestunde des Lautlinger Ortschaftsrats erklärte, seines Wissens solle im geplanten Lautlinger Gewerbegebiet Hirnau eine Müllverbrennungsanlage entstehen, und auch die beiden Firmennamen nannte. Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten teilte Korn gestern Nachmittag mit, dass es Pläne für den Bau eines Heizkraftwerks samt Nahwärmenetz gebe - der Standort Hirnau sei allerdings "keine Option".

Diese Aussage bestätigt auch die Stadt Albstadt: Korn und Groz-Beckert, so die Pressemitteilung aus dem Technischen Rathaus, hätten ihre Pläne in nichtöffentlicher Sitzung dem Gemeinderat vorgestellt, der sich nun im Meinungsfindungsprozess befinde. An einen Standort auf Hirnau sei nicht gedacht; das Gebiet komme schon deshalb nicht in Betracht, weil nur ein Industriegebiet die planungsrechtlichen Voraussetzungen für einen Entsorgungsfachbetrieb wie Korn erfülle - Hirnau sei jedoch als Gewerbegebiet konzipiert.

Noch keine Standortentscheidung

Welcher Standort dann denkbar wäre? "Der nachhaltigste", sagt Korn in seiner Presseerklärung, ohne konkreter zu werden; im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erklärte Firmenchef Alexander Korn gestern, noch sei keine Standortentscheidung gefallen. Im neuen Heizkraftwerk sollen laut Korn als erneuerbar klassifizierte Ersatzbrennstoffe aus Sperrmüll sowie regionalen Industrie- und Gewerbeabfällen verwertet werden, die nicht weiter recycelt oder in den Wertstoffkreislauf gelangen können. Sie seien frei von Problemstoffen und würden bisher zerkleinert, verkauft und abtransportiert. Eine Nutzung vor Ort, so Korn, liege nahe: Die Ersatzbrennstoffe seien zu 100 Prozent als erneuerbarer Rohstoff klassifiziert, hätten eine gute Energiebilanz und erzeugten viel Wärme, für die mit Groz-Beckert ein Großabnehmer zur Verfügung stehe. Die Herkunft der Abfälle sei bekannt, man kaufe nicht die "Katze im Sack".

Die Anlage, so Korn weiter, würde laut Fachplanergutachten die Vorgaben der Bundesimmissionsschutzverordnung deutlich unterschreiten; ein Unterdruck in der Anlage verhindere, dass Gerüche nach außen drängten, und der Schornstein werde permanent von einer geprüften Messanlage überwacht. Laut Alexander Korn soll das Kraftwerk eine Grundfläche von 90 mal 50 Meter haben - die kleinste Ausführung, die es gebe - , außen begrünt werden und sich möglichst umstandslos in seine Umgebung einfügen.

Zahl der Lkw-Kilometer soll merklich sinken

Korn verweist in seiner Pressemitteilung mit Nachdruck darauf, wie zeitgemäß das Konzept der beiden Unternehmen sei. Die Freiburger Ingenieure, mit denen man zusammenarbeite, gingen von einer verbesserten Energiebilanz von Stadt und Kreis, hohen Kraftstoff- und CO2-Einsparungen sowie deutlich weniger Lastkraftverkehr aus - hunderttausende von Lkw-Kilometern entfielen künftig, betont Alexander Korn. Die erzeugte Energie sei - im Gegensatz zu Strom aus Wasser, Wind oder Sonne – verlässliche "autarke Regelenergie", die jederzeit zur Verfügung stehe. Es entstünden 15 neue Arbeitsplätze, der Stadt winkten Steuermehreinnahmen in Höhe von rund 400.000 Euro im Jahr, ohne dass sie selbst einen Euro investieren müsse – vielmehr zahlten nur die beiden Firmen. Korns Fazit: "Eine mehrfache Win-Win-Situation für Umwelt, Wirtschaft und Stadt".