Ein Seismograph schlägt aus. Foto: Federico Gambarini/dpa

Am Samstag hat ein Erdbeben mit der Stärke 4,1 Häuser zum Wackeln gebracht. Martin Hensch vom Landeserbebendienst erklärt, wie Beben erkannt werden.

Vergangenen Samstag hat es ganz schön gerüttelt. Ein Erdbeben hat die Region um Hechingen im Zollernalbkreis zum Wackeln gebracht. Auch weit darüber hinaus – zum Beispiel in Horb und Umgebung – war es zu spüren. Seismologe Martin Hensch vom Landeserdbebendienst (LED) erklärt, dass der LED ein Netz aus rund 50 seismischen Messstationen über ganz Baden-Württemberg verteilt betreibt.

Doch können die Messgeräte ein Erdbeben nicht im Voraus aufspüren und die Bevölkerung vorwarnen. "Ein Erdbeben wird auch beim LED erst mit dem Eintreffen der ersten Wellen auf den Messstationen erkannt. Das heißt, dass wir es auch nicht früher wissen, als die Bevölkerung, die das Erdbeben wahrnimmt", erklärt Hensch.

Grobmaschiges Messnetz führt zu Unschärfe

Laut U.S. Geological Survey (UGCS) ereignete sich das Erdbeben mit der Stärke von 4,1 zwei Kilometer südlich von Rangendingen – oberhalb von Weilheim. Das Landesamt verortet das Epizentrum nahe bei Grosselfingen. "Der USGS betreibt ein grobmaschiges weltweites Messnetz. Die Lokation, die aus diesem Messnetz berechnet ist, reicht in Ihrer Präzision jedoch bei Weitem nicht an die Genauigkeit der Ergebnisse lokaler Messnetze heran", so Hensch zu der Unschärfe bei der Benennung des Epizentrums. Der LED betreibe im und um den Zollernalbkreis rund 15 Messstationen. Damit ließen sich sowohl Epizentrum als auch Herdtiefe deutlich exakter bestimmen.

Das Erdbeben am Samstag bei Hechingen war das stärkste Erdbeben in Deutschland seit rund acht Jahren, bestätigt der Seismologe. "Im Mai 2014 gab es ein Erdbeben der Magnitude 4,2 bei Darmstadt (Hessen), im Februar 2011 der Magnitude 4,4 bei Nassau (Rheinland-Pfalz). Das letzte stärkere Erdbeben in Baden-Württemberg ereignete sich im Mai 2009 bei Steinen und hatte eine Stärke von 4,5." In Baden-Württemberg käme es gelegentlich auch zu stärkeren Beben. Beispielsweise bei Waldkirch am 5. Dezember 2004 (5,4) und die drei großen Erdbeben bei Albstadt (1911, 1943 und 1978), fügt Hensch an.

Beben bei Albstadt nicht zusammenhängend

Nach einem Erdbeben der Stärke 4,1 sei nun durchaus mit Nachbeben zu rechnen. "Bei Hechingen haben wir bislang drei nicht spürbare Nachbeben detektiert", so Hensch am Montag. Ein Erdbeben der Stärke 2,4, das am Montagmorgen zwischen Albstadt und Jungingen gemessen worden sei, hinge nicht damit zusammen.

Das Erdbeben bei Hechingen war spürbar und trieb die eine oder andere Sorgenfalte in die Gesichter vieler Menschen. "Bei einer Stärke von 4,1 können durchaus Gegenstände aus Regalen fallen und bei älterer Bausubstanz auch mal ein Riss im Putz oder Mauerwerk entstehen. In der Regel gehen die Schäden nicht darüber hinaus und dem LED sind auch keine Schäden bekannt", erklärt Hensch.

Das Wichtigste beim Thema Erdbeben sei laut Hensch eine gute Vorbereitung auf den Ernstfall, auch wenn er in Baden-Württemberg selten zu erwarten sei. Von staatlicher Seite sei mit gefährdungsangepassten Baunormen und Ablaufplänen seitens der Behörden bereits viel getan. "Menschen in seismisch aktiven Gebieten sind gut beraten, sich mit gesundem Menschenverstand immer mal wieder mit dem Thema Erdbeben auseinanderzusetzen."

Was tun, wenn die Erde bebt?

In einem Merkblatt des Innenministeriums gibt es Empfehlungen zum Verhalten während eines Bebens. In Gebäuden sollte man einen Platz aufsuchen, der vor herabfallenden Gegenständen schützen kann – beispielsweise unter einem Tisch. Im Freien sollte man sich Gebäuden nicht nähern, aufgrund der Gefahr herabstürzender Bauteile.

Nach dem Beben sollte man die Ruhe bewahren und Erste Hilfe leisten. Beschädigte Gas- und Wasserleitungen sollten abgestellt werden. Man sollte sich auf Nachbeben gefasst machen und nicht direkt mit überstürzten Aufräumarbeiten beginnen. Das Gebäude sollte nur in dringenden Fällen verlassen werden – da empfiehlt das Innenministerium die Mitnahme von Ausweisen, Geld und Notfallgepäck.