Farbtufper der Hoffnung für die Hochphase der närrischen Tage. Foto: MTK-1

Gemeinsam lachen, singen und schunkeln ist in Corona-Zeiten nicht möglich. Doch es gibt Alternativen.

Gemeinsam lachen, singen und schunkeln – vieles was wir normalerweise mit Fastnacht verbinden, ist aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich. Doch den ein oder anderen närrischen Höhepunkt gibt es dennoch.

Oberndorf - Die Corona-Pandemie macht der fünften Jahreszeit einen dicken Strich durch die Rechnung. Traditionelle Fastnachtsumzüge sind abgesagt, die Feste, bei denen gemeinsam geschunkelt und gelacht wird, fallen aus. In Wildberg (Kreis Calw) muss in diesem Jahr wie vielerorts auch auf den traditionellen Rathaussturm verzichtet werden – die Hexengeister bleiben ganz nach Vorschrift zuhause. Doch auf einen kleinen Höhepunkt dürfen sich die Narren an diesem "Schmotzigen Donnerstag" dennoch freuen.

Im Fernsehen kommt etwas Stimmung auf

Petra Binder und Doris Reichenauer alias "Dui do on de Sell" – zwei Powerfrauen aus Wildberg – präsentieren an diesem Donnerstag im Fernsehen des Südwestrundfunks (SWR) ihre Wohnzimmer-Comedy mit Büttenreden, Tusch, Krawatte abschneiden und allem, was sonst noch dazu gehört. Die Sendung läuft an diesem Donnerstag ab 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen. In der nachfolgenden Sendung "Dui do on de Sell – unsere Fastnacht-Stars" ebenfalls im SWR kann man das Duo noch etwas persönlicher kennenlernen.

Unter dem Motto "Bunt, schrill, sexy" veranstalten die beiden Kabarettistinnen in ihrem Wohnzimmer ihre eigene Fastnachts-Party. Dabei bringen die Powerfrauen beste Fastnachts-Stimmung ins Wohnzimmer. Denn auch wenn die Fastnacht nicht so gefeiert werden kann, wie man sie gewohnt ist, ist sie im Südwesten ein Jahrhunderte altes Brauchtum und hat eine hohe soziale Relevanz. Gerade in Krisenzeiten sind Traditionen und vor allem das Lachen umso wichtiger. Dieser Meinung sind zumindest Petra Binder und Doris Reichenauer.

Heinrich del Core modertiert in Rottweil das "Narren-TV"

Für seine Wohnzimmer-Comedy hat das Duo prominente Gäste geladen: Gemeinsam mit Fastnachts-Stars wie Andreas Schmitt, bekannt als Obermessdiener und Sitzungspräsident von "Mainz bleibt Mainz", Heißmann und Raussau, die Stars der Fastnacht in Franken, Bernd Stelter, der vor allem im Kölner Karneval aktiv ist, und Frau Wäber alias Hansy Vogt, bekannt aus der Konstanzer Fasnacht, kämpfen die beiden Kabarettistinnen gegen die spaßbefreite Corona-Pandemie und sorgen dafür, dass es auch bei der Fastnacht zuhause richtig viel zu lachen gibt.

Auch in Rottweil wird in diesem Jahr nicht komplett auf den traditionellen Narrensprung verzichtet. Unter dem Motto "Fasnet dahoim" hat das Team der Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing & Tourismus mit Unterstützung durch die Narrenzunft und der Narrhalla ebenfalls ein digitales Format konzipiert. Das "Narren-TV" moderiert dabei der Kabarettist und gebürtige Rottweiler Heinrich del Core. Unterstützt wird er außerdem von SWR-Fasnachts-Experte Werner Mezger, ebenfalls aus Rottweil, und Joo Aiple, der insbesondere bei der jüngeren Generation durch seinen Podcast "Kleinstadtleben" bekannt ist. Zu sehen ist das Programm am Montag ab 8 Uhr in einem Livestream unter www.fasnetdahoim.de. Vom Programm selbst verraten die Veranstalter noch nicht all zu viel. Doch es soll ein vielfältiges und buntes Konzept werden, das etwas Fastnachts-Stimmung in die heimischen Wohnzimmer bringt.

Erster virtueller Fastnachtsball in VS

Närrisch und virtuell ging es auch in Villingen-Schwenningen zu. Am Samstag veranstalteten die Zünfte ihren ersten virtuellen Fastnachtsball. Dieser war ein Erfolg – über 5000 Tickets wurden für die Online-Veranstaltung verkauft, die zahlreiche Narren und Neugierige von zu Hause aus mitverfolgten. Nun schafft es das Programm auch ins TV: An diesem Sonntag strahlt das SWR-Fernsehen in der Sendung "Treffpunkt" um 18.45 Uhr unter dem Titel "Fastnacht in Corona-Zeiten" einen Bericht über die Vorbereitungen aus. Außerdem wird es in der Doppelstadt auch weiterhin – wenn auch nur virtuell – närrisch zugehen. Die Villinger Hexenzunft streamt am Fastnachts-Freitag um 19.69 Uhr ihren Jubiläumsabend von 2019 und die Wueschte der Historischen Narrozunft Villingen gehen ab diesem Samstag mit einem eigenem Radiosender ins Netz.

In Offenburg müssen die Narren in diesem Jahr zwar auch auf vieles verzichten, aber nicht auf die berühmte Bohnensuppe, die sonst immer am "Schmotzigen Donnerstag" am Offenburger Narrenbrunnen kostenlos ausgegeben wird. "Die Ranzengarde hat sich entschieden, ihr bestgehütetes Geheimnis preiszugeben", sagt der Zunftmeister der Althistorischen Narrenzunft, Thomas Decker. Bei einer örtlichen Supermarktkette gibt es das Rezept nebst Zutaten, Getränken und dem unvermeidlichen Fastnachtsmundschutz zum Preis von zehn Euro zu erwerben. Der Erlös fließt an den Kinderschutzbund. Vier bis fünf Liter der Brunnensuppe ließen sich damit kochen und beispielsweise während des geplanten Livestreams der Hexenzunft aus dem Narrenkeller verspeisen.

Geschunkelt wird vor dem Bildschirm

Die traditionelle Fernsehfastnacht "Mainz bleibt Mainz" wird in diesem Jahr unter besonderen Bedingungen 66 Jahre alt. Denn auch an der Fernseh-Fastnacht geht die Pandemie nicht spurlos vorbei. Der Zusatz "wie es singt und lacht" ist mit Blick auf die Not in der Pandemie gestrichen. Ebenso wie das Publikum im Saal. Geschunkelt wird nicht im Kurfürstlichen Schloss, sondern daheim vor den Bildschirmen. Die Sendung läuft wie gewohnt am Fastnachts-Freitag von 20.15 Uhr bis 22.58 Uhr im Ersten. Zusammen mit den vier teilnehmenden Vereinen wurden Musikbeiträge auf Plätzen der Stadt aufgenommen. Auch die Sendung selbst wird nicht wie gewohnt live übertragen, sondern wurde vorher im Kurfürstlichen Schloss in Mainz aufgezeichnet. Das Publikum kann sich auf drei Narren in den Rollen der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach und des Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier freuen.