Ein Konzilstag der Aktion "Reformen jetzt – Konzil von unten" findet am Samstag, 24. September, in Rottenburg statt. Foto: AdobeStock/ON-Photography

Katholiken wollen in Rottenburg am 24. September ein sogenanntes "Rottenburger Manifest" erstellen – sieben Forderungen an die Kirche. Dazu gehören die Gleichstellung der Geschlechter und die Abschaffung des Zölibats.

Rottenburg - Der lange vorbereitete Konzilstag der Aktion "Reformen jetzt – Konzil von unten" findet am Samstag, 24. September, statt. Erwartet werden mehr als 400 Teilnehmer aus Kirchengemeinden der Diözese Rottenburg-Stuttgart, kirchlichen Verbänden, Ordensleute, Mitglieder des Diözesanrats und sonstige. Inzwischen haben sich zahlreiche Delegierte zum Konzilstag angemeldet.

 

Initiatoren sind die Initiative pro concilio und die AGR, die Solidaritätsgruppe von Priestern und Diakonen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zu den Unterstützern gehören der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, der Katholische Deutsche Frauenbund und Maria 2.0.

Sieben konkrete Reformforderungen

Auf dem Konzilstag sollen sieben konkrete Reformforderungen beschlossen und anschließend als "Rottenburger Manifest" dem Bischof übergeben werden.

"Wir sind Teil der breiten Reformbewegung in der Kirche. Wir möchten dem Synodalen Weg Rückenwind geben. Das Konzil von unten ist die Stimme der Basis. Gerade wegen der jüngsten Kritik aus Rom ist wichtig, dass die reformwilligen Bischöfe Unterstützung vom Kirchenvolk bekommen", sagt Wolfgang Kramer, Sprecher der Initiative pro concilio.

Verzicht auf den Pflichtzölibat

Zu den Kernforderungen gehören mehr synodale Strukturen in der Kirche, eine verständliche und zeitgemäße Sprache bei der Verkündung der christlichen Botschaft, Gleichstellung der Geschlechter, Verzicht auf den Pflichtzölibat und Überwindung der erstarrten Sexualmoral der Kirche. Das Konzil von unten hatte bereits auf dem Katholikentag in Stuttgart auf einer vielbesuchten Podiumsdiskussion breite Zustimmung erfahren. Auf dem Konzilstag in Rottenburg soll die Tübinger Theologie-Professorin Johanna Rahner sprechen. Weiter geplant ist ein Zug zum Dom mit der symbolischen Umarmung des Doms und einem Abschlussgottesdienst.

Umarmung des Doms

"Mit der Menschenkette zur Umarmung des Doms wollen wir zeigen, dass wir Teil der Kirche sind und die Kirche lieben. Schon der berühmte Theologe Karl Rahner sagte: Ich muss die Kirche kritisieren, weil ich die Kirche liebe", kommentiert Birgit Kälberer, Sprecherin der Initiative pro concilio. "Besonders wichtig ist, dass Frauen zu Priesterinnen und Diakoninnen geweiht werden können. Endlich wagen es auch einige mutige Bischöfe, dies öffentlich zu fordern. Wir wollen ihnen den Rücken stärken."

Das "Rottenburger Manifest"

Die Kernforderungen des Konzils von unten sollen auf dem Konzilstag beschlossen, feierlich verkündet und als "Rottenburger Manifest" dem Bischof sowie der nationalen und weltweiten Kirchenleitung übermittelt werden.

Die Initiatoren blicken aber schon über die Grenzen der Diözese hinaus. Zum einen wollen sie erreichen, dass die für den Oktober 2023 geplante Weltsynode genau die Themen aufgreift, die auf der Tagesordnung des Konzilstags in Rottenburg stehen. Zum anderen weisen sie in aller Deutlichkeit darauf hin, dass es eines neuen Konzils der Weltkirche bedarf, um alle strukturellen und inhaltlichen Reformthemen zu klären und entsprechende Beschlüsse zu fassen. Die Initiatoren wollen sich dafür einsetzen, dass nicht nur Kardinäle und Bischöfe an einem solchen Konzil teilnehmen dürfen, sondern auch Frauen und Männer aus der gesamten Kirche.