Die Geflüchteten aus den Erstaufnahmestellen werden nun auf die Landkreis verteilt. Foto: Puchner

Die Aufnahme der geflüchteten Menschen aus der Ukraine stellen den Kreis Rottweil ebenso wie die Corona-Pandemie weiter vor große Herausforderungen. Am Donnerstag kommen nun auch Geflüchtete aus den Erstaufnahmestellen des Landes in Rottweil an.

Kreis Rottweil - Aktuell sind inzwischen 814 Menschen aus der Ukraine im Kreis untergekommen – der Großteil bislang in privaten Unterkünften. 194 der Flüchtlinge stünden in der Zuständigkeit der Großen Kreisstadt Rottweil, 133 in der Schrambergs. Die Hilfsbereitschaft sei enorm und man müsse allen danken, die sich hier einsetzen, so Landrat Wolf-Rüdiger Michel in der Telefonkonferenz zu den Themen Ukraine und Corona am Mittwoch.

Geflüchtete werden zugewiesen

Diese Woche kommt laut Sozialdezernentin Angelika Jetter neue Dynamik in das Geschehen, weil das Land mit den Zuweisungen von Geflüchteten aus den Erstaufnahmestellen beginnt. Deshalb kommen am Donnerstag 39 Personen in Rottweil an, die im Alten Spital in Rottweil Platz finden sollen.

Menschen haben großes Leid erfahren

Gleichzeitig, so Jetter, gebe es auch immer mehr Anfragen von Menschen, die Geflüchtete zunächst privat aufgenommen haben und nun aber für die Personen eine längerfristige Unterkunft suchen. In der großen Hilfsbereitschaft seien teilweise in ohnehin schon kleine Wohnungen weitere Familien aufgenommen worden, weiß Jetter.

Zudem zeige sich, dass vielen Menschen traumatisiert seien, teilweise schreien, nicht essen, das Erlebte kaum verarbeiten könnten. Die Geflüchteten hätten großes Leid erfahren, so Jetter. Hier wolle man Hilfen anbieten. Die privaten Unterbringung sei "keine Dauerlösung".

Suche nach Unterkünften läuft

Die Suche nach weiteren Unterkünften laufe auf Hochtouren. Stand März hatte der Kreis 560 Plätze in 20 Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung. Im April seien es nun 30 Unterkünfte mit 800 Plätzen – darunter auch der Vaihingerhof. Auch die Unterkünfte im Berufsschulzentrum stehen kurzfristig zur Verfügung.

Sie sei zuversichtlich, so Jetter, das es gelingen werde, die Menschen, die dem Kreis nun zugewiesen werden, auch unterbringen zu können. An sehr großen Unterkünften wie in anderen Kreisen fehle es allerdings. Man müsse auf kleinere Einheiten zurückgreifen.

Impfquote in Ukraine sehr niedrig

Laut Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam habe man im neuen "Servicezentrum Ukraine" bereits 160 Geflüchtete untersucht, die Zahl nehme stetig zu. Sorge bereitet sowohl ihm als auch dem Landrat der niedrige Impfstatus bei den Geflüchteten. Laut Michel liege die Impfquote gegen Covid in der Ukraine bei 35 Prozent. Da es sich vorwiegend um bei uns nicht zugelassene Impfstoffe handle, sei die tatsächliche Quote noch geringer. Im Servicezentrum wird den Geflüchteten eine Corona-Impfung angeboten. "Der Großteil lehnt die Impfung jedoch ab – das ist betrüblich", so Adam.

Bei der Masernschutzimpfung habe man in Deutschland mittlerweile eine 98-prozentige Immunität erreicht. Auch hier sehe man den sehr geringen Durchimpfungsgrad der Geflüchteten mit Sorge – nicht zuletzt im Hinblick auf die Gemeinschaftsunterkünfte und die Schul- und Kindergartenbesuche.

Die Corona-Impfquote im Kreis liegt aktuell bei 72,4 Prozent. Das Impfgeschehen im Kreis bewege sich auf niedrigem Niveau, man schneide jedoch im Vergleich gut ab, so der Landrat. Bei den niedergelassenen Ärzten im Kreis werde deutlich mehr geimpft als anderswo.

Bei Inzidenz jetzt auf Platz eins im Land

Und nachdem der Kreis bei der Inzidenz zeitweise auf dem schlechtesten Platz im Landkreis lag, sei man nun auf Platz eins, so Michel. Dieser Wandel spiegle sich in der Raumschaft wider. Dennoch warnt Michel davor, das Corona-Virus nun auf die leichte Schulter zu nehmen – jeder Kontakt könne zu einer Ansteckung führen. Es sei ratsam, die Maske trotz der jüngsten Lockerungen weiter zu tragen. "Es kann rasch wieder zu hohen Zahlen kommen, da darf man sich nicht täuschen lassen", mahnt auch der Gesundheitsamtsleiter. Die Gefahr bei einer sehr großen Zahl an Infektionen sei, dass sich Virusvarianten bilden.

Abschaffung der Quarantäne zweischneidig

Eine mögliche Abschaffung der Quarantäne, wie sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach ins Gespräch gebracht hat, sei "ein zweischneidiges Schwert", so Landrat Michel auf Nachfrage. Zum einen zeige die Praxis, dass bei der Vielzahl der Fälle und der Überlastung der Labore eine Absonderungspflicht oft erst spät angeordnet und auch nicht kontrolliert werden könne – das würde für die Abschaffung sprechen. Allerdings könne die Aufhebung der Regelung auch das Signal in der Bevölkerung geben, dass Corona "kein Problem" mehr sei. "Ich beneide den Gesundheitsminister da nicht", meint Michel.

Bezüglich der Quarantänebestimmungen bleiben diese nach aktuellem Stand bis 30. April bestehen, so Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger. Was ab dem 1. Mai kommt, sei bislang ungewiss.