Der OHG-Chor aus Schülern der Klassen 10 bis 12 erbrachte bei seinem Benefizkonzert nach drei Jahren Corona-bedingter Übungspause eine gewaltige Leistung. Das Publikum applaudierte frenetisch. Foto: Thomas Fritsch

Das Benefizkonzert zugunsten der 9. Nagolder Vesperkirche traf auf einen gewaltigen Widerhall des Publikums und veranschaulichte Geschlossenheit der lokalen Gesellschaft sowie ihre Bereitschaft, zwischenmenschliche Solidarität zu unterstützen.

Nagold - Die Vesperkirche findet zwischen dem 5. und 19. Februar 2023 in der evangelisch-methodistischen Kirche statt. Wie in vergangenen Jahren kommen die Menschen aus allen sozialen Schichten zusammen, um am gemeinsamen Tisch Nahrung für Leib und Seele zu finden, miteinander zu plaudern und den tagtäglichen Sorgen zu entgehen.

Den Auftakt zu dem interkonfessionellen Ereignis gab das festliche Konzert in der Stadtkirche. Massenweise belegten die Menschen Plätze im Hauptschiff und auf den Galerien und fieberten den Auftritten von Luka Klais sowie dem OHG-Vokalensemble entgegen. Mehrere Vertreter der Allianz christlicher Kirchen (ACK) mit Vorständen der Vesperkirche Veronika Rais-Wehrstein (katholische Kirche), Marlis Katz (evangelisch-methodistische Kirche), Bernd Schmelzle und der Co-Dekan Thomas Geiger (evangelische Kirche) sowie Kai Walz von der neuapostolischen Kirche wohnten der Veranstaltung bei. In der Luft lag die vorweihnachtliche, von Herzenswärme durchtränkte Atmosphäre.

Gesang aus verschiedenen Kirchenecken

Ergreifend schlicht und festlich zugleich ertönte aus verschiedenen Kirchenecken der Gesang des Vokalensembles "Geborn ist Gottes Söhnelein" von Michael Praetorius, um dann die Zuhörer mit dem Wiegenlied "Christmas Carol" von John Rutter in den Zauber der heiligen Nacht vom Altar aus einzuhüllen. In der farbig beleuchteten Halbdunkelheit hinterließen auch andere Songs tiefe Spuren in menschlichen Gemütern und die Emotionen entluden sich – trotz vorheriger Bitte um Zurückhaltung – im spontanen Beifall. Und so bewahrheiteten sich die Worte von OHG-Rektor Ulrich Hamann, der zum Konzertanfang den jungen Sprecher Romeo Capasso zitierte: "Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Musik". Auch der Finanzbürgermeister Hagen Breitling und Marlies Katz ergriffen kurz das Wort und bedankten sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und Unterstützung des wohltätigen Projekts.

Nach dem Auftritt der Gymnasiasten brach ein frenetischer Jubel aus, der die gewaltige Leistung des Chores und seiner Dirigenten Matthias Flury und Friederike Luz ohrenbetäubend laut würdigte. Beinahe vernichtete die Pandemie die Existenz des Vokalensembles, da 2019 alle drei Jahrgänge auf einmal ausfielen. Trotzdem nahm Flury die Arbeit mit den 10.-, 11.- und 12.-Klässlern praktisch vom Null an erfolgreich wieder auf – wie 2009, als er das Ensemble gründete und zu großen, auch internationalen Erfolgen geführt hatte. Hut ab, Herr Flury!

Luka Klais wird begeistert empfangen

Den ehemaligen OHG-Schüler und aufgehenden Stern auf dem Himmel der Unterhaltungsmusik Luka Klais begrüßte das Publikum mit begeisterten Rufen und Pfiffen. Für viele seiner Fans war es eine seltene Gelegenheit, einen der Favoriten des "The Voice of Germany" hautnah zu erleben. Handys wurden gezückt und die Lichtblitze erhellten den verdunkelten Publikumsraum.

Am Klavier sitzend präsentierte Klais seine eigene Songs mit weicher, ehrlicher Stimme, in der neben vernebelter Melancholie auch die Lyrik eines Udo Jürgens mitschwebte. Der talentierte Wahl-Hamburger fühlte sich auf der heimischen Bühne ausgesprochen frei und locker, knüpfte schnell den direkten Kontakt zu Zuhörern und erinnerte sich gerne an seine Schulzeiten in Nagold. Letztendlich stahl der Stargast die Herzen auch der älteren Generation mit der erstklassigen Interpretation des Antikriegssongs "Where Have All the Flowers Gone", den Marlene Dietrich als "Sag mir, wo die Blumen sind" weltberühmt machte.

"We Are the World" als Finale

Ein unbeschreiblicher Mix aus Schreien, Pfiffen und Kreischen brach nach jeder Produktion von Klais aus und verstummte auch nicht zum Konzertschluss, als er auf Verlangen des Publikums das finale "We Are the World" zusammen mit Vokalensemble wiederholte.

Im Anschluss luden die Organisatoren der Vesperkirche alle Besucher zur geselligen Runde bei Kartoffelsuppe, Kuchen, Getränken und Punsch ein.

Information

An dem Benefizkonzert und der Organisation beteiligten sich: Jakob Sautter und Romeo Capasso vom Seminarkurs Soziales Engagement am OHG (Lehrerin Esther Betz-Börries), Tina Egner, Theresa Lang und Johannes Gneitling (Klavier und Orgel) sowie der Stadtkirche-Mesner Manfred Kohler und Lichttechniker Albrecht Schlierer.