Das Kinderhaus in Sulz ist seit Ende 2021 fertig gebaut. Nun ist klar, wie viel es die Stadt insgesamt kostet. Foto: Cools

3,8 statt 3,3 Millionen Euro kostet das Sulzer Kinderhaus. Zu viel bezahlt habe man trotzdem nicht und im Vergleich zu anderen ähnlichen Projekten im Kreis Rottweil noch einen guten Gesamtpreis erzielt, hieß es in der Sulzer Gemeinderatssitzung am Montag.

Sulz - In Zeiten wie diesen sei es schwierig, über Baukosten zu sprechen, meinte Stadtbaumeister Reiner Wössner angesichts der enormen Preissteigerungen und der dynamischen Entwicklung.

Alles könne man aber auch nicht auf die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg schieben. Manches hätte man besser machen können, gab er dem Sulzer Gemeinderat gegenüber zu. Er nehme nun an Erkenntnissen mit, dass es manchmal mehr Zeit brauche, um besser planen zu können.

Von 85 auf 110 Plätze

Im November 2018 hatte der Gemeinderat den Baubeschluss zum Projekt Kinderhaus Neckarwiesen gefasst. Damals wurde es für die Aufnahme von 85 Kindern konzipiert. Die Kostenschätzung belief sich auf 2,3 Millionen Euro.

Nachdem die Bedarfszahlen 2019 aktualisiert wurden, erhöhte sich die Zahl der Plätze von 85 auf 110, und die Kosten stiegen auf geschätzt 3,3 Millionen Euro. In der Sitzung am Montag wurde bekanntgegeben, dass das Projekt nun mit Mehrkosten in Höhe von etwa 480 000 Euro abgeschlossen wurde, was einer Kostensteigerung vom 14,6 Prozent entspricht.

Knappheit von Rohstoffen

Stadtbaumeister Wössner ging auf einzelne Aspekte des Projekts ein. Über alle Gewerke hinweg sei es teilweise zu verzögerten Materiallieferungen bis hin zur Knappheit von Rohstoffen, wie Holz oder Stahl, gekommen. Der Preis für den Bodenbelag aus Douglasie für den Stahlbalkon sei innerhalb von zwei Wochen um 15 Prozent gestiegen. Der Baupreisindex sei von Anfang 2019 bis Ende 2021 ebenfalls um mehr als 16 Prozent gestiegen.

Rund die Hälfte der Mehrkosten entfielen auf das Gewerk Rohbau. Sie entstanden unter anderem dadurch, dass der Erdhub nicht wie angenommen wiederverwendet werden konnte und deshalb entsorgt und verwertet werden musste.

Ein weiterer Punkt war, dass die Planung des Balkon- und Treppengeländers zum Zeitpunkt der Ausschreibung noch nicht "ausschreibungsreif" war, wie Wössner erklärte. Jedoch habe man Materialknappheit, weitere Kostensteigerungen und monatelange Lieferzeiten befürchtet.

Bei der Außenanlage waren Posten, wie der Folgeauftrag Gehweg und der Vegetationsauftrag, nicht in der Kostenschätzung enthalten gewesen. So gab es noch ein paar Punkte, die Reiner Wössner aufzählte.

Günstiger als Kindergarten in Rottweil

Er hatte jedoch auch Vergleichsprojekte aus dem Kreis Rottweil mitgebracht, die nicht als Rechtfertigung herangezogen werden sollten, wie er meinte, sondern vielmehr zur Einschätzung der Gesamtkosten.

Dabei ging es etwa um den Kindergarten Spitalhöhe in Rottweil. Dort seien 3,4 Millionen Euro investiert worden, um 73 Kindergartenplätze zu schaffen. Heruntergerechnet bedeute das rund 46 600 Euro pro Platz. Beim Kinderhaus in Sulz liege diese Zahl bei rund 34 500 Euro.

"Nach wie vor ist das Kinderhaus also ein akzeptables und sogar günstiges Bauwerk gewesen", meinte Bürgermeister Gerd Hieber. Die Entwicklung der Baukosten sollte jedem Sorgen bereiten, fand er. "Das sind teilweise irre Zahlen."

Erkenntnisse aus Erfahrung ziehen

André Amon (SPD) meinte, 15 Prozent Mehrkosten seien trotzdem extrem, auch wenn man im Vergleich zu anderen Projekten gut dastehe. Ihm sei es aber wichtiger, dass die Verwaltung Erkenntnisse aus dieser Entwicklung ziehe.

Heidi Kuhring (GAL) fragte, wie sich das Ganze entwickelt hätte, wenn man einen externen Planer beauftragt hätte. Wössner erwiderte, dann hätte man noch 300 000 Euro zusätzlich für die Planung investieren müssen.

Der Gemeinderat stimmte den außerplanmäßigen Ausgaben in Höhe von rund 480 000 Euro zu. Lediglich Traude Mangold (SPD) stimmte dagegen.