Fasnet hautnah oder doch alles auf Abstand? Im Landratsamt versteht man die Vorfreude auf Narrensprung und andere Veranstaltungen, hat aber dennoch Sorge vor deutlich steigenden Coronazahlen. Foto: Schnekenburger

Die Planungen rund um die Fasnet nehmen Fahrt auf. Im Landratsamt versteht man die Vorfreude – sieht aber gehörige Brisanz in der Entwicklung. Und der Landrat wundert sich, dass das Sozialministerium Fasnetslarven jetzt schon als FFP2-Masken-Ersatz sieht.

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Kreis Rottweil - Damit habe das Sozialministerium die närrische Zeit glatt selbst eingeläutet, sagt Landrat Wolf-Rüdiger Michel in der Telefonkonferenz am Montag. Wenn man dort davon ausgehe, dass Larven eine FFP2-Funktion erfüllen, sei das schon einen Tusch wert. "Da frag’ ich mich schon, wie die Narren eigentlich schnaufen sollen." Kurzum: Michel sieht die Fasnet als "heikles Thema". Ein deutlicher Anstieg der Corona-Zahlen sei zu befürchten. "Zu vorgerückter Stunde sieht da nun mal mancher die Sache etwas lockerer", meint er.

Wunsch der Menschen nach Normalität ist verständlich

Dennoch sehe man natürlich das ungeheuer große Engagement in den Zünften und Vereinen. "Es wird stattfinden, was stattfinden kann", ist er sich im Klaren. Die Rottweiler Narrenzunft habe ein gutes Hygienekonzept vorgelegt. Und er könne die Überlegungen von Zunft und Stadt natürlich verstehen. "Aber wenn ein Nachbar fragen würde, ob er zu einem Narrensprung gehen soll, würde ich ihm abraten", macht Michel deutlich.

Auch Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam lobt das Konzept in Rottweil. Man sei in enger Abstimmung mit Zunft und Stadt gewesen und habe gemeinsam um die bestmögliche Lösung gerungen. Und auch er verstehe den Wunsch der Menschen, wieder ein Stück Normalität zu leben. Dennoch betont er, man müsse "nicht alles machen, was erlaubt sei". Vor allem kranke oder nicht immunisierte Personen sollten nicht zu Fastnachtsveranstaltungen gehen.

Adam sieht Situation weiter als brandgefährlich an

Adam hält die Situation im Kreis aktuell weiter für "brandgefährlich". Man habe den Scheitelpunkt der Infektionswelle in der Region noch nicht erreicht. Täglich gebe es zwischen 750 und 1000 Neuinfektionen im Kreis. 3500 Personen, vorwiegend zwischen elf und 40 Jahren, seien in Quarantäne. Wenn sich Nichtgeimpfte anstecken bestünde außerdem verstärkt die Gefahr, dass sich Virusveränderungen bilden.

Kreis bei Anteil der Covid-Patienten auf der Intensivstation Spitzenreiter

Als besonders bedenklich hebt Adam hervor, dass der Anteil der Covid-Patienten auf den Intensivstationen im Kreis Rottweil bei 63 Prozent liegt -- und man damit leider den Spitzenplatz im Land einnehme. Es gebe aktuell kein freies Intensivbett. Bedauerlicherweise steigen auch die Zahlen auf den Kinder-Intensivstationen in der Region an.

Virus weiter an vielen Schulen und Kindergärten

Aktuell gebe es an 40 Schulen und 31 Kindergärten im Kreis Infektionen mit rund 300 Betroffenen. Ebenso sind sieben Heime betroffen, in dreien sei man noch dabei, das Ausbruchsgeschehen in den Griff zu bekommen. Landrat Wolf-Rüdiger Michel erinnert daran, dass die Inzidenz im Kreis Rottweil leider seit Januar im Vergleich zum Landesschnitt wieder deutlich "nach oben ausreißt". Die Todeszahlen seien glücklicherweise nicht vergleichbar mit denen in Zeiten, als es noch keine Impfung gab. "Impfen schützt", betont Michel. Zwar nicht hundertprozentig vor Ansteckung, aber vor schweren Verläufen.

In den Impfstützpunkten sei weiterhin ein Rückgang zu verzeichnen, doch bei den Vollimmunisierungen nach Postleitzahl liege der Kreis mit zuletzt 70,9 Prozent immerhin über dem Landesschnitt von 70,2. Martine Hielscher vom Gesundheitsamt geht davon aus, dass man im Kreis am März den neuen Impfstoff Novavax verimpfen könne. Einen genauen Liefertermin gebe es aber noch nicht. Und laut Stephan Vilgis sei man weiter bemüht, das Testangebot im Kreis weiter auszubauen. Auch bezüglich der PCR-Tests sei man mit Schulen und Einrichtungen in Kontakt.

Bezüglich des Anspruchs auf PCR-Tests gibt es einige Änderungen, über die Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger informiert. Unter anderem dürfen beispielsweise Schüler, die Genesen sind, 14 Tage lang nicht an Pooltests teilnehmen, weil eine Rest-Viruslast das Ergebnis verfälsche.

Umzüge: Auch 3G muss kontrolliert werden

Bezüglich der Fasnet sieht Seeger kein größeres Aufkommen von weiteren Umzügen im Kreis kommen. Denn: "Auch 3G muss kontrolliert werden". Dies sei wiederum nur möglich, wenn die Örtlichkeit – wie in Rottweil – abgesperrt werden kann. Dieser Aufwand sei für viele in der Kürze der Zeit nicht zu leisten.