Ein Cyberkrimineller hat die E-Mail-Adresse eines Sulzers übernommen. (Symbolfoto) Foto: Nicolas Armer/dpa

Wenn plötzlich Freunde, Familie, Banken und Ärzte am Telefon fragen, ob es einem gut geht: So hat ein Sulzer es am Dienstag erlebt, nachdem in seinem Namen ein Hilfeaufruf die Runde gemacht hatte. Jetzt ermittelt die Polizei.

Mit der E-Mail eines Betrügers begann das Chaos für den Mann aus einem Sulzer Ortsteil. Der Betrüger hatte wohl Zugriff auf das Mailpostfach des Opfers erlangt und von da eine Nachricht an alle Kontakte verschickt. Darin stand unter dem Betreff "Hilfe" kurz und knapp "Hallo! dringende Hilfe!", unterzeichnet mit dem vollen Namen des Sulzers.

Auch Banken und Ärzte fragen nach

Wenig später ging dann ein Anruf nach dem anderen bei ihm ein, wie er schildert. Viele hatten telefonisch bei ihm nachgefragt, was denn los sei. Neben Freunden und Verwandten meldeten sich beispielsweise auch Banken und Ärzte aus der Region. 

Wer wiederum auf die Mail des mutmaßlichen Hackers von der echten E-Mail-Adresse des Opfers bei GMX geantwortet hatte, bekam einen Betrugsversuch als Antwort zugestellt. Auffällig: Die Antwort des Hackers wurde von "gmail.com" gesendet, nicht von "gmx.de" - zudem mit einem doppelten Buchstaben im Nachnamen. Solche subtilen Änderungen in der Mail-Adresse kennt man auch von Phishing-E-Mails.

Ziel des Betrügers war wohl, eine Apple-Geschenkkarte für eine mutmaßliche Nichte zu erhalten. So soll sich der Weg des Geldflusses an die Betrüger schwerer nachvollziehen lassen. Die Polizei ermittelt nun in diesem Fall.

Tipps der Polizei

Auf Nachfrage zum Sulzer Fall rät die Polizei, sowohl bei PC, Laptop oder Smartphone auf die Sicherheit der eigenen Daten zu achten. Und egal, ob bei verdächtigen E-Mail-Nachrichten oder SMS: Es sei besonders wichtig, sich unabhängig von der Nachricht zu vergewissern, dass die Nachricht auch tatsächlich von der Person stammt und deren Inhalt richtig ist. Dazu biete sich an, wie in diesem Fall geschehen, beim Absender der E-Mail anzurufen.

Info: Die Betrugs-Nachricht im Wortlaut

"Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich brauche bitte eine Apple-Geschenkkarte für meine Nichte, die sich vor ein paar Tagen einer Herzoperation unterzogen hat. Sie hatte beide Eltern durch die Krankheit (Covid-19) verloren. Sie hat Geburtstag, ich muss ihr eine Freude machen, kann es aber im Moment nicht, weil ich auf Reisen bin und erst nächste Woche zu Hause sein werde. Diese Methode ist gut und schnell! Ich habe versucht, online einzukaufen, hatte aber keinen Erfolg. Können Sie mir bitte helfen, es in einem nahegelegenen Geschäft zu besorgen? Ich werde Ihnen das ausgegebene Geld zurückerstatten, versprochen. Lassen Sie mich wissen, ob Sie damit umgehen können, damit ich Ihnen den Betrag mitteilen und Ihnen sagen kann, wie Sie ihn erhalten.

Ich warte auf Ihre schnellste Antwort. [Vor- und Nachname des Opfers]"