Bis in 20 Jahren soll der jetzige Fichtenwald am Mostelgraben in Oberbaldingen, beim Angelweiher, weitestgehend aus Erlen und Eichen bestehen. Foto: Strohmeier

Bad Dürrheim verfügt über eine Forstfläche von 851 Hektar. In den vergangenen Jahren hat er die Gemeindekasse eher Geld gekostet, als erwirtschaftet, und der Gemeinderat sieht den Erholungsfaktor mittlerweile als Priorität an. Doch: Wie soll der Forst sich im kommenden Jahrzehnt entwickeln?

Bad Dürrheim - Die Forstwirtin Lisa Smarsly hat in Zusammenarbeit mit Revierleiter Matthias Berger und Amtsleiter beim Landratsamt Frieder Dinkelaker eine Betriebsanalyse erstellt. Sie zeigt die Ist-Situation und das Ziel auf, wohin sich der Forst entwickeln soll. Denn die Weichen werden mit den Investitionen heute für Jahrzehnte, bis in die nächste und übernächste Generation, gestellt. Es ist also überlegtes Handeln gefragt. Im ersten Beitrag geht es um die Ist-Situation und welche Ziele definiert sind.

Die Kernstadt verfügt zusammen mit den Ortsteilen über ganz unterschiedliche Waldstandorte. Die Standorte sind vernässungs- und spätfrostgefährdet auf Keuper und Jura-Boden. Vor allem durch die erstgenannten Faktoren sieht Smarsly die Arten, die zum Einsatz kommen können, als beschränkt an. Im Moment sind die drei Hauptarten mit 54 Prozent die Fichte, mit 18 Prozent die Buche und zu neun Prozent sind es Tannenwälder.

Geringstmöglicher Ressourceneinsatz

Bei der Waldbewirtschaftung ist die Ausgangslage und Ist-Situation, ein geringstmöglicher Ressourceneinsatz in Verbindung mit Nachhaltigkeit, leichter Pflege, dem Schutz des Waldbodens und der Waldbestände. Hinzu kommt hier der Erholungsfaktor für Kurgäste und Touristen und das damit verbundene gut ausgebaute Wegenetz.

In der Zukunftsperspektive muss jedoch der Wald über Generationen neu gedacht werden. Zu den Zielen gehört der Walderhalt, der Holzvorrat soll erhöht und ein bestmöglicher Beitrag zur CO-Bilanz geleistet werden. Dazu wiederum ist es notwendig, Waldflächen zu erhalten.

Ein weiteres Ziel, das immer wieder bei Waldbegehungen und -bilanzen genannt wird, ist der Waldumbau, man will weg von der Fichte, hin zu einem Mischwald, der ein gesundes und vitales Ökosystem herstellen soll. Das Problem hierbei sind auf der einen Seite die Kosten, auf der anderen Seite in Teilen des Bad Dürrheimer Forsts die Verbisssituation, sowohl bei Nadel- als auch bei Laubbäumen.

Artenvielfalt gewünscht

Die Kurstadt hat zudem das Label Naturwaldgemeinde, unter dem Stichwort Artenvielfalt kommt dies zum Tragen. Es wird ein Totholzkonzept umgesetzt, denn: Fünf Prozent der Waldfläche werden nach Angaben der Gemeinde im Zuge der Naturwaldzertifizierung nicht bewirtschaftet und den natürlichen Abläufen überlassen. Zudem will man Waldrefugien erhalten.

Smarsly sieht in ihrer Betriebsanalyse für den Stadtwald die "Nutzung von hiebreifem Holz und die damit einhergehende Wertschöpfung sowie sich natürlich verjüngende Wälder" als unerlässliche Grundlage an, die es für den Umbau vom Nadelholzbestand hin zu klimastabilen Mischwäldern braucht. Ebenso unerlässlich seien angepasste Schalenwildbestände, um kostenintensive und künstliche Pflanz- sowie Forstschutzmaßnahmen vermeiden zu können.

Erholungsfaktor hoch

Der Erholungsfaktor sieht der Gemeinderat im Bad Dürrheimer Forst mittlerweile als vorrangig an und hat dies in den finanziell verlustreichen Jahre der jüngeren Vergangenheit immer wieder betont. So war zwar die Bilanz 2021, die Matthias Berger kürzlich vorstellte, zwar finanziell erfreulich, doch er stimmte den Gemeinderat gleichzeitig darauf ein, dass dies wohl eher eine Ausnahme in den kommenden Jahren sein werde.