Kalte Duschen sorgen in Rottenburg für viel Ärger. (Symbolfoto) Foto: AdobeStock_Arcyto

Zoff im Rottenburger Gemeinderat nach der Beschwerde eines Olympiasiegers – es ging ums Kaltduschen in den Sporthallen. Im Saal wurde es dabei richtig laut.

Rottenburg - Stadtrat Michael Bay kabbelte sich mit Oberbürgermeister Stephan Neher – die Energiesparmaßnahmen der Stadt waren der Grund hierfür. Neher musste Bay sogar zur Ordnung rufen, so laut wurde es im Saal.

Stadtrat Michael Bay hakte bei der Verwaltungsspitze nach, wie es aussehe mit der Umsetzung der vom Gemeinderat beschlossenen Energiesparmaßnahmen. Man hole sich als Stadtrat in den Vereinen und vor Ort eine "blutige Nase" und müsse die Maßnahmen verteidigen. Am Wochenende etwa sei er in Wendelsheim gewesen – dort war ein Radsportevent. Dort habe sich jemand beschwert – ein Olympiasieger – dass er kalt duschen müsse. Dies in der Sporthalle, wo alle Duschen auf "kalt" gestellt sind – geheizt werden die Duschen nicht mehr, es kommt nur kaltes Wasser. In allen städtischen Hallen bleiben derzeit trotz herbstlicher Temperaturen und des bevorstehenden Winters die Duschen kalt. Bay bot daraufhin dem Olympiasieger an, bei seiner Schwägerin warm zu duschen.

Überall Kritik

Gemeinderat Michael Bay (CDU) sei dann weitergefahren zum Jubiläum des TuS Ergenzingen. Auch dort habe er sich Kritik anhören müssen – es ging ums kalt duschen. Am Dienstag dann habe er erfahren, dass einige der Maßnahmen ausgesetzt seien – "Scheinbar muss man nur zum Oberbürgermeister gehen und auf den Tisch hauen." Bay ging es darum, dass er als Gemeinderat darüber nicht mittels Mail oder Post informiert worden sei.

OB Neher verteidigt Maßnahmen

Neher verteidigte die Energiesparmaßnahmen. Bay wollte nicht zuletzt wissen, wer den Gemeinderatsbeschluss gekippt habe - ohne Kommunikation seien die Beschlüsse des Gremiums umgedreht worden.

Neher erklärte, dass Herr Auer, der Bäderchef der Stadtwerke bei ihm angerufen habe und ihm mitteilte, dass die DLRG angerufen habe – die Kinder hätten bereits vom schwimmen blaue Lippen.

Michael Bay und OB Neher kamen sich in die Wolle – Neher meinte irgendwann, man solle doch Anstand gegenüber dem Oberbürgermeister einhalten. Die Kabbelei eskalierte kurz, Bay rief "so geht’s nicht", woraufhin ihn OB Neher nochmals ermahnte. Mit den Worten "der zweite Ordnungsruf ist ein Saalverweis".

Vorgehen entsprechend der Witterung

Hochbauamtsleiter Markus Gärtner erläuterte, dass die Stadtverwaltung den Wetterbericht studiert habe – Temperaturen im einstelligen Bereich waren angekündigt gewesen. Auf Nachfrage dazu teilte die Stadtverwaltung unserer Redaktion mit, dass insbesondere die Heizungen – witterungsabhängig angeschaltet werden sollen. So konnte entsprechend der Witterung verfahren werden – es kam ja ein ungewöhnlich schneller Wetterumschwung auf sehr kalte Nachttemperaturen. Dies habe für zu kühle Räume insbesondere bei der Kleinkindbetreuung geführt. Auch in manchen Grundschulen froren einige Kinder. Infolgedessen gab es teils heftige Beschwerden.Daher wurde der Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Heizungen vorgezogen.

Ausgekühlte Räume kosten Energie

Markus Gärtner meinte dazu, dass es unverhältnismäßig mehr Energie koste, ausgekühlte Räume wieder zu heizen und auf Zieltemperatur zu bringen. Ob Neher nun davon wusste oder nicht sei unerheblich. Man könne der Verwaltung lediglich vorwerfen, dass sie nicht umgehend breit informiert habe angesichts des sensiblen Themas. "Dies geschah sicherlich nicht aus böser Absicht, sondern ist der Umsetzung von Projekten und der Fülle an Aufgaben geschuldet." In der Gemeinderatssitzung meinte Hermann Josef Steur (SPD) schließlich, dass die "Emotionen hochschlagen". Neher dann abschließend: "Ich habe zuhause keine Heizung laufen. Wir sind verwöhnt. Und wir haben zuhause ein drei Monate altes Baby." Neher resignierte schließlich auch und frotzelte: "Zum Schluss bleibt uns nur übrig, dass wir das Licht am Domturm anlassen."