Weiter südlich fließt – unweit des Jugendhauses Hölzle – ein Zulauf in die Schmiecha. Dort führt sie wieder Wasser. Foto: Eyrich

Komplett ausgetrocknet ist die Schmiecha im südlichen Teil von Truchtelfingen. Es gibt Vermutungen, es könnte mit dem Betonmischwerk "Valet & Ott" zu tun haben.

Albstadt-Truchtelfingen - Warum ist die Schmiecha im südlichen Teil von Truchtelfingen komplett ausgetrocknet? Diese Frage stellen sich Albstädter, darunter auch Gemeinderäte, schon seit geraumer Zeit. Auffällig ist, dass die Schmiecha Wasser bis kurz hinter der Raiffeisenstraße unweit des Biesinger-Kreisels, führt. Östlich des Geländes der Firma "Valet & Ott" das an der Konrad-Adenauer-Straße 24 liegt, ist sie allerdings staubtrocken.

Aufschluss darüber, wieso das so ist, könnte ein hydrologisches Gutachten bringen, das es aber nicht gibt. Spekuliert wird aber auch immer wieder, dass eventuell das Betonmischwerk von "Valet & Ott" eine Rolle für die trockene Schmiecha spielen könnte.

Wo landet das Sickerwasser aus der Osterquelle?

Offen ist auch die Frage, wo das Sickerwasser der Osterquelle – sie liegt weiter oben am westlichen Hang, der zum Firmengelände hin abfällt – landet. Anwohner vermuten, dass die Firma des Wassers wegen seit 60 Jahren an ihrem Standort festhält, obwohl sie dort Auflagen unterliegt – etwa hinsichtlich der Lärmemissionen und der Produktionsmengen. Auch die Lage ist verkehrstechnisch alles andere als optimal.

Seit 2011 gilt eine wasserrechtliche Genehmigung, laut der "Valet & Ott" jährlich 25 Kubikmeter Grundwasser entnehmen darf. Diese Menge reicht für rund 62,5 Kubikmeter Beton. In einem Beschluss des Verwaltungsgerichtes Sigmaringen vom 17. September 2020 ist vermerkt, dass die Firma dem Landratsamt Zollernalbkreis für 2019 Produktionsmengen von "teilweise mehr als 400 Kubikmetern täglich" gemeldet habe. Dazu sind rechnerisch 160 Kubikmeter Wasser nötig – pro Tag.

Das Landratsamt erlaubt nur das Entfluten

Doch woher kommt das dafür benötigte Wasser? Kritiker vermuten, dass auch die Schmiecha eine Rolle spielen könnte. Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten teilt "Valet & Ott" mit: "Wir entnehmen für die Produktion weder Grundwasser noch Oberflächenwasser vom westlichen Hang. Dies wurde sowohl von der Stadt Albstadt als auch vom Landratsamt Balingen schon mehrfach begutachtet."

Das Landratsamt sagt dazu: "Mit Entscheidung des Landratsamtes vom 21. September 2011 wurde der Firma Valet & Ott GmbH & Co. KG lediglich eine wasserrechtliche Erlaubnis zur Entflutung des dortigen Becherwerks" – einer Fördermaschine für das Aufwärtsbewegen von Schüttgut – "und Nutzung des darin anfallenden Grundwassers erteilt. Eine darüber hinausgehende Erlaubnis besteht nicht. Die Einhaltung der Vorgaben der wasserrechtlichen Erlaubnis wird durch die Wasserrechtsbehörde regelmäßig überprüft."

Welche Verstöße und wie viele in welchem Zeitraum?

So weit, so beruhigend. Dasselbe Landratsamt teilt jedoch weiter mit, dass man sich derzeit "in Kontakt mit der Firma ›Valet & Ott‹ und deren Rechtsbeistand" befinde, um weitere Schritte in Bezug auf die Entnahme von Grundwasser abzustimmen. "Stichhaltige Hinweise, dass sich die Wasserentnahme der Firma ›Valet & Ott‹ auf den Wasserstand der Schmiecha auswirkt, liegen dem Landratsamt momentan nicht vor."

Dass es zu Unregelmäßigkeiten in Bezug darauf gekommen ist, bestätigt die Kreisbehörde aber, indem sie mitteilt, dass "bei Feststellung von Verstößen entsprechende ordnungsrechtliche Maßnahmen eingeleitet" wurden.

Wie viele Verstöße in welchem Zeitraum es waren, darüber schweigt sich das Landratsamt auf Anfrage unserer Redaktion aus, ebenso wie zu der Frage, wie genau die ordnungsrechtlichen Maßnahmen ausgefallen sind. "Valet & Ott" will von Verstößen nichts wissen und gibt auf Anfrage an: "Die Produktion findet ausschließlich mit Frischwasser der Stadt Albstadt und Recyclingwasser statt. Recyclingwasser entsteht bei der Reinigung von Fahrmischern und wird wieder in den Kreislauf eingebracht."

Belege für den Wasserkauf? – Dazu schweigt die Firma

Die Frage, welche Wassermenge "Valet & Ott" pro Jahr zur Produktion und zum Säubern seiner Fahrzeuge verbraucht, hat die Firma dem Schwarzwälder Boten ebenso wenig beantwortet wie die Frage, ob "Valet & Ott" den Ankauf der Menge, die 25 Kubikmeter übersteigt, durch Rechnungen belegen könne.

Bei den Albstadtwerken zahlen Kunden, die bis zu 40 000 Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchen, derzeit 2,02 Euro, alle die darüber liegen 1,74 Euro pro Kubikmeter. Bei sechs Produktionstagen pro Woche in 52 Wochen pro Jahr und 400 Kubikmetern Produktionsmenge täglich läge die Abnahmemenge folglich bei 49 920 Kubikmetern Wasser pro Jahr, was einem Preis von 86 860 Euro entspräche – und bekanntlich wird auch die Abwassergebühr unter anderem nach dem Trinkwasserverbrauch berechnet.

Ist der Tank stillgelegt – oder doch nicht?

Konkret beantwortet Prokurist Lothar Ruess die Frage nach dem unterirdischen 20 000-Liter-Tank auf dem Firmengelände und die Frage nach der Herkunft des Wassers, mit dem dieser befüllt werde: "Der Wassertank ist seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb. Dieser wurde ebenfalls von der Stadt Albstadt und dem Landratsamt Balingen begutachtet. Die Verfüllung des Tanks wurde bei der Begutachtung angesprochen, wurde dann aber aus Kostengründen nicht gewünscht." Eine Stilllegungsbescheinigung für den Tank liegt nach Recherchen des Schwarzwälder Boten nicht vor.