Ein Überfall-Ziel der Angeklagten: der Edeka-Markt in Winterlingen. Foto: Archiv: Kistner

Verhandlung gegen fünf Angeklagte geht weiter. Polizei hörte die Telefon-Gespräche ab.

Hechingen - Vor dem Landgericht Hechingen ist am Montag der Prozess gegen fünf Angeklagte fortgesetzt worden, denen Überfälle auf Supermärkte und eine Spielhalle zur Last gelegt werden. Es ging es um drei Überfälle.

Bereits vor zwei Wochen beschäftigten Beutezüge der fünfköpfigen Bande auf den Edeka-Markt in Winterlingen sowie eine Spielhalle in Überlingen das Gericht. Ein Lidl-Markt in Gammertingen war laut Anklage das Ziel einer weiteren Tat der jungen Männer, die in wechselnder Besetzung agierten, jedoch stets auf Anweisung des Bandenchefs aus Winterlingers.

Sein Ansporn wie der eines weiteren Hauptangeklagten waren Drogenschulden. Doch genauso wie seine Gläubiger war auch er gegenüber seinen Komplizen nicht immer zimperlich. "Ein aufdringlicher Mensch, der redet wie ein Wasserfall. Ein Nein gibt es bei ihm nicht", charakterisierte ihn ein Mitangeklagter.

Der Überfall in Gammertingen verlief unter keinen guten Vorzeichen. Der Jüngste der Bande, der bereits in Winterlingen und Überlingen die Angestellten bedrohte und das Geld einkassierte, war auch hier derjenige, der – mit Sturmhaube und Handschuhen maskiert – von zwei Kassiererinnen das Geld aus Kasse und Tresor forderte. Die bewahrten jedoch kühlen Kopf und übergaben ihm lediglich das Kassengeld. Den Tresor könnten sie nicht öffnen, da er mit einem Code gesichert sei, spiegelten sie ihm vor.

Der Angeklagte begab sich daraufhin in das Auto, das der Bandenchef steuerte. Dieser fuhr den Wagen auf einem Feldweg bei Winterlingen in einer Schneewehe fest. Ein dritter Komplize, der dafür eingeteilt war, im Umfeld des Lidl-Marktes nach Polizeifahrzeugen Ausschau zu halten, wurde alarmiert und rettete das Duo. Pikant: Der Haupttäter in diesem Fall gab an, dass er den Überfall abbrechen musste; er strich das Geld für sich alleine ein.

Als der Drahtzieher der Überfälle aus der Zeitung erfuhr, dass bei der Tat sehr wohl 1160 Euro erbeutet wurden, drohte er dem jungen Mann, ihn anonym bei der Polizei anzuzeigen, worauf er schließlich 500 Euro erhalten habe.

2800 Euro waren die Beute aus einem Überfall auf den Netto-Markt in Bitz. Diesmal übernahm der Bandenchef erstmals selbst die aktive Rolle, nachdem sich sein junger Kompagnon weigerte, künftig weiter an den Raubzügen teilzunehmen. Auch hier hieß es, der Tresor lasse sich nicht öffnen. Im Fluchtwagen wartete der Mann, der bereits in Gammertingen Schmiere gestanden hatte.

Dieses Duo wollte in Orsingen-Nenzingen nach demselben Schema einen Treff 3000-Markt überfallen. Zuvor ging auch der Fluchtwagenfahrer dem Boss fast von der Fahne, ließ sich jedoch von diesem überreden, als es hieß, dieser könne ihm eine Stelle bei Verwandten besorgen. Er habe deswegen zur Tat sogar Bewerbungsunterlagen mitgebracht. "Ich hab einen Job gebraucht und mich dumm entschieden", meinte der Kompagnon kleinlaut.

Was die Zwei nicht wussten: Die Polizei war der Bande längst auf den Fersen. Durch den Vergleich von Mobiltelefon-Daten aus den Funkmasten an den verschiedenen Tatorten war es möglich, die Telefone der Täter zu identifizieren. Fortan hörte die Kriminalpolizei die Gespräche der Beteiligten ab und erfuhr so auch von dem geplanten Coup in Orsingen-Nenzingen im Landkreis Konstanz.

Ende März rückten schließlich die Beiden an. Vor Ort wurde dem Boss die Sache jedoch zu mulmig. "Abbruch. Ich krieg das nicht hin", habe er noch gesagt. Doch da war es bereits zu spät, und die Polizisten griffen zu. Der Mann leistete Gegenwehr, wurde dabei leicht verletzt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft, wie zwei weitere aus der Bande.

 Die Verhandlung vor dem Hechinger Landgericht wird am Montag, 22. Oktober, um 9 Uhr fortgesetzt.