Evi Jobst und Pfarrer Peter Krech wälzen die Pläne im Zuge der Neustrukturierung der evangelischen Kirche in der Region – der Prozess ist in vollem Gange. Die beiden sind froh, dass trotz zu erwartender Einschnitte viel Kompromissbereitschaft herrscht. Foto: Cornelia Spitz

Seit Monaten rauchen in den evangelischen Pfarreien im Schwarzwald-Baar-Kreis die Köpfe: Von welchen Kirchen und welchen Stellen kann man sich trennen? Jetzt liegen erste Vorschläge auf dem Tisch.

Ein Rückgang von Gemeindegliedern und Finanzkraft zwingt die evangelische Kirche im Kirchenbezirk Villingen, zu der im Grunde genommen die evangelischen Pfarreien im kompletten geografischen Landkreis gehören, zum Sparen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Und doch gibt es seit Monaten Diskussionen, Beratungen und einen mal mehr, mal weniger konstruktiven Austausch: Welche Kirchen und welche Gemeinderäume dürfen bleiben, welche nicht – und welches Dorf hat künftig noch einen Pfarrer?

Aus 42 mach’ weniger

Von 42 Gebäuden sollen nur noch 17 sicher bleiben dürfen, von „mindestens“ 13 will man sich trennen, zwölf weitere sind Wackelkandidaten. Ähnlich sieht es beim Stellenplan aus: Auch von den aktuell 21,25 Pfarrstellen und den Diakonen im Landkreis soll es bald nicht mehr alle geben.

Pfarrer Peter Krech, der aktuell die Vertretung von Dekan Wolfgang Rüter-Ebel wahrnimmt, welcher dank eines viermonatigen Sabbaticals auf Reisen ist, lobt die Pfarreien in der Region im Pressegespräch kräftig: „Für mein Empfinden war es relativ geräuschlos möglich, dass sie alle zu einem Ergebnis gekommen sind.“ Er lächelt, denn er weiß, dass das in einem so großen Bezirk keine Selbstverständlichkeit ist. In drei Kooperationsräume ist der Bezirk unterteilt – Süd für Donaueschingen, Hüfingen, Blumberg, Bad Dürrheim, Oberbaldingen und Öfingen, Nord-West für St. Georgen-Tennenbronn, Furtwangen, Triberg, Königsfeld, Weiler, Buchenberg und Mönchweiler sowie der Raum Mitte für die Kirchengemeinde Villingen mit Jakobus/Niedereschach und Matthäus/Marbach sowie Brigachtal.

Vorschläge in drei Kooperationsräumen

Seit Monaten kommen die Verantwortlichen der drei Bereiche jeweils zusammen und beratschlagen, welchen Weg sie unter der Überschrift „Ekiba 2032“, dem Projekt zur Transformation und Reduktion, einschlagen möchten. Leicht ist das nicht, bestätigt auch Pfarrer Krech. Umso erleichterter sind er und die Vorsitzende der Bezirkssynode, Evi Jobst, dass brauchbare Vorschläge erarbeitet worden sind, die nun nach einer ersten Runde auf dem Tisch liegen.

Eine evangelisch-katholische Kirche im Dorf?

Dieser Tage bekamen die Pfarreien schon Post und erfuhren die Details. Inhaltlicher Kern der Mitteilung sind die Zukunftspläne nach einem Ampelsystem, quasi eine Landkarte mit allen kirchlichen Gebäuden im Bezirk – die Roten sollen gestrichen, die Grünen bleiben dürfen, und über die gelben Wackelkandidaten will man sich noch Klarheit verschaffen.

Doch eines liegt Evi Probst und Peter Krech am Herzen: Selbst für Kirchen, die nun auf der „roten Liste“ stehen, ist nicht unbedingt aller Tage Abend. Abgerissen oder Verkauft werden sie damit nicht unbedingt. „Der Besitzer hat die Möglichkeit zu entscheiden, wie er damit weiter vorgeht“, betont Evi Jobst. Eventuell, fügt Krech hinzu, finde man hierzulande künftig Kirchen vor, wie man das beispielsweise auch als Italienurlauber kennt: Gebäude, in die man „noch reingehen kann, auch wenn draußen der Putz bröckelt“. Auch über ökumenische Lösungen würde man seitens des evangelischen Kirchenbezirks gerne mit den katholischen Kollegen sprechen, macht Krech deutlich „wir hätten schon bisher mehr Austausch dazu vertragen können, es ist aber nicht zu spät“, sagt er, denn auch die katholische Kirche werde solche Überlegungen sicherlich anstellen müssen. Warum also nicht hier und da statt jeweils einer künftig nur noch eine, aber eine gemeinsame Kirche im Dorf lassen?

Nicht einbezogen in die aktuellen Überlegungen sind die Kindergärten – seitens der Landeskirche gebe es ein klares Bekenntnis dazu, in diesem Bereich weiterhin tätig sein zu wollen, betont Krech. Werde beispielsweise ein Gebäude veräußert, in dem bislang ein evangelischer Kindergarten untergebracht sei, würden Lösungen gesucht, „da wird viel auszuhandeln sein“. Eventuell gebe es dann beispielsweise weiterhin den Kindergarten in evangelischer Trägerschaft und mit entsprechendem Profil, nur gehöre das Gebäude, in dem er untergebracht ist, eben nicht mehr der Kirchengemeinde.

Sie stehen auf der „roten Liste“

Der jetzt vorliegende Entwurf für den Kirchenbezirk Villingen sieht die Trennung von folgenden Liegenschaften vor:

Im Kooperationsbereich Süd bereits vollzogen ist die Trennung vom Gemeindehaus Blumberg und der Kirche Bräunlingen, desweiteren will man sich von der Kirche in Biesingen (Bad Dürrheim) trennen.

Im Kooperationsraum Mitte um Villingen rot eingestuft sind die Kirche Unterkirnach, die Gemeindezentren Lukas und Markus sowie das Gemeindezentrum Dauchingen.

Im Kooperationsraum Nord-West auf der roten Liste: das Jugendhaus Triberg, das Gemeindehaus Furtwangen, das Gemeindezentrum Gütenbach, das Gemeindehaus Peterzell (beide Verkäufe bereits vollzogen), die Kirche Schonach und das Gemeindehaus Tennenbronn.

Die Wackelkandidaten

Es gibt auch einige Wackelkandidaten in der Region, über deren Verbleib in den Händen der Kirche man noch werde beraten müssen.

Im Kooperationsraum Süd sind das die Kirchen in Hüfingen, in Bad Dürrheim, in Öfingen und in Oberbaldingen.

Im Kooperationsbereich Mitte zählen dazu das Gemeindezentrum Paulus sowie das Gemeindehaus Marbach.

Im Kooperationsraum Nord-West hadert man mit der Zukunft der Gemeindezentren Langenschiltach und Schönwald, der Kirchen in Vöhrenbach, Mönchweiler und Peterzell sowie dem Ökumenischen Zentrum in St. Georgen.

So sehen die Personalplanungen aus

Seit 1999 sei der Personalstand bei den evangelischen Kirchen stabil – „es war also glasklar, dass da irgendwann eine Veränderungen stattfinden wird“, verdeutlicht Peter Krech. Auch die Stellen der Kirchenmusiker in landeskirchlicher Anstellung sind von den Umwälzungsprozessen tangiert. Allerdings seien es bei weitem nicht nur die Kantoren, die Musik machen, sondern auch eine Vielzahl anderer Partner und Honorarkräfte, die von den Veränderungen nicht tangiert werden, betont Peter Krech. Gibt es bislang drei Kantorenstellen – in St. Georgen, Donaueschingen und Villingen – soll es künftig nur noch einen in Villingen und Donaueschingen geben. Die Pfarrstellen sollen von aktuell 21,25 auf 15 bis zum 1. Januar 2036 reduziert werden. Von den 4,375 Diakon-Stellen sollen dann noch 2,5 übrig sein.

So geht es weiter

Die Anhörungsfrist
Noch bis zum 16. Oktober läuft die Frist zur förmlichen Anhörung, während derer alle Beteiligten ihre Stellungnahmen abgeben können.

Die offizielle Anhörung vor der Bezirkssynode
Am 11. November soll die Bezirkssynode alle eingegangenen Stellungnahmen abwägen

Beschluss des Bezirkskirchenrates
Für den 7. Dezember ist der Beschluss geplant.

Einsprüche
Auch darüber hinaus sind Einsprüche möglich – bevor die Pläne zu Umsetzung gelangen, ist eine juristische Einspruchsfrist einzuhalten. Erst danach geht es ans Eingemachte. Je nach Bereich gelten teils auch mehrjährige Übergangsfristen, während manche Punkte bereits bis 2026 abgehakt sein sollen, bleibt für andere Zeit bis 2032 oder gar bis 2036.