Die Vorstellungsrunden werden von den Ortsvorsteherin moderiert. Hier: Christian Schmider-Wälzlein in Altoberndorf. Foto: Reimer

Am 25. Juni stimmen die Oberndorfer darüber ab, wer künftig die Geschicke im Rathaus leiten wird. Um sich die Entscheidung leichter zu machen, haben zahlreiche Bürger am Montag die Vorstellungen in Aistaig und Altoberndorf besucht.

Der Wahlkampfmarathon neigt sich dem Ende entgegen. Im Neckartal fanden die Vorstellungsrunden Nummer sechs und sieben statt. Die letzte öffentliche Kandidatenvorstellung ist am Donnerstag im evangelischen Gemeindezentrum auf dem Lindenhof.

Matthias Winter Eine wichtige Rolle in Winters Rede spielte der Neckar. Dieser solle durch entsprechende Maßnahmen „erlebbarer“ gemacht werden. Beim Thema Hochwasserschutz versprach er mehr Transparenz, die geplanten Maßnahmen könnten an Infoabenden den Bürgern vorgestellt werden, so der Kandidat vor dem Aistaiger Publikum.

Die erste Frage in Aistaig beschäftigte sich mit der Kultur und der Vergangenheit Oberndorfs unter dem NS-Regime. Ein Bürger wollte wissen, wie er zu beiden Themen stehe. Oberndorf sei eine kulturreiche Stadt, was am prallen Veranstaltungskalender erkennbar sei. Er könne sich vorstellen, mit Vereinen gemeinsam weitere Formate zu entwickeln. Oberndorfs Vergangenheit könne nicht geleugnet werden, er sprach sich für einen transparenten Umgang mit der Geschichte aus.

Matthias Winter Foto: Reimer

Ein weiterer Aistaiger Bürger fragte Winter nach seinen energiepolitischen Plänen. Winter hielt seine Antwort allgemein: Die Stadt müsse den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, um bis 2040 klimaneutral zu werden.

In Altoberndorf kam die Frage nach der Zukunft des Netto-Marktes auf. Durch den Aldi-Umzug sei diese nun gefährdet. Wie wolle er den Einzelhandel in Altoberndorf unterstützen? Winter gab an, für Gespräche mit dem Marktbetreiber offen zu sein. Grundsätzlich sei die Ansiedlung und Bewahrung des Einzelhandels ein stadtweites Thema. Letztlich seien solche Standortfragen aber von den Verbrauchern abhängig.

Roland Biswurm Biswurm suchte die Nähe der Bürger. In Aistaig lief er den Gang in der Mitte des Publikums ab. In Altoberndorf, wo er ein Kabelmikrofon nutzte, stellte er sich neben den Rednerpult und nicht dahinter. Der 62-Jährige verspricht im Falle seiner Wahl mehr Bürgernähe.

Seine Aussage, dass er „Verwaltung“ nicht beherrsche und ihn in dieser Hinsicht nichts für den Chefposten qualifiziere, relativierte er in Aistaig. „So wie ich mein Leben organisieren muss, das soll mir mal ein Verwaltungswirt nachmachen.“ So bringe er beispielsweise seinen Wahlkampf mit seinem Berufsleben in Bayern unter einen Hut.

Roland Biswurm Foto: Reimer

Für Biswurm seien Kultur und Bildung der Dreh- und Angelpunkt. Er könne sich vorstellen, aus der Grafschen Villa ein Kulturhaus zu machen. Künstler bringen der Region keine Fördergelder ein, erwiderte ein Altoberndorfer. Er habe bei der Vorstellung ein Konzept für die Zukunft Oberndorfs vermisst. „Wenn ich ein Konzept hätte, würde ich nicht hier stehen“, so der 62-Jährige. „Konzepte werden gemeinsam entwickelt und erarbeitet.“

Zwei Aistaiger Bürger sprachen Biswurm auf einen Clip an, der im Internet gerade die Runde mache. „Tanz den Mussolini, Tanz den Hitler, Tanz den Acker“, soll Biswurm darin gesagt haben. „Finden Sie das nicht geschmacklos?“ Biswurm erklärte die Hintergründe: Der Text sei eine Anspielung ein Lied der Neuen-Deutsche-Welle-Band „DAF“. Es handle sich um eine Hommage an die Musik der 80er-Jahre und zugleich um eine Provokation. Er versuche dadurch ein lethargisches Publikum zu erreichen. „Die Wahlbeteiligung lag letztes Mal bei 37 Prozent. Das ist ein Armutszeugnis.“

Hans Joachim Thiemann

Der 59-Jährige feierte zunächst seinen Erfolg: Die Gründe für seine Entlassung bei der Stadt seien „als Lüge entlarvt worden“, so der Aistaiger. „Ich bin endlich rehabilitiert.“ (Thiemann darf infolge eines Urteils des Landgerichts die Kündigung als rechtswidrig bezeichnen. Das gab die Stadt am Freitag bekannt.) Nun will er seinen Traum eines „hoch qualifizierten Bürgermeisters aus Aistaig“ verwirklichen. Der Begriff „Verwalter“ gehöre der Vergangenheit an. „Heute werden Städte gemanagt, und der einzige Manager im Angebot steht vor Ihnen.“

„Wie wollen Sie das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen?“ wurde er in Altoberndorf gefragt. „Habe ich das Vertrauen jemals verloren?“, erwiderte Thiemann. Er habe sich nichts zu Schulde kommen lassen.

Hans Joachim Thiemann Foto: Reimer

Biswurm will Jugendliche und Bürger mit ausländischer Herkunft mehr in das politische Leben einbeziehen. Thiemann wurde in Aistaig gefragt, wie er zu dieser Idee stehe. Grundsätzlich gebe es nichts dagegen einzuwenden, allerdings stelle sich die Frage nach dem „Wie“. Thiemann gab zudem an, darüber nachgedacht zu haben, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Aufgrund seiner Hunde habe er aber davon abgesehen.

Ein Altoberndorfer fragte nach seinen Plänen für das Brauerei-Areal. Er müsse zunächst alles aufarbeiten, was in den vergangenen Jahren falsch gelaufen sei, so Thiemann. Die Talplatzgestaltung müsse jedenfalls mit der Bebauung auf dem Areal abgestimmt werden. Aber eine Lösung für „das elementarste Problem in Oberndorf“ habe er noch nicht.