In einer provisorisch eingerichteten Garage mussten sich die Krankenpfleger um Corona-Patienten kümmern. Foto: Krankenhausmitarbeiter

Knapp drei Jahre lang mussten die Krankenpflegerinnen der Corona-Notaufnahme des Freudenstädter Krankenhauses unter widrigsten Bedingungen in einem Zelt arbeiten. Und nun sollen ausgerechnet sie keinen Corona-Bonus erhalten.

Die Krankenpfleger der Freudenstädter Corona-Notaufnahme mussten jahrelang unter widrigsten Bedingungen arbeiten. Ohne Pause, ohne Gelegenheit zu trinken und im Winter sogar ohne Heizung. Und nun sollen sie nicht einmal den von der Bundesregierung versprochenen Corona-Bonus erhalten.

Zwei Krankenpflegerinnen haben sich daher nun an unsere Redaktion gewandt, um ihrem Unmut Luft zu machen. Ihren Namen wollen sie lieber nicht in der Zeitung lesen, aus Sorge vor negativen Konsequenzen am Arbeitsplatz.

Zelt in einer Garage

Was die beiden Frauen berichten, hat es in sich. Zu Beginn der Pandemie wurde in der Garage des Rettungsdienstes ein Zelt aufgebaut, das fortan als Notaufnahme für Corona-Verdachtsfälle dienen sollte. Obwohl Zelt eigentlich zu viel gesagt ist. Denn ein Dach gab es nicht, sondern nur Stoffwände als Sichtschutz.

Das Zelt war dabei eigentlich nur als Provisorium gedacht. „Es hieß immer, es sei nur eine Notlösung“, berichtet eine der Krankenpflegerinnen. Es sei immer gesagt worden, es dauere nicht mehr lange, dann gebe es eine andere Lösung. Doch daraus wurde nichts. Knapp drei Jahre lang mussten sie in dem Zelt arbeiten – bis zum Ende der Pandemie.

Selbst für Toilettenpausen war oftmals keine Zeit. Foto: Krankenhausmitarbeiter

Das Provisorium bot kaum einen Schutz gegen den unbarmherzigen Freudenstädter Winter. „Das Tor der Garage war immer offen. Wir hatten die gleichen Temperaturen wie draußen“, berichtet eine der Krankenpflegerinnen.

Denn die Heizung war ebenfalls nur improvisiert. „Für die Patienten hatten wir Heizstrahler, wir selbst standen in der Kälte.“ Trotzdem durften die Krankenpfleger keine wärmere Kleidung tragen. „Einen Pulli durfte man nicht anziehen, weil es nicht hygienisch ist.“

An einem Tag habe sie ein Kollege aus dem Zelt geholt und ihre Körpertemperatur gemessen, erzählt eine der Krankenpflegerinnen. Das Ergebnis: „Ich war unterkühlt.“ Mehrere ihrer Kolleginnen aus der Nachtschicht hätten durch die Kälte Blasenentzündungen bekommen.

Und auch im Sommer war es nicht viel besser. Denn auch gegen die Hitze schütze die Garage kaum. Dazu mussten die Krankenpfleger Schutzanzüge, FFP3-Masken, Handschuhe, OP-Hauben und ein Schutzvisier tragen. „Da war man danach nassgeschwitzt.“

Beheizt wurde die Corona-Notaufnahme nur mit Heizstrahlern. Foto: Krankenhausmitarbeiter

Doch die verlorene Flüssigkeit ausgleichen konnten die Krankenpfleger nicht. „Wir hatten keine Zeit, um mal rauszugehen, geschweige denn einen Schluck zu trinken oder auf die Toilette zu gehen.“ Wasserflaschen hätten sie nicht mit in die provisorische Notaufnahme bringen können, wegen der Infektionsgefahr, berichten die Krankenpflegerinnen.

Und um zum Trinken nach draußen zu gehen, hätten sie die Schutzkleidung ablegen müssen. Auch das war zeitlich nicht machbar. Acht Stunden am Stück hätten sie teilweise gearbeitet – ohne jede Pause. „Ich habe viele Kollegen abgelöst in dem Zelt, die mir heulend entgegenkamen.“

Ungerechte Regelung

Und als ob das alles nicht schon schlimm genug gewesen wäre, wurden die Krankenpfleger der Notaufnahme von dem jüngsten Corona-Bonus der Bundesregierung ausgeschlossen. Ungefähr ein zusätzliches Monatsgehalt – netto rund 2200 Euro – bekommen Pflegekräfte in allen deutschen Krankenhäusern. Allerdings nur auf sogenannten bettenführenden Stationen. Da in der Notaufnahme niemand übernachtet, gibt es auch keinen Bonus.

Ebenfalls ausgenommen sind die medizinischen Fachangestellten, also jene Pflegekräfte ohne Krankenpflegeausbildung. „Obwohl die den gleichen Job gemacht haben“, so eine der Krankenpflegerinnen. Sie stellt klar: „ Ich gönne das jedem, der die Prämie gekriegt hat. Ich hätte es nur schön gefunden, wenn sie an alle gegangen wäre, die sie verdient haben.“

Auf Anfrage unserer Redaktion war das Freudenstädter Krankenhaus zunächst zu keiner Stellungnahme bereit.