Ein einzelnes Haus steht im Pfaffenweiler Neubaugebiet Gassenäcker. Das wird sich aber noch ändern. Foto: Eich

Inflation, Kostenexplosionen am Bau und Preissteigerungen in vielen Bereichen – das dämpft die Lust aufs Eigenheim. Will auch in VS nun niemand mehr bauen?

Villingen-Schwenningen - Es war schon mal schlechter bestellt um das Angebot an Bauplätzen in Villingen-Schwenningen – Rufe nach Neuerschließungen von Baugebieten waren in vielen Ortsteilen und der Kernstadt laut geworden. Glücklich schätzte sich, wer einen der wenigen Bauplätze ergattern konnte.

Kann man sich das noch leisten?

Und jetzt? Der Blick in die Nachbarschaft zeigt: Bauen wird zum Luxus, den sich viele offenbar nicht mehr leisten können oder wollen. Besonders prägnant wurde dies beispielsweise in Bräunlingen – auf eine Zusage dort kommen nach Informationen der Stadtverwaltung zwischenzeitlich acht Absagen.

Doch wie sieht es im Oberzentrum des Landkreises aus? "Die Nachfrage nach Bauplätzen in der Doppelstadt ist ungebrochen, wie auch zuletzt bei den verkauften Bauplätzen in Pfaffenweiler und Schwenningen spürbar war", wurde noch im Juli 2022 vermeldet. Die Stadt stand gerade kurz vor der Einführung der Online-Plattform Baupilot, um die Vergabe von Bauplätzen zu vereinfachen – der aufwändige Papierkrieg mit komplizierten Formularen sollte fortan ebenso der Vergangenheit angehören wie Mehrfachbewerbungen, die das Bild verzerrten.

Die große Unbekannte

Seit dem 1. August führt die Stadt eine digitale Interessenliste. Wer sich hier einträgt, kann sich für fünf Baugebiete interessieren oder auch nur für eines. Mehrfachnennungen sind deshalb möglich, unterm Strich also sind die 201 Interessierte für die städtischen Baugrundstücke relativ zu betrachten – es können 201 verschiedene Personen dahinter stehen oder eben entsprechend weniger.

"Das größte Interesse ist angemeldet für Villingen, Schwenningen, Marbach, Pfaffenweiler, Rietheim, Weilersbach. Aber auch für alle anderen Stadtbezirke besteht ein großes Interesse", erklärt die Pressesprecherin der Stadt, Oxana Zapf, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten.

So viele springen ab

Dass auch im Oberzentrum viele einst Bauwillige angesichts unsicherer Zeiten zurückziehen, machte sich bereits bemerkbar. 20 Bauplätze waren zuletzt im Baugebiet Gassenäcker in Pfaffenweiler zu vergeben – die Aussichten waren lukrativ, es ging um 20 Einfamilienhäuser und respektable Grundstücksgrößen von 630 Quadratmetern. 43 Bewerbern, so Oxana Zapf, sei ein Bauplatz angeboten worden, nur 15 nahmen ihn auch an, während 28 Interessenten der Stadt dann doch einen Korb gaben.

Unterm Strich haben damit zwei Drittel der angeschriebenen Bewerber kurzerhand doch noch abgesagt. Die Gründe seien höchst unterschiedlich – manche hätten nicht ihren Wunschbauplatz erhalten, bei anderen ergaben sich private oder berufliche Veränderungen bei wieder anderen war die Finanzierung nicht gesichert war, erläutert die Verwaltung. Die Ukraine-Krise und Zinserhöhung hätten zwar eine Rolle gespielt – aber nicht in jedem Fall die Hauptrolle.

Neue Runde, neues Glück?

77 Bewerber, die noch im Baupilot verzeichnet sind, kommen bezüglich des Gebiets Gassenäcker in Pfaffenweiler nun als Nachrücker in Frage für fünf verbleibende Bauplätze – blickt man allerdings auf die Quote der Abspringer in der ersten Runde, dürften sich auch deren Reihen noch merklich ausdünnen. Im Register der Bauwilligen schlummert offenbar manche Karteileiche – darüber hinaus hat die Stadtverwaltung keinerlei Kenntnis, wie groß die Zahl derer wirklich ist, die erst bauen wollten, es sich dann aber anders überlegt haben: "Zum Abgang von Registrierungen können keine Angaben gemacht werden, da wir diesbezüglich nicht benachrichtigt werden", bestätigt Oxana Zapf. Änderungen oder Löschungen der Registrierungen können die Bauinteressenten jederzeit selbst vornehmen – sie erhalten dafür entsprechende Zugangsdaten.

Hier kann bald gebaut werden

Chancen für Bauwillige aber soll es rund um das Oberzentrum auch in Zukunft noch geben. So ist in Weilersbach das Baugebiet Schlegelberg in der Pipeline – im ersten Bauabschnitt soll es Platz für 21 Einfamilienhäuser geben bei Grundstücksgrößen zwischen 460 und 660 Quadratmetern sowie zwölf Reihenhäusern auf 2730 Quadratmetern – Beginn soll in den Jahren 2023/2024 sein. Im zweiten Bauabschnitt sollen weitere 18 Einfamilienhäuser entstehen, auch hier dürfen sich Bauherren auf Grundstücke von 460 bis 660 Quadratmetern freuen, wann es losgeht, steht jedoch noch in den Sternen.

Desweiteren sollen Bauwillige in Herzogenweiler im Gebiet "Obere Äcker" auf ihre Kosten kommen – der erste Bauabschnitt könne möglicherweise 2024 beginnen, so die Stadtverwaltung, final beschlossen sei das aber noch nicht. 14 Einfamilienhäuser auf stattlichen Grundstücken von 815 Quadratmetern sind ins Auge gefasst. Im zweiten Bauabschnitt sollen weitere 17 Einfamilienhäuser folgen – die Grundstücksgrößen dann wären mit 1100 Quadratmetern sogar noch üppiger.

Info: Weitere Informationen

Auf dem Laufenden halten können sich Interessierte im Internet auf den Seiten der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen.