An verschiedenen Stationen können die Geflüchteten in der Marienstraße 2 alles Wichtige erledigen. Am Anfang steht die erkennungsdienstliche Erfassung der Personen. Foto: Otto

Erstregistrierung, Sozialleistungen, Gesundheitscheck – und bei Bedarf auch gleich eine Impfung: In der Marienstraße 2 finden Geflüchtete aus der Ukraine jetzt alles Wichtige an einem Platz. Das "Servicezentrum Ukraine" hat am Donnerstag eröffnet und bietet für alle Beteiligten enorme Erleichterungen.

Kreis Rottweil - Ein kleines Baby liegt im kuschligen Bärchenanzug ganz ruhig in seinem Maxi-Cosi, ein Kleinkind daneben umklammert das Bein der Mama, während sie und eine weitere junge Frau sich am ersten Schalter des neuen Zentrums beim Ausländeramt registieren. Dazu gehören auch Fingerabdrücke, Fotos und einiges mehr. Gleich einen Schalter weiter können über das Sozialamt Leistungen beantragt werden, in den Nebenräumen steht das Team des Gesundheitsamts bereit – und nebenan im selben Gebäude ist das Impfzentrum untergebracht.

"Hier in der ehemaligen Schalterhalle der Kreissparkasse haben wir nun alles an Dienstleistungen zusammengeführt, was bisher im Landratsamt verteilt war", erklärt der Erste Landesbeamte Hermann Kopp. Das Ganze funktioniert nur mit vereinten Kräften – neben den verschiedenen Ämtern und Helfern des Impfzentrums ist auch die Polizei zur Unterstützung mit dabei.

Identität wird festgestellt

Über eine so genannte PIK-Station, eine besondere Hardware, wird die Identität der Personen sicher festgestellt, wie Michael Gundel, Sachgebietsleiter des Ausländeramts, erklärt. Bei 15 ukrainischen Ausweisen an diesem Tag habe das System bislang einmal Alarm geschlagen, berichtet Stephan Behnke, stellvertretender Stabsleiter beim Polizeipräsidium in Konstanz. Doch der Fall habe sich rasch geklärt, der Ausweis sei bei näherer Überprüfung in Ordnung gewesen.

Warnung vor Gefahren

Die Polizei nutze das Servicezentrum außerdem, um hier präventiv über Gefahren für die Geflüchteten aufzuklären, die gerade für junge Frauen drohen. Mit Infoblättern wird beispielsweise vor gefährlichen Angeboten Fremder bezüglich privaten Unterkünften gewarnt. Menschenhandel sei ein großes Thema, so Behnke.

Wie groß der Zustrom aktuell ist zeigt die künftige Sozialdezernentin Angela Jetter auf. Es seien – vorher in der unteren Lehrstraße und jetzt im Servicezentrum – bereits 620 Leistungsanträge erfasst worden. So viele Mitarbeiter habe das Sachgebiet dafür gar nicht, man sei deshalb dankbar über Unterstützung aus dem Impfzentrum. Auch für die Mitarbeiter sei die zentrale Stelle in der Marienstraße 2 nun eine gute Sache, betont Jetter. Dolmetscher sind im Einsatz. Es es sei zudem eine große Hilfe, dass viele Geflüchtete in Begleitung von deutsch sprechenden Angehörigen bekommen, so der Koordinator Andreas Bihl.

Gesundheitsamt vor Ort – Tuberkulose ein Thema

Froh ist der Erste Landesbeamte Hermann Kopp, dass – als dritte Station – das Gesundheitsamt direkt vor Ort ist. "Wir kompensieren hier das, was auf Bundes- und Landeseben nicht funktioniert", stellt er klar. Leider sei die Ukraine ein Land, in dem noch Krankheiten vorkommen, die es bei uns so gut wie gar nicht mehr gibt, weshalb eine Gesundheitsuntersuchung wünschenswert und dringend notwendig sei.

Dazu gehört die Tuberkulose. Bevor Menschen in Gemeinschaftsunterkünfte kommen, müssen sie sicherheitshalber geröntgt werden, erklärt Gesundheitsamtsleiter Heinz-Joachim Adam. Grundsätzlich sei der Durchimpfungsgrad, auch bei Masern, Mumps und Röteln, nicht sehr hoch. Es werde vom Gesundheitsamt eine umfassende Anamnese durchgeführt. Auch eine Masernschutzimpfung wird angeboten, dazu ist ein Kinderarzt – an diesem Tag Bernd van de Kamp aus Schramberg – vor Ort. Die Bürokratie macht den Helfern allerdings auch hier mitunter das Leben schwer. So erlaube das Land im Impfzentrum eine Tür weiter nur Covid-Impfungen. Masernimpfungen dürften dort nicht durchgeführt werden, so Hermann Kopp kopfschüttelnd.

Dass das Servicezentrum vorgestellt wird und die Presse da ist, kümmert die Menschen aus der Ukraine an diesem Tag nicht. Ruhig durchlaufen sie die Stationen oder warten geduldig, bis sie an der Reihe snd. Etliche Kinder beschäftigen sich still in einer Spielecke. Die Sorgen sind groß, das ist förmlich zu spüren. Und die Blicke sind fragend. Was werden wird, das weiß niemand von ihnen.