Roland Biswurm hat sich kurz vor Ablauf der Frist beworben. Foto: Biswurm

Nun bahnt sich doch ein Duell an: Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist stellt sich Roland Biswurm als Bürgermeisterkandidat auf. Er ist kein Unbekannter in Oberndorf. Nach dem „Affenzirkus“ 2015 ist es sein zweiter Versuch, an die Rathaus-Spitze zu kommen.

Als „Wut-Theater-Troll“ dürfte er einigen Bürgern noch bestens bekannt sein, so Biswurm – ein Spitzname, der ihn gut beschreibe, wie er zugibt. „Ich bin ein verhinderter Schauspieler, ich bin wütend angesichts der Situation, in der Oberndorf seit Jahrzehnten verharrt und ich bin ein Troll, ein Pumuckl, ein Kobold, ein Trickster“, sagt er über sich selbst.

Rosen auf dem Rosenberg

Er wolle nicht mehr weiter zusehen, wie „die Stadt vor die Hunde gehe“ – er sehe es daher als seine „ritterliche Aufgabe“, die Stadt zu retten, sagt der gebürtige Oberndorfer, der im bayerischen Landshut lebt.

Und welche Pläne hat er für Oberndorf? Ober- und Unterstadt sollen nicht mehr länger getrennt bleiben, sondern eine Einheit, einen Stadtkörper bilden, der durch einen Grüngürtel verbunden ist.

So hat er sich unter anderem zum Ziel gesetzt, den Stadtgarten und den Rosenberg zu renaturieren – „Ich will aus dem Rosenberg einen Rosenberg machen“, so der 62-Jährige. Er schlägt vor im „Loch“ wieder eine Brauerei anzusiedeln oder, wenn es nach seinen tollkühneren Vorstellungen geht, ein kleines Amphitheater zu errichten – so steht es zumindest in seinem 14-seitigen Wahlprogramm.

Als Kulturreporter tätig

Auch die Bürger sollen wieder zueinander geführt werden: „Wir müssen wieder mehr miteinander zu tun haben, uns wieder als ’Stadtgesellschaft’ begreifen lernen“, sagt er.

Biswurm, der zu seinen Hobbys Kochen, Kräutersammeln und die Kreation von eigenen Teemischungen zählt, hat Theaterwissenschaften, Publizistik und Ethnologie studiert. Er ist geschieden und hat einen Sohn. Seit 30 Jahren arbeitet er als Kulturreporter für den Bayerischen Rundfunk. Seit acht Jahren ist er zudem als Landschaftsgärtner tätig.

Nicht nur das Theater besucht

Als Kulturjournalist habe er nicht nur über Theatervorstellungen, Ausstellungen oder Musikveranstaltungen berichtet, sondern auch über Architektur, Städteplanung und -entwicklung.

Ihm sei bewusst, dass er polarisiere und für viele Bürger ein „Spinner“ sei, mit dem sie nichts anfangen könnten, sagt Biswurm. Doch angesichts der vielzitierten „Zeitenwende“, in der man sich derzeit befände, sei er der genau richtige Kandidat.

Seitenhieb gegen Winter

Sein Kontrahent Matthias Winter, der als „Verwaltungsheini“ eine klassische Beamtenlaufbahn hingelegt habe, stehe hingegen für ein „Weiter so“, was angesichts der „Zeitwende“ der falsche Weg sei.

Diese Kontra-Einstellung habe ihn bereits zu seiner Kandidatur im Jahr 2015 bewegt. Als sich ein Duell zwischen Hermann Acker und Hans Joachim Thiemann anbahnte, habe er sich gedacht: „Wenn das so ein Affenzirkus wird, dann passt der Biswurm da hervorragend rein.“

Sand statt Öl im Getriebe

Bei der Kandidatenvorstellung in der Klosterkirche legte er damals einen denkwürdigen Auftritt hin: Er stellte eine Eier-Uhr auf und schwieg das Publikum zunächst einige Minuten an. Damit wollte er die Zuschauer irritieren, ins Staunen versetzen oder zum Schmunzeln bringen, sagt er.

„Das sind die Augenblicke, in denen man die Leute erreichen kann – über Emotionen“, so Roland Biswurm. Mit 5,2 Prozent der Stimmen landete er bei der Wahl allerdings hinter Hermann Acker (81,4 Prozent) und Hans Joachim Thiemann (8,9 Prozent) auf dem letzten Platz.

Dennoch will er nun einen zweiten Versuch wagen: „Sand sein, nicht Öl im Getriebe der Welt. Das ist es, was mich antreibt, mich für das Amt des Bürgermeisters in Oberndorf zu bewerben“, sagt er.