Beim Empfang anlässlich seines 90. Geburtstags ist Winfried Löffler, früherer OB der Stadt Rottenburg, mit einem Portrait geehrt worden.Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Feierstunde: Früherer Oberbürgermeister Winfried Löffler anlässlich seines 90. Geburtstags mit einem Portrait geehrt

Hohe Ehre für Rottenburgs ehemaligen Oberbürgermeister Winfried Löffler: Seine Heimatstadt zeichnete ihn zu seinem 90. Geburtstag mit einem Portrait aus, das im historischen Ratssaal des Rathauses einen Ehrenplatz zwischen all den Honoratioren aus der reichen Geschichte der Stadt fand.

R ottenburg. "Wir haben uns überlegt, was man einem Mann, der eigentlich alles hat, zu so einem Ehrentag schenken kann", erklärte Oberbürgermeister Stephan Neher und freute sich, dass man auf die Idee kam, ihm einen Platz in der Ehrengalerie der Stadt zu schenken.

Das Ölbild stammt aus der Werkstatt des Rottenburger Künstlers Horst Fenn, der von der Idee bis zum fertigen Bild mehr als ein Jahr Zeit investierte. "Das Werk ist sehr trefflich gelungen", so die Einschätzung von Löffler, der das fertige Bild am Mittwoch auch zum ersten Mal sah. Wie das Werk letztendlich jedoch in etwa aussehen könnte, davon hatte der Geehrte wohl eine Ahnung, trafen sich Künstler und Politiker doch mehrfach zum intensiven Meinungsaustausch.

Die Stadt richtete ihrem Ehrenbürger an diesem besonderen Geburtstag zudem einen Empfang aus, der coronabedingt jedoch kleiner ausfiel, als ursprünglich geplant.

Trotzdem – viele Verwandte, darunter die Kinder und Enkelkinder, aber auch Weggefährten, zu denen sein Nachfolger und heutiger Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser ebenso zählte wie die wichtigste Frau im Leben eines Oberbürgermeisters: seine Sekretärin. Brigitte Blaschke war nicht nur für Winfried Löffler, sondern bereits für dessen Vorgänger Egbert Regenbrecht, sowie die Nachfolger Klaus Tappeser und Stephan Neher tätig. Gut 40 Personen aus Kommunalpolitik und Kirche nahmen sich die Zeit, gemeinsam mit dem Jubilar auf dessen runden Geburtstag anzustoßen.

Die beiden Laudatoren, Bischof Gebhard Fürst und Rottenburgs Oberbürgermeister Neher, würdigten die Verdienste des früheren Stadtoberhauptes, der für seine herausragenden Verdienste im Jahre 1995 mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet worden war.

Der promovierte Jurist Löffler hatte die Entwicklung von Rottenburg in seiner Amtszeit von 1979 bis 1995 mit großem Geschick und Weitsicht begleitet. Meilensteine in seiner Arbeit für die Stadtentwicklung waren unter anderem die Osttangente, aber auch die Stadt- und Marktplatzsanierung. Was man trotz aller Anstrengungen noch nicht hinbekommen habe, das sei sehr zum Leidwesen des Jubilars die Elektrifizierung der Bahnstrecke bis in die Landeshauptstadt, betonte Neher, der jedoch versprach, dass man an diesem Projekt dranbleibe und in Aussicht stellte, dass man noch gemeinsam auf der elektrifizierten Strecke nach Stuttgart fahren werde. "Aber nur dann, wenn es Stuttgart dann noch gibt und die Stadt nicht von den Chaoten klein gemacht wurde."

Nach diesem kleinen, scherzhaften Ausflug in die Zukunft schlug Neher in seinem Grußwort eine Brücke zwischen Abstand und Nähe. Zu viel Nähe könne schaden und manchmal könne es ganz gut sein, wenn man etwas Abstand zur gewohnten Umgebung der Heimat gewinnt, stellte Neher im Hinblick auf die Wanderjahre von Winfried Löffler fest. Der amtierende Oberbürgermeister erinnerte an die Zeiten des Zweiten Weltkriegs, die Löffler erlebt hatte und an die belastbare Freundschaft, die später auf Betreiben des Jubilars mit der französischen Partnerstadt aufgebaut wurde.

Keine Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, das war der große Anspruch, den Winfried Löffler immer an sich selbst gestellt hat. "Nachgeborene sehen mehr als ihre Vorgänger – aber nur, weil sie auf deren Schultern stehen können", sagte einst Klaus Tappeser über seinen Amtsvorgänger.

Bischof Gebhardt Fürst hob in seinen Dankesworten besonders die Heimatverbundenheit des Christen Löffler hervor. Ihm sei es zu verdanken, dass Rottenburg immer noch Bischofssitz sei und nicht nur Stuttgart. Er erinnerte an die Begegnungen, die der Jubilar mit dem Bekenner-Bischof Joannes Baptista Sproll hatte und die ihn sein Leben lang prägten. Insgesamt erlebte Winfried Löffler bisher fünf Bischöfe, aber auch so herausragende Persönlichkeiten wie den Widerstandskämpfer Eugen Bolz. Fürst sprach in seiner Würdigung von den Gegensätzlichkeiten eines positiv-kontroversen Zusammenlebens.

Der gesundheitlich angeschlagene Jubilar ließ es sich nicht nehmen, persönlich seinen Dank für all die guten Worte, Wünsche und Ehrbezeugungen auszusprechen, gab dann jedoch das Wort an seinen Sohn Andreas weiter, der nochmals das Lebenswerk seines Vaters Revue passieren ließ.

Mit einem herzlichen "Danke für ihre Lebensleistung und ihr Engagement" ging der offizielle Teil der Feierstunde, die musikalisch von Gabriele Richter (Klavier) und Johannes Steinert (Violine) von der städtischen Musikschule umrahmt wurde, zu Ende. Ein festliches Essen schloss sich an.