Oliver Kienzler, Isabel und Tobias Kratt (von links) führten als Moderatorentrio durch den Abend. Foto: Veranstalter

Sowohl live in der Neuen Tonhalle als auch daheim in den Wohnzimmern herrscht gute Stimmung.

Zittern war gleich zu Beginn von "Late Night VS" angesagt – das Netz ging in die Knie. Doch dann zündete der in der Geschichte erste virtuelle Fastnachtsball und es gab bis Mitternacht kein Halten mehr, sowohl live in der Neuen Tonhalle als auch daheim in den Wohnzimmern.

Villingen-Schwenningen - "Carina, Carola, äh Corona" - nur Anselm Säger und Alex Brüderle mussten bei ihrer "Therapie" mit hochprozentigem Zwetschgenwasser gegen das Virus keinen Euro in das "Phrasenschwein" werfen. Die Moderatoren Olli Kienzler (der mit den vielen Sakkos), Tobias und Isabel Kratt hatten sich dagegen auferlegt, die Seuche nicht zu erwähnen und zumindest einen Abend lang das "Epizentrum des Frohsinns" zu sein. Dass der zeitgleich in unzähligen Wohnzimmern – sogar in der USA und Brasilien – herrschte, belegte Isabel Kratt mit ihrem Blick in die Social-Media-Kanäle. Gleich mehrere rote Fäden zogen sich per Video durch das Programm. Da waren die drei Mainzelmännchen, die sich in den Villinger Gassen auf die erfolglose Suche nach der Fasnet begaben und die Trommler der Glonkigilde, die nach dem Motto "besser trinken, besser leben" in verschiedenen Varianten ihre Lieblingsnahrung zelebrierten. Zum Brüllen komisch war das

"Necklemer G’schwätz". Jürgen Wangler und Günther Hermel alias Bertl und Friedl, begleitet von Matze (Siegfried Zölle), dem Hüter der Neckarquelle, schwadronierten herrlich labernd durch Schwenningen und landeten schlussendlich in der Weinstube Hess beim "Doheg"-Cocktail (Doppelherz mit Grappa). Per Fastnachts-Kleinanzeigen blödelten Felix, Kevin, Michael und Ramona Walther mit Andreas Müller wiederkehrend aus der Dating-Box heraus. Der "Jingle" von Eric und Carsten Dörr wurde zum Wiedererkennungszeichen für das von Olli Kienzler und Christian Zimmermann erdachte Quiz, für das nach fleißiger Interaktion der Zuschauer Preise vergeben wurden, die es für Geld nicht zu kaufen gibt. Wer das "Herz" als Lösungsbild erknobelt hatte, darf unter anderem an der Fasnet 2022 beim Umzug auf dem Glonki-Ehrenwagen mitfahren.

Ein Wahnsinns-Feedback und viele Spenden für die Narren

Die Dörr-Brüder sorgten mit "Oh, wie ich mich drauf freu` – Fasnet nagelneu" für einen musikalischen Höhepunkt. Überhaupt die Musik: das Herz hüpfte beim Narromarsch per Klaviertasten, live gespielt von Marlene Ziegler, beim Narrenmarsch von der Stadtmusik Schwenningen, deren Musiker im Mosaik auf dem Bildschirm erschienen – ebenso wie die Fanfarenspieler der Glonkigilde – und bei der neu interpretierten Hexenballade von Markus Hess und Carsten Dörr.

Die Brigachklampfen (Patrick Beikirch und Manuel Gross) gewährten Einblick in ihr privates Musikstudio und ließen mit "Absacker" Neues von sich hören. Mit einem närrischen Medley von den Spittelsängern bis zur Boygroup durchkreuzten Tobias Bichweiler, Tino Mahler und Robert Herrmann musikalisch die Kneipenfastnacht. Das Geheimnis um sich lüfteten Max Heimerl und Sascha Pompa. "Die noch unbekannten 2" hatten mit ihrem Song über die ausgefallene Fasnet wochenlanges Rätselraten ausgelöst. Ihren virtuellen Auftritt nutzten sie, um ihre Fans um Namensvorschläge zu bitten. Eine rosa Augenweide waren die beiden "Angels from the 80ies" – Dennis Viebrans und Alexander Köppe – mit ihrem Song ""Wir gehören ins Städtle". Hinter der Combo "Klosterbrass", begleitet von der seelsorgenden Alt-Villingerin "Rosi" (Benno Kilzer), steckt die Jugend der Stadtharmonie Villingen, die als Puzzlebild fetzige Rhythmen beisteuerte. Getanzt wurde auch, freilich genauso coronakonform. Angela Kornhaas und Janine Günther hatten den Narrensamen, Lisa Schilling die Erwachsene zu einem Online-Tanz-Flashmob angeleitet.

Zwei erklärender Villinger Fasnetihre Liebe

Als fastnachtliche "Helden der Pandemie" lehnten sich Anselm Säger und Alex Brüderle, schauspielerisch unterstützt von ihren Kindern, an das gleichnamige Coronavideo der Bundesregierung an.

Nenad Grzan und Armin Faas entpuppten sich als grammatikalisch bewanderte Glonkis, die mit den Deklinationen des Wortes "geizig", die Fassade der Zehntscheuer verzierten. Im verschneiten Schwarzwald erklärten Moritz Haas und Marius Richter der Villinger Fasnet ihre Liebe, die auch in den eingestreuten Werbetrailern jeder Fastnachtsfigur der Stadt zuteil wurde.

Tobias Kratt sprach noch während des Streams von einem "Wahnsinns-Feedback". Die Banner mit Namen der Spender von "Hiddelisgeld" für die Zuggesellschaft Villingen und die Narrenzunft Schwenningen als Ausrichter zogen sich in Dauerschleife durch die Bilder. Etwas nervig war dabei, dass sie von den Moderatoren wiederholt, selbst Kleinstbeträge und auch primitive und schlüpfrige Absendernamen genannt wurden. Unterm Strich blieb aber die tiefe Dankbarkeit für einen aufwändigst hergestellten und beeindruckenden Fastnachtsersatz, der aber gerne einzigartig bleiben darf.