Ein Fressen für den gemeinen Borkenkäfer: Schadholz auf der Hochalb. Foto: Messerschmidt

Das Landratsamt Sigmaringen schlägt Alarm: Nach den Unwettern der vergangenen Tage auf der Hochalb droht der Borkenkäfer sich rasant zu vermehren. In Meßstetten ist der Sturm schonacht Wochen her. Wie steht es dort um die Käfervermehrung?

Kurz, aber ziemlich heftig waren die Gewitterstürme in den vergangenen Tagen – und Wochen – auf der Hochalb. Bäume sind umgeknickt wie Mikadostäbe, jüngst am Wochenende im Raum Winterlingen.

Sind Äste oder gar Baumstämme erst von der Wasserzufuhr abgeschnitten und können nicht mehr harzen, hat ein fieser kleiner Krabbler leichtes Spiel. Scolytinae heißt er, der gemeine Borkenkäfer, dessen Unterarten eines gemeinsam haben: Sie lieben sich auf Baumborken oder in den geheimen Gängen, die sie darunter gegraben haben, dann deponieren sie ihre Eier darin, die Larven schlüpfen und fressen sich durch vormals gesunde Bäume, die sie sogar zum Absterben bringen können.

Hoch oben abgebrochen

Die Zahl der Sturmbrüche in den Wäldern des Landkreises Sigmaringen sei hoch gewesen, teilt das dortige Landratsamt unserer Redaktion mit. „Betroffen sind vor allem Fichten, die durch den Sturm meist in einigen Metern Höhe abgebrochen sind“, heißt es in der Pressemitteilung.

Hinzu kommt, dass Borkenkäfer wie der Buchdrucker und der Kupferstecher – hierzulande die bekanntesten – Fichten besonders lieben. Solche sturmgeschädigten Wälder sind für sie also das reinste Schlaraffenland.

Foto: dpa/Andreas Arnold

„Diese oft meterlangen Baumstümpfe sowie der danebenliegende Rest des Baumes werden, den Beobachtungen unserer Revierleitungen zufolge, außergewöhnlich schnell vom Borkenkäfer befallen“, sagt das Landratsamt und ruft alle Privatwaldbesitzer eindringlich dazu auf, die Schadhölzer „am besten sofort, spätestens jedoch vor dem Ausflug der Jungkäfer“, aufzuarbeiten und abzutransportieren.

Dafür blieben „höchstens vier bis fünf Wochen Zeit“. Alternativ müssten die Bäume entweder entrindet oder – im höchsten Notfall – gespritzt werden, denn nur durch rasches Handeln könne die „ohnehin schon starke Ausbreitung des Borkenkäfers eingedämmt werden“.

Vieles ist aufgearbeitet

Dass 2023 ein „Käferjahr“ werden würde, hätten die Forst-Fachleute bereits erwartet, wie Klaus Richert, Leiter der Forstamts-Außenstelle Albstadt, erst kürzlich im Gemeinderat Meßstetten erklärte. Dort hatte am 21. Juni ein Unwetter nicht nur Stände des Krämermarkts, sondern auch Bäume – sogar Laubbäume – umgeworfen und abgeknickt, vor allem rund um den Wasserturm. Auch Feuerwehr und Bauhof-Team hatten damals mitgeholfen, die gröbsten Schäden schnell zu beseitigen.

Nur der Privatwald macht dem Revierförster Sorge

„Inzwischen haben wir schon sehr viel Sturmholz aufgearbeitet“, erklärt Klaus Dreher, einer der Revierleiter auf dem Großen Heuberg. Nur in den Privatwald-Stücken seien Schäden noch nicht aufgearbeitet. Die Besitzer kennen Dreher und sein Kollege Thomas Holl, der das Nachbarrevier leitet: „Ich habe schon welche im Blick“, kommentiert Dreher vielsagend. Diese würden angeschrieben und dazu aufgefordert, binnen einer gesetzten Frist das Schadholz zu entfernen. Täten sie es nicht, drohe Bußgeld.

Bußgelder wollen die Forstleute vermeiden

Das freilich wollen die Forstbeamten am liebsten vermeiden. Deshalb appelliert auch Klaus Dreher an die Privatwaldbesitzer, schnell zu handeln, um dem Borkenkäfer die Grundlage zu entziehen. Rund ein Viertel der Waldflächen in Drehers und Holls Revier seien in Privatbesitz – genug also, um dem Borkenkäfer ein Schlaraffenland zu bieten.

Immerhin seien die „großen Käferkalamitäten“ auf dem Großen Heuberg bisher ausgeblieben: „Das kühle und nasse Wetter in den vergangenen Wochen war positiv für uns!“

Tipps des Landratsamtes Sigmaringen für Waldbesitzer

Der gesamte Waldbesitz sollte auf angefallenes Fichtenschadholz überprüft und dieses möglichst schnell aufgearbeitet werden.

Arbeitssicherheit ist wichtig: „Arbeiten Sie mindestens zu zweit, informieren Sie sich über den nächstgelegenen Rettungspunkt und beachten Sie, dass Sturmholz meist unter Spannung steht„, so das Landratsamt Sigmaringen.

Wer Holz über die Holzverkaufsstelle beim Landratsamt vermarkten wolle, sollte ebenfalls Kontakt mit seinem Landratsamt aufnehmen. Dort erfahren Waldbesitzer auch die Aushaltungskriterien der Sortimente, die sie bei der Aufarbeitung beachten sollten.Sie Ämter informieren auch über die jeweils zuständigen Revierleiter. Auf den beiden Internetseiten www.zollernalbkreis.de/landratsamt/aemter++und+organisation/Forst sowie www.landkreis-sigmaringen. de/wald unter der Rubrik „Informationen für Waldbesitzer“ finden Waldbesitzer alle nötigen Informationen.