Die Fans waren vom Metalacker begeistert. Außerhalb des Geländes waren aber zwielichtige Gestalten. Foto: Kimmich

Eine estnische Nachwuchsband, die kurz vor dem Durchbruch steht: Mit dieser Masche lauerten am vergangenen Wochenende angebliche Musiker vor dem Metalacker, aber auch in Schramberg, auf. Und sie wurden mitunter recht aufdringlich.

„Sprechen Sie Englisch“ oder „Mögen Sie Metal oder Helene Fischer?“: So wurden Besucher des Metalackers, aber auch Passanten mitten in Schramberg, angequatscht. Sie seien Mitglieder der estnischen Band California Condor, die durch Deutschland toure und gerade hier vorbei komme.

Eines Tages wollten sie auch auf dem Metalacker spielen, so die Masche, die den Besuchern in vielen Varianten vorgegaukelt wurde. Nicht unbedingt vertrauenserweckend wirkte auch die Tatsache, dass die angeblichen Musiker schon am hellen Mittag eine starke Alkoholfahne hatten.

Nur an Weihnachten freundlich?

Viele Gäste schenkten der Geschichte aber Glauben. „Eine Nachwuchsband, die extra zum Metalacker kommt, um auf sich aufmerksam zu machen? Das ist doch schön“, sagte eine Besucherin und zückte zehn Euro, um eine CD zu kaufen.

Solche CDs wurden zuhauf angeboten. Foto: Flaig

Wer das nicht machte, wurde von den Esten weniger freundlich behandelt: „Deutsche sind nur an Weihnachten freundlich“, lautete einer der harmloseren Sprüche.

Eine Leserin, die ebenfalls belästigt wurde, beschreibt den Vorgang so: „Am vergangenen Wochenende war ich mit meiner Tochter auf dem Metalacker in Tennenbronn. Wir wurden angesprochen von Leuten aus Estland. Sie waren aufdringlich, wollten wissen, woher ich komme. Aus der Nähe von Stuttgart, sagte ich. Ah ja Stuttgart, antwortete der Typ, da haben wir neulich im Keller Club gespielt. Nur blöd, dass der Club nicht mehr existiert. Das zweite Mal standen sie direkt vor dem Eingang. Das dritte Mal war er deutlich aggressiver. Das vierte Mal hat er geschrien ,Ich erinnere mich an dein Tinder Profil’ (ich nutze aber keine Dating-Plattform). Das fünfte Mal hat er sowie sein Kumpel Sachen in ihrer Sprache gesagt, die sich wie Beleidigungen anhörten“.

Vom Hausrecht Gebrauch gemacht

Zudem sei sie bereits in Lörrach von diesen Leuten angesprochen worden. Einem Freund von ihr sei es auf dem Summer Breeze Festival ähnlich ergangen.

Und in der Tat: Es finden sich auch Berichte über die Gruppierung, dass sie in Österreich und der Schweiz Personen belästigt hätten.

Danny Barowka, Pressesprecher des Metalackers, teilt hierzu mit: „Uns sind diese CD-Verkäufer gemeldet worden, wir haben uns dann an unseren Sicherheitsdienst gewendet. Dieser hat die Verkäufer aufgeklärt, dass auf dem gesamten Gelände des Metalacker Tennenbronn nach unseren AGB keine Sachen verkauft werden dürfen. Unser Sicherheitsdienst hat vom Hausrecht Gebrauch gemacht und diese Personen bis in den öffentlichen Raum (Straße) begleitet. Nach diesem Vorgang sind diese Personen nicht wieder auf dem Gelände erschienen“.

Erlaubnis erforderlich

Der Polizei war die estnische Gruppe indes noch nicht bekannt, wie Pressesprecher Dieter Popp auf Anfrage informiert. Um bei einem Festival CDs zu verkaufen zu können, sei eine Reisegewerbeerlaubnis erforderlich. Ob es eine solche gab, ist zumindest äußerst fraglich.

Bei solch aufdringlichen Verkaufsversuchen rät Popp: „Im Einzelfall kann durchaus die Polizei verständigt werde, die dann zudem überprüfen kann, ob der Verkauf genehmigt ist und ob eine Reisegewerbeerlaubnis vorliegt“.

Ob für den Verkauf dieser CDs eine Reisegewerbeerlaubnis vorlag? Das ist eher unwahrscheinlich. Foto: Dold

Die Gruppierung treibt indes offenbar schon seit 2012 ihr Unwesen, wie die Schweizer Internetzeitung Pilatustoday.ch berichtet. Zunächst nannte sich die Band Defrage, anschließend Illumenium und nun eben California Condor.

Negativ aufgefallen

Das österreichische Magazin Stormbringer schreibt: „Abgesehen von zerstörten Hotelzimmern werden den Bandmitgliedern auch mehrere verwüstete Backstage-Bereiche, Zechprellerei, Schlägereien und dergleichen zugeschrieben“. Daher bleibt zu hoffen, dass diese Gruppierung dem Metalacker künftig fern bleibt.