Der Circus Alessio hat insgesamt fünf Kängurus, hier sind einige im Spiel miteinander beschäftigt. Foto: Becker

Der Circus Alessio hat seine Zelte in St. Georgen wieder abgebaut und macht sich auf zur nächsten Station in Loßburg. Doch die Diskussion um das für einige Tage ausgebüxte Känguru Skippy geht in den sozialen Netzwerken weiter.

St. Georgen - Wie berichtet war dem Zirkus vor einer Woche sein Manegenstar ausgebüxt und konnte erst nach vier Tagen wieder eingefangen werden. Die Reaktionen hierauf sind gegensätzlich. "Armer Kerl, wieder ab in Gefangenschaft", bedauert eine Frau in den sozialen Netzwerken den Vorgang. Wobei von einer anderen Facebook-Userin kommentiert wird: "Da geht’s ihm sicher besser, als wie in Freiheit. Kennt ja die Gefahren nicht. Bin froh, dass sie ihn haben."

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Unsere Berichterstattung über Skippy hat eine allgemeine Diskussion zum Thema Tierhaltung im Zirkus ausgelöst. So schreibt eine Frau: "Wer heute noch in eine Zirkus-Vorstellung mit Wildtieren geht, darf sich nicht als Tierliebhaber bezeichnen. Es gibt Zirkusse, die zeigen, dass es auch ohne geht."

"Wir leben fürunsere Tiere"

Eine Antwort hierauf lässt nicht lange auf sich warten, möglicherweise von einer Frau, die selbst Zirkuserfahrung hat. Sie entgegnet: "Wir leben für unsere Tiere, und geben lieber unseren Tieren das letzte Brot, als es selber zu essen." Es seien so viele Hunde, Katzen oder Pferde aus einem normalen Haushalt oder Reiterhof auch schon abgehauen. Das könne jedem passieren. "Und dort wird dann kein großes Theater daraus gemacht!? Aber haut ein Tier mal aus dem Zirkus ab, heißt es gleich, wir behandeln unsere Tiere schlecht."

Und noch ein weiteres Thema greifen unsere Facebook-Leser auf: Das Känguru ist bereits zum zweiten Mal entwischt. So war es bei einem vorhergehenden Zirkusaufenthalt in Bad Dürrheim davon gehüpft. Erst nach einer Woche konnte es wieder eingefangen werden. Dazu auf unseren sozialen Netzwerken: "Dem Zirkus gehört das Tier weggenommen. Das ist bereits das zweite Mal, von dem wir wissen, dass es abgehauen ist. Eine Frechheit." Und weiter spekuliert der Mann, das "arme Tier" sei "ständig in Lebensgefahr, weil sie es nicht halten können". Unterstützung erhält er von einer Frau: "Seh ich auch so. Deshalb unterstütze ich auch keinen Zirkus. Tiere hauen nur ab, wenn sie sich nicht wohl fühlen." Aber auch hier regt sich Widerspruch. So relativiert eine andere Frau in ihrem Beitrag: "Nein, das glaube ich weniger! Wenn du die Tür auflässt, läuft ein kleines Kind auch weg."

Zirkus beteuert: "Unseren Tieren geht es gut"

Unabhängig vom Für und Wider um die Tierhaltung in Zirkussen hätte ein Känguru auf freier Wildbahn in Deutschland wohl nicht die besten Überlebenschancen, vermutet ein Facebook-User: "In unseren Wäldern hätte dieser süße Knopf nicht lange überlebt. Überall Straßen, Autobahnen und Idioten, die meinen, Tiere quälen zu müssen." Über einige dieser Themen sprach unsere Redaktion auch mit den Zirkusbetreibern. Direktorin Tina Quaiser betonte, "mit der Haltung haben wir noch nie Probleme gehabt." Der Circus Alessio werde wöchentlich vom Veterinäramt kontrolliert. "Unseren Tieren geht’s gut."

Bei der ersten Flucht des Kängurus in Bad Dürrheim sei es von einem Hund erschreckt worden. Beim zweiten Mal vor einer Woche in St. Georgen habe ein Mitarbeiter kurzzeitig das Gatter aufgelassen, weil er mit einem Schubkarren Futter ins Gehege gefahren habe. Wenn sich die Kängurus beim Zirkus unwohl fühlen würden, könnten sie außerdem mit einem Satz über das Gehege springen und das Weite suchen.

Kommentar: Tiere müssen verantwortungsvoll gehalten werden

Es ist gut, dass Veterinärämter Zirkusbetriebe kontrollieren. Das sorgt auch bei Skippy und seinen tierischen Kollegen beim Circus Alessio für ein gewisses Maß an artgerechter Haltung. Zirkusse mit Tiernummern werden gerne an den Pranger gestellt. Sicherlich haben die Exoten dort kein Leben wie in den Weiten Afrikas. Aber auch nicht die Gefahren. Tierwohl ist ein hohes Gut, das es zu schützen und zu stärken gilt. Ein Zirkus wird zumindest kontrolliert. Die Haustierhaltung nicht, obwohl es auch hier schwarze Schafe gibt, die beispielsweise Vögel in zu kleinen Käfigen halten ohne ihnen zumindest einen gelegentlichen Freiflug im Zimmer zu erlauben. Zum Glück wird Tierhaltung und Tierwohl in Schulen thematisiert, um schon die Jugend dafür zu sensibilisieren. Denn Tiere müssen verantwortungsvoll gehalten werden, sei es im Zirkus oder zuhause.