Jörg Möhrle und Beate Gaiser vom Dehoga, mit Katrin Schindele (rechts) von der CDU Baiersbronn. Foto: Lorleberg

Mehrwertsteuer dauerhaft senken? CDU-Politikerin im Gespräch mit Hotel- und Gaststättenverband.

Freudenstadt - Die regionalen Hotels und Gaststätten haben die Corona-Krise keineswegs hinter sich. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen der CDU-Politikerin Katrin Schindele und beiden Spitzen des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Beate Gaiser und Jörg Möhrle.

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"Wir wollen nicht jammern, aber wir sind noch mittendrin", sagte Beate Gaiser. "Ein Totalausfall, wie sie die Corona-Pandemie mitgebracht hat, das war in unserer Branche zuvor nicht vorstellbar. Viele unserer Mitglieder kämpfen um ihre pure Existenz und sind auch menschlich entmutigt und perspektivlos". Katrin Schindele ist die Vorsitzende der CDU Baiersbronn und bewirbt sich als eine von drei Kandidaten CDU-intern um die Nominierung als Kandidatin für die Landtagswahl.

Mehrwersteuererhöhung im Januar kann Pleite bedeuten

"Wir sind es nicht gewohnt, um Hilfe zu bitten. Normalerweise sehen wir ein Problem, und dann krempeln wir die Ärmel hoch. Kurzarbeitergeld und andere Stützen brauchten wir vorher praktisch noch nie", so Gaiser, Wirtin des Hotels Adler in Freudenstadt. "Die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer bis Ende 2020 ist für unsere Betriebe eine erhebliche Hilfe", ergänzte Jörg Möhrle, Chef des Wellnesshotels Tanne in Tonbach. Gleichzeitig warnte er, "dass sich viele Wirte aus der Existenznot heraus mit Zehn- oder Fünfjahreskrediten behelfen mussten. Daraus folge nun eine teilweise hohe monatliche Ratenbelastung, während die Betriebe hygienebedingt keineswegs voll laufen könnten. Würde die Mehrwertsteuer in der Gastronomie im nächsten Jahr wieder zur regulären Höhe zurückgeführt, wären laut Möhrle die finanziellen Belastungen für die Betriebe in vielen Fällen nicht mehr zu stemmen. "Seitens des Dehoga setzen wir uns für eine längere oder noch besser dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer für unsere Branche ein", so der Hotelier.

Gleichzeitig lobte Möhrle die weiteren Soforthilfen der öffentlichen Hand für die strauchelnde Gastronomie, "die unsere Kollegen auch menschlich wieder ermutigte". Gaiser und Möhrle dankten Katrin Schindele für ihre Begleitung und ihr Engagement durch diese Krisenwochen. Schindele habe beispielsweise per Videoschaltung während der Ausgangssperre Politiker wie den Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel, Landestourismusminister Guido Wolf, Katrin Schütz (Staatssekretärin im Landeswirtschaftsministerium) und den Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß mit Gastronomen und Hoteliers ins Gespräch gebracht, heißt es in einer Pressemitteilung.

Dankbar über schnelle Unterstützung

Die junge Baiersbronner Politikerin versprach, diese Unterstützung auch weiterhin ernst zu nehmen. Dankbar zeigten sich beide Dehoga-Vorsitzenden auch über die schnelle Unterstützung ihrer Angestellten durch das Kurzarbeitergeld. In einer Zeit des auch durch die Corona-Krise nicht beendeten Fachkräftemangels sei die Sorge der Betriebe, ihr Personal halten zu können, im Dehoga des Landkreises ein großes Thema gewesen. Die finanziellen Sorgen ihrer Mitarbeiter hätten die Mitglieder zusätzlich belastet und sei in eine Zeit gefallen, in der auch die Betriebe keinerlei Spielraum mehr für finanzielle Unterstützungen gehabt hätten.

Man sei noch keineswegs durch die Krise durch, erinnerte Möhrle. Jetzt im Sommer sei vor allem die Außengastronomie gefragt, aber auch vor allem Ferienhotels hätten wieder stabilere Buchungszahlen. Wie das im Herbst weitergehe, "wenn Türen und Fenster wieder verstärkt geschlossen werden müssen", sei aber völlig unklar. "Es kommen immer wieder unvorhersehbare Stornierungen rein", sagte Gaiser. "Auch wir selbst müssen behutsam überlegen, wen wir aus welcher Region aufnehmen."

Beide Vorsitzende wiesen darauf hin, dass es noch immer geschlossene Betriebe gebe. Wer beispielsweise eine Disco führt, habe noch nicht einmal eine Perspektive, wann er wieder öffnen darf, so Gaiser. Der Dehoga Baden-Württemberg selbst habe in dieser Zeit viele Hilfestellungen gegeben, etwa praktikable Hygienekonzepte für die Häuser und weitere Beratungsangebote, man verzeichne deshalb einen Mitgliederzuwachs.