1998 war Marianne Zanger (stehend) die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Das wurde auf der Bühne nachgespielt. Foto: Werner Hering

Den Schwarzwaldverein Bad Rippoldsau gibt es bereits seit 100 Jahren. Das wurde am Wochenende gebührend gefeiert.

Im Kurhaus feierte der Schwarzwaldverein Bad Rippoldsau am Wochenende seinen 100. Geburtstag. Vertreter befreundeter Vereine und rund 350 Gäste feierten mit.

Marianne Zanger empfand es als „eine besondere Ehre dieses Jubiläum als Vorsitzende feiern zu können“. Sie sagte: „1923 muss ein besonderes Jahr gewesen sein, denn in Loßburg wurde die Firma Arburg gegründet, in Nagold die Firma Häfele und wir reihen uns gerne ein. Wir sind Teil einer Gemeinschaft, die sich über Jahrzehnte bewährt hat.“ Sie beschrieb die kolossalen Veränderungen, die sich seit der Gründung ergeben haben.

„Es war und ist immer noch das Ziel des Schwarzwaldvereins, die Heimat lebens- und liebenswert zu erhalten und die Gemeinschaft zu pflegen, wobei die Mitglieder – es sind 164 – das Herzstück des Vereins sind, und sich für die Pflege der 162 Kilometer Wanderwege einsetzen“, schloss Zanger.

Gründungsversammlung am 14. Oktober 1923

Höhepunkt des Abends war die Theateraufführung, moderiert von Wolfgang Salzig. Auf der Bühne wurden wichtige Stationen des Vereins dargestellt. Es begann mit der Gründungsversammlung am 14. Oktober 1923 mit 18 Bürgern – ausschließlich Männer – im Gasthaus Kranz. Die Inflation war auf einem sehr hohen Niveau. Nach dem Ersten Weltkrieg kostete ein Brot 233 Milliarden Reichsmark. Auf die Frage der Bedienung, ob auch Frauen zugelassen werden, gab es schallendes Gelächter der Honoratioren. Erst ab 1955 wurden Frauen aufgenommen.

Die nachgespielte Gründungsversammlung 1923 Foto: Werner Hering

Trotz chronischem Geldmangel wurden die ersten Bänke aufgestellt und eine Schutzhütte am Glaswaldsee errichtet. Auf der Bühne wurde an einer Bank gezimmert und Feste wurden gefeiert.

Militärregierung musste zustimmen

Am 21. August 1949 fand im Gasthof Erbprinzen die Wiedergründungsveranstaltung statt. Die Reden, der Ort, das Datum und die Personen, welche Funktionen übernehmen wollten, mussten der damaligen Militärregierung eine Woche vorher gemeldet und genehmigt werden. Wieder waren es ausschließlich Männer, die Funktionen übernahmen. Posthauptschaffner Franz Schmidt fragte in die Runde, wer neues Mitglied werden möchte. Es meldete sich eine Frau. Schmidt fragte sie, ob ihr Mann da sei. Es gab viel Gelächter.

Marianne Zanger war die erste Frau im Vorstand

Die Gäste konnten an einer Vorstandssitzung unter dem Motto „Was haben wir nicht alles erreicht“ aus dem Jahr 1998 teilnehmen. Hierfür kamen auch die Ehrenmitglieder Paul Hermann und Rudi Franz auf die Bühne. Sie berichteten über diese Zeit, auch über das 50-jährige Jubiläum.

Marianne Zanger mit Bernhard Waidele (links) und Klaus Mack Foto: Werner Hering

1998 kam die erste Frau, Marianne Zanger, in den Vorstand. Sie wurde stellvertretende Vorsitzende. 2003 wurde Zanger schließlich zur Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt. Sie ist somit seit 20 Jahren im Amt und die Vorsitzende mit der längsten Amtszeit. Von vielen Arbeiten wie dem Bau der Burgbachhütte berichtete der Sprecher aus dem Jahr 2006. Mit einer Seilbahn wurden damals die Teile auf die Höhe gebracht.

Anschließend kam der Nachwuchs auf die Bühne und beschrieb Aktivitäten für die jüngeren Mitglieder wie Ostereiersuche, Bau von Nistkästen oder Müll aufsammeln.

Mitglieder des Schwarzwaldvereins stellten den Inhalt ihrer Wanderrucksäcke vor. Foto: Werner Hering

Schließlich traten Mitglieder auf die Bühne und stellten in Reimen wie „Hast du eine Glatze, lass dir sagen: Musst du eine Mütze tragen“ den Inhalt ihrer Rucksäcke als wichtige Wanderutensilien vor. Zwischen den Vorträgen auf der Bühne spielte die Blas- und Trachtenkapelle.

Mehr als 100 Wanderer nehmen an Sternwanderung teil

Für die Sternwanderung am Sonntag, die im Rahmen des 100-jährigen Bestehens des Schwarzwaldvereins Bad Rippoldsau geplant wurde, hatten sich mehr als 100 Wanderer um 10 Uhr an den drei Startpunkten eingefunden. Alle Strecken waren circa acht Kilometer lang. Das Ziel war das Kurhaus in Bad Rippoldsau. Vom Besucherzentrum auf dem Kniebis starteten 77 Wanderer. Eine weitere Gruppe startete von Vor Seebach.

Bei ihrer Pause genoss die Wandergruppe Zwieselberg Eierlikör, das Lieblingsgetränk des Vereins. Foto: Werner Hering

Die dritte Gruppe, bestehend aus 19 Wanderern, den beiden Wanderführern Christian Schmieder und Marko Glöde und einem Rotkreuzler, lief vom Wanderparkplatz in Zwieselberg aus los. Zunächst ging es für die Teilnehmer über den Grenzweg. Fast knietiefe Wasserrinnen laufen parallel zu den Wegen. Dort wurden damals die Stämme gewässert, um sie über Riesen ins Tal zu bringen. Wie im Zauberwald wirkten die Lichtungen mit Nebelschwaden und dicht bemoosten Bäumen. Eine Rast wurde am Burgberghäusle eingelegt, wo auch das legendäre Getränk des Schwarzwaldvereins, Eierlikör, verkostet wurde. Nach dem Abstieg über Serpentinen ging es zum Burgbachwasserfall.

Musikalische Unterhaltung durch die Rentnerband und die Alphornbläser

Über die Klösterlesschleife wanderten alle zurück zum voll besetzten Kurhaus. Dort wurden verschiedene Speisen sowie Kaffee und Kuchen serviert. Musikalisch unterhielten die Rentnerband aus Wolfach und die Kniebiser Alphornbläser. Die Wanderungen waren hervorragend organisiert. Sogar an Rückfahrmöglichkeit zum Ausgangspunkt wurde gedacht.

Grußworte

Bernhard Waidele
Laut Bürgermeister Bernhard Waidele seien die Gründer keine gewöhnlichen Waldarbeiter oder Tagelöhner gewesen, sondern Honoratioren wie Forstdirektor, Bürgermeister, Lehrer und Unternehmer. Er beschrieb die vielfältigen Aufgaben und Aktivitäten des Vereins: Renovierung historischer Hütten, Wandern, Naturschutz, Jugend, Familie, Wanderwegebau, Beschilderung. Als herausragende Errungenschaft des Schwarzwalvereins Bad Rippoldsau bezeichnete er das Waldkulturhaus, das weit über die Region als Ausflugsziel bekannt und beliebt sei.

Klaus Mack
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Mack gratulierte dem Verein zum außergewöhnlichen Jubiläum. Der Schwarzwaldverein sei Anwalt für die Natur, anerkannter Naturschutzverband, starker Partner für Tourismus, regionale Entwicklung und Infrastruktur. Er hob den Genießerpfad und die Klösterlesschleife hervor, die mit Sitzgelegenheiten an Aussichtspunkten gestaltet wurden. Im Dachverband seien mehr als 60 000 Mitglieder organisiert. Mack schloss mit einem Zitat von Konfuzius: „Der Weg ist das Ziel.“