Winfried Löffler (†) liebte es, an seinem Steinway-Flügel zu spielen. Foto: Baum

Winfried Löffler, der frühere Oberbürgermeister und Ehrenbürger von Rottenburg, ist gestorben. Er prägte die Entwicklung von Rottenburg nachhaltig.

Rottenburg - Der promovierte Jurist Löffler hatte die Entwicklung von Rottenburg in seiner Amtszeit von 1979 bis 1995 mit großem Geschick und Weitsicht gestaltet und begleitet. Zuvor arbeitete er zehn Jahre als Anwalt in Friedrichshafen und war weitere zehn Jahre als Syndikus in der Textilindustrie tätig.

Tennis-Duelle mit Lothar Späth in der Horber Tennishalle

Zu Löfflers täglichen Freuden zählten seine fünf Kinder und die Enkelkinder. Privat liebte er das Tennisspielen. Lange war er noch aktiv. In der Horber Tennishalle lieferte er sich heiße Duelle mit dem früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth, die er für sich entscheiden konnte. Auch setzte er sich immer wieder an seinen Steinway-Flügel und spielte Musik, etwa von Bach.

Meilensteine in seiner Arbeit für die Stadtentwicklung waren unter anderem die Osttangente, aber auch die Stadt- und Marktplatzsanierung. Was man trotz aller Anstrengungen noch nicht hinbekommen habe, das sei sehr zum Leidwesen des Jubilars die Elektrifizierung der Bahnstrecke bis in die Landeshauptstadt, betonte sein Nach-Nachfolger Stephan Neher anlässlich des 90. Geburtstags. Neher versprach jedoch, dass man an diesem Projekt dranbleibe.

Osttangente ein Meilenstein seiner Amtszeit

Auf die Frage, was er als OB alles bewegt habe, schmunzelte Löffler im Redaktionsgespräch zum 80. Geburtstag. Spontan fiel ihm die Osttangente ein, die jahrzehntelang in der Diskussion und in Bearbeitung gewesen sei. Als sich Löffler für diese stark machte, wurde sie auch binnen weniger Monate gebaut.

Er schuf auch die Voraussetzungen für die Stadtsanierung und die Marktplatzsanierung – bei letzterer habe sein Nachfolger Klaus Tappeser die Früchte ernten können.

Engagement für den Schulstandort Rottenburg

Der Bau des Rettungszentrums wurde in Löfflers Amtszeit fertiggestellt. Hier profitierte auch das Eugen-Bolz-Gymnasium, welches bereits damals unter Platzmangel litt. Unter seiner Ägide entstand dann auch der große Erweiterungsbau des EBG mitsamt einer Turnhalle. 15 Millionen D-Mark wurden damals investiert. 20 neue Tennisplätze und zahlreiche Sportplätze – darunter auch die Otto-Locher-Halle – wurden in Löfflers Amtsjahren erstellt. Als klar wurde, dass die Erweiterung des EBG alleine nicht ausreichte, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden verhandelte Löffler mit der Kirche über ein privates Gymnasium. Parallel zum Sankt-Meinrad-Gymnasium der katholischen Kirche entstand dann auch das Zweite Städtische Gymnasium, heute Paul-Klee-Gymnasium. "Als ich in Ruhestand ging, war das ZSG baureif", erinnerte sich Löffler zu seinem 80. Geburtstag.

Jede Gasse, jeder Winkel von Rottenburg war Löffler vertraut. "Die Stadtsanierung lag mir sehr am Herzen", bekannte er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Sein Amt trat Löffler kurz nach der Gemeindereform an. Damals standen die Eingliederungsverträge von Rottenburgs 17 Teilorten an. "Es galt, die Versprechen zu erfüllen", so Löffler damals. Viele Mehrzweckhallen mussten gebaut werden, "alle wollten profitieren." Zudem war es Löffler ein Anliegen, Schulen wo es ging im Dorf zu lassen, etwa in Seebronn, Baisingen, Hemmendorf oder Schwalldorf.

Auch ehrenamtlich engagierte sich Löffler vielfältig

Ein weiteres Aktionsfeld von Löffler war der Kreistag, hier war er von 1982 bis 1998 Mitglied. Auch ehrenamtlich engagierte sich Löffler. So reaktivierte er die Eugen-Bolz-Stiftung und belegte sie mit neuen Aktivitäten. Auch die Synagoge Baisingen war Löffler immer ein Anliegen, während Löfflers Amtszeit wurde sie zur Gedenkstätte. Lange Jahre war er Vorsitzender Fördervereins Synagoge Baisingen.

Sein Nach-Nachfolger Neher erinnerte zu Löfflers 90. Geburtstag auch an die Zeiten des Zweiten Weltkriegs, die Löffler erlebt hatte und an die belastbare Freundschaft, die später auf Betreiben des Jubilars mit der französischen Partnerstadt aufgebaut wurde.

Bischof hob Heimatverbundenheit von Löffler hervor

Keine Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, das war der große Anspruch, den Winfried Löffler immer an sich selbst gestellt hat. "Nachgeborene sehen mehr als ihre Vorgänger – aber nur, weil sie auf deren Schultern stehen können", sagte einst Klaus Tappeser über seinen Amtsvorgänger.

Bischof Gebhardt Fürst hob in seinen Dankesworten zum 90. besonders die Heimatverbundenheit von Löffler hervor. Ihm sei es zu verdanken, dass Rottenburg immer noch Bischofssitz sei und nicht nur Stuttgart.

Er erinnerte an die Begegnungen, die der Jubilar mit dem Bekenner-Bischof Joannes Baptista Sproll hatte und die ihn sein Leben lang prägten. Insgesamt erlebte Winfried Löffler fünf Bischöfe, aber auch so herausragende Persönlichkeiten wie den Widerstandskämpfer Eugen Bolz. Fürst sprach in seiner Würdigung von den Gegensätzlichkeiten eines positiv-kontroversen Zusammenlebens.

OB Neher würdigt seinen Vorgänger Löffler

OB Neher würdigt seinen Vorgänger im Gespräch mit unserer Redaktion am Donnerstag: "Mit 92 Jahren ist ein reich erfülltes Leben zu Ende gegangen. Winfried Löffler hat Rottenburg als Oberbürgermeister 16 Jahre stark geprägt und in vielen Bereichen vorangebracht – vor allem wirtschaftlich und kulturell. Auch die Bildungslandschaft, die in seiner Zeit mit heftigen Debatten begleitet wurde, hat er nachhaltig entwickelt. Klaus Tappeser und ich profitieren noch heute von seiner Arbeit."