Erhard Schulz (links) und der Leitende Polizeidirektor Andreas Bjedov bei der Verabschiedung. Foto: Noah Schulz

Erhard Schulz ist wahrscheinlich Nagolds bekanntester Polizist. Nun zieht es den stellvertretenden Revierleiter in den Ruhestand.

Nagold - 45 Jahre lang war Erhard Schulz leidenschaftlich als Polizist im Einsatz. Mit zwischenzeitlich 63 Jahren und nach drei Verlängerungen seiner Dienstzeit hat er sich entschieden, nun seinen Ruhestand zu genießen.

Am 30. Juni zog Erhard Schulz das letzte Mal seine Uniform an und machte sich dienstlich auf den Weg zum Polizeirevier Nagold. An diesem Tag erwartete ihn hinter der Eingangstür aber kein Aktenstapel, keine ungelösten Fälle, sondern eine Gruppe langjähriger Kollegen und Freunde, die ihm mit einer Abschiedsfeier einen wertschätzenden und schönen Übergang in den Unruhestand bereitete.

Der richtige Zeitpunkt

"Das war eine wirklich schöne Feier", erzählt er fröhlich. Dreimal hat Erhard Schulz seine Dienstzeit um jeweils ein Jahr verlängert, war noch nicht bereit, die Dienstmütze an den Nagel zu hängen. Doch nun, nach 45 Jahren, war der richtige Zeitpunkt gekommen.

Dass ihn sein Weg einmal nach Nagold führen würde, ahnte Schulz, gebürtig aus Pfalzgrafenweiler, wohl eher noch nicht, als er seine Ausbildung in Lahr und Bruchsal begann. Die erste Station, die Schulz als ausgebildeter Polizist kennenlernte, war ab 1978 in Stuttgart. Nach der Einsatzhundertschaft war der Verkehrsunfalldienst damals sein erster längerer Einsatzbereich. Im Jahr 1987 wechselte er zum Nagolder Revier – sollte dort aber nicht durchgängig bleiben.

Erhard Schulz drückte nochmal die Schulbank, absolvierte ein duales Studium und erwarb die Zulassung zum gehobenen Dienst. 1994 kehrte er als Kommissar zurück nach Nagold. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, nur ein Jahr später die Leitung des Wildberger Polizeipostens anzutreten. In diesem befand sich damals noch eine Dienstwohnung, sodass damit auch der Umzug in Schulz Wahlheimat Wildberg folgte. Dieser ist er bis heute treu geblieben, bereits seit 1999 engagiert er sich dort auch im Gemeinderat.

2009 geht es zurück nach Nagold

14 Jahre lang prägte Erhard Schulz die Entwicklung der Außenstelle in Wildberg als Postenleiter. Doch aller guten Dinge sind drei: Im Jahr 2009 führte ihn sein beruflicher Weg noch einmal zurück ins Nagolder Revier. Schulz wurde Leiter der Führungsgruppe und damit stellvertretender Leiter des Reviers. Planung, Organisation und Personalführung gehörten fortan vorwiegend zu seinen Aufgaben. Außerdem leitete er die Ausbildungsstelle Nagold. In dieser Funktion betreute er den Nachwuchs, der im Rahmen seiner dualen Ausbildung ein einjähriges Praktikum im Revier absolvierte. Sehr gerne machte er aber auch regelmäßig Fußstreifen in Nagold und war hierbei für alle direkt ansprechbar.

2011 suchte sich der Erste Polizeihauptkommissar noch eine neue Herausforderung als Mitglied im Antikonfliktteam. "Wir sind dort im Einsatz, wo mit Eskalation gerechnet wird", erklärt Schulz. Das war jüngst beispielsweise bei den Montagsspaziergängen der Fall. Ein Höhepunkt war für ihn der G7-Gipfel in Garmisch im Jahr 2015, der einen mehrtägigen Einsatz im "benachbarten Ausland" Bayern bedeutete, wie er grinsend erzählt. "Mit tausenden Kollegen aus unterschiedlichen Bundesländern" leistete Schulz hier gemeinsam seinen Dienst.

Den Umgang mit Menschen hat Erhard Schulz an seinem Beruf immer geliebt. Obwohl Polizisten naturgemäß sicher nicht immer bei allen beliebt sind, habe er weitaus mehr angenehme als unangenehme Begegnungen erlebt. Allerdings bemerkt auch er, dass der Respekt vor der Polizei grundsätzlich nachlässt. Das sei jedoch ein Thema einer veränderten Grundeinstellung nach dem Motto "mir hat niemand was zu sagen, auch in Uniform nicht".

Besonders tragische Ereignisse

Zwei Ereignisse im Laufe seiner Dienstzeit sind Erhard Schulz besonders im Gedächtnis geblieben. Allerdings, weil sie besonders tragisch waren. Im Juli 2006 rückte er zu einem Einsatz in Gültlingen aus, ein Unfall, bei dem vier junge Menschen zu Tode kamen. Schulz fiel die Aufgabe zu, die Angehörigen zu verständen, wie er bedrückt erzählt. Ein anderer Unfall, der weithin durch die Schlagzeilen ging und Erhard Schulz noch lange nachhing, ereignete sich 2017. "Am 11. August", sagt er sofort. Das Datum hat sich eingeprägt. Damals kippte ein Müllwagen beim Abfahren vom Wolfsberg auf einen PKW und tötete eine ganze Familie.

Dass es aber auch manches im Polizeidienst gibt, das man mit Humor nehmen kann, zeigt Erhard Schulz persönliches Highlight, das ihn auch Jahre später noch schmunzeln lässt: Nachts während eines Schäferlaufs in Wildberg vor einigen Jahren entwendeten mehrere Personen einen Autoscooter aus dem Vergnügungspark und fuhren damit die "kleine Kochsteige" hinunter – bis sie ein parkendes Auto rammten. Schon im Lauf des nächsten Tages konnte Schulz die Verdächtigen finden. Ein Vergehen, das durchaus strafbar ist, aber doch als witzige Geschichte im Gedächtnis bleibt.

Und was kommt nun nach dem Eintritt in den Ruhestand? Nicht nur Ruhe, das ist klar. Erhard Schulz verbringt nun mehr Zeit mit seiner Familie und geht Hobbys wie dem Fotografieren nach. Zudem engagiert er sich einmal in der Woche ehrenamtlich als Fahrer für die Tagespflege im Altenheim Wildberg. Auf dem Rad erkundet er gerne die nähere und nicht so nahe Umgebung. Und auch die Aufgaben im Gemeinderat sind vielfältig. Vor Langeweile hat er keine Angst.