So soll das Quartier für junges Wohnen in Böhmenkirch aussehen Foto: ISA, Reschl

In anderen Kommunen ist das großes Thema: Neue Quartiere, nicht nur Einfamilienhäuser. Starzach will es jetzt umsetzen. Das "junge Wohnen" – ein Mix aus Wohnungen für 25- bis 35-Jährige.

Starzach - Das ist eine gute Idee, die schon in Böhmenkirch (Kreis Göppingen, Nähe Ausflugsziel Hornberg) umgesetzt wird: Statt einem großen Einfamilienhaus werden vier kleine gebaut. Mit Tiefgarage für die Autos. 922 Quadratmeter Wohnfläche. Mit Eigentumswohnungen zwischen 60 und 110 Quadratmeter. Das könnte es auch bald in Starzach geben.

Richard Reschl von der kommunalen Projektentwicklung stellte das Projekt jetzt im Gemeinderat Starzach vor. Rechl: "Uns sind im ländlichen Raum zwei Dinge aufgefallen: Es ist schwer, junge Leute zu halten. Wer ab 35 Jahren dann zurück kommt, wünscht sich ein Einfamilienhaus. Da gilt es, ein entsprechendes Wohnangebot für junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahre zu finden. Die dann auch gleich Eigentum bilden können."

Die Gemeinde kostet das Projekt keinen Cent

Reschls Idee, die jetzt auch schon in Böhmenkirch umgesetzt wird: Ein Quartier. Mit einer Baugemeinschaft aller Eigentümer. Reschl: "Dabei wird das Quartier so gestaltet, dass gemeinsames Wohnen möglich wird. Mit gemeinsamem Hof. Und weil durch die Form der Baugemeinschaft die Grunderwerbssteuer nicht so hoch ist, kann man gegenüber solchen Projekten von Bauträgern 15 bis 25 Prozent sparen! Wichtig für junge Leute, die auf jeden Euro und Cent schauen müssen."

Die Gemeinde kostet das Projekt keinen Cent, betont Richard Reschl: "Wir benötigen ihre Unterstützung. Der Gemeinde entstehen definitiv keine Kosten. Dafür erwarte ich Engagement!" In Starzach sieht er ein Potenzial an 800 jungen Leuten in der Zielgruppe. Reschl: "In Böhmenkirch kamen zur Auftaktveranstaltung über 60 Interessenten. Wenn man daraus zwölf Käufer herausdestillieren kann, funktioniert das Projekt. Wir haben auch mit den Anliegern des neuen Quartiers gesprochen. Die Rückmeldungen waren alle positiv, weil sich die Bauten in die Einfamilienhäuser drumherum einfügen."

Bei Baugemeinschaft fällt die lange Planungszeit weg

Gemeinderat Hans-Peter Ruckgaber: "Ich kann mir sowas vorstellen. Im Neubaugebiet Brühl III wäre so ein Projekt fast prädestiniert. Man könnte ein Gemeindegrundstück zur Verfügung stellen." Reschl betont, dass das Grundstück für zwölf Wohneinheiten mindestens 1600 Quadratmeter haben müsse: "Das Grundstück muss nicht über die Gemeinde quersubventioniert werden. Privatgrundstücke gehen auch. Es reicht ein Vertrag, dass der Eigentümer das Grundstück dann der Baugemeinschaft verkauft!"

Vorteil auch: Bei der Baugemeinschaft fällt die lange Planungszeit im Gegensatz zur Bauherrengemeinschaft weg. Reschl: "In Tübingen dauern solche Projekte fünf Jahre. In der Baugemeinschaft dauert es acht bis zehn Monate, bis es mit dem Bau losgehen kann."

Manuel Faiß (BVS) ist skeptisch: "Ich habe ein Logikproblem. Wir wollen junges Wohnen verkaufen. Doch die Jungen werden älter. Kann man gewährleisten, dass die nach ein paar Jahren verkaufen?"

Gemeinschafter sollen ein Leben lang bleiben

Reschl betont: "Wir bauen so mit breiteren Türen und Duschen, dass man nicht ausziehen muss, wenn man älter wird. Die Baugemeinschaften sollen schon ein Leben lang bleiben. Die Bauweise bei den großen Wohnungen ist so, dass man durch Trockenbauwände die Räume in Kinderzimmer oder mehr Räume unterteilen kann." Er betont, dass jeder junge Mensch, der wegzieht, in Kirche, Feuerwehr oder Verein in Starzach fehlt.

Gemeinderat Baron Burkhard Ow-Wachendorf: "Ich denke, wer auf dem Land bleiben will, will keine Eigentumswohnung haben, sondern ein Einfamilienhaus." Ruckgaber: "Nicht jede Familie kann sich ein Eigenheim leisten. Es ist sicher nicht der falsche Weg, sondern ein Angebot!"

Bei einer Gegenstimme von Manual Faiß und einer Enthaltung von Iris Kieser wurde dem Projekt zugestimmt.