Hardrock mit Heimatgefühl und Barrierefreiheit: Kissin’ Dynamite auf der Bühne im Festzelt von Feldhausen. Das Kreisblasmusikfest des Musikvereins für Junge und jung Gebliebene. Foto: Rapthel-Kieser

In Burladingen und der Region fingen sie einst klein an. Aber längst ist die Band Kissin´ Dynamite ein Topact in ganz Europa. Zum Ende ihrer erfolgreichen Tournee kehrten die fünf Hardrocker in ihre Heimat zurück.

„Mein Sohn heißt Hannes wegen dem“, erzählt mir eine Frau, als wir am Festzelt-Eingang in Feldhausen in der Schlange stehen und sie über den Kissin’ Dynamite Sänger Hannes Braun und die Karriere der Band plaudert. Ich, längst in Ehren ergraut, bin erleichtert. Das Gefühl, in meinem Alter beim Konzert einer Hardrock-Band vielleicht etwas deplatziert zu sein – es legt sich langsam.

Die Burladingerin plaudert munter weiter. „Wir sind ja schon früher in jedes Konzert von denen gegangen“, erzählt sie. „Da haben die noch in der Festhalle in Ringingen gespielt – oder als Vorgruppe bei Konzerten in der Region“, erinnert sie sich an die Anfänge. Im Festzelt wird deutlich: Sie ist längst nicht der einzige eingefleischte Fan aus der Heimat, der den Hardrockern über die vielen Jahre treu geblieben und dabei älter geworden ist. Und zu Feldhausen und seinem Kreisblasmusikfest, in diesem Jahr wieder organisiert von der Musikkapelle Feldhausen-Hardthausen, hat KD, wie die Fangemeinde die Band kurz nennt, eine ganz besondere Beziehung.

Denn Rudi Jaudas, einer der drei Vorsitzenden des Vereins, erinnert sich. „Genau vor zwanzig Jahren, 2003, da waren die schon hier und haben gespielt“, erzählt er über KD. „Damals waren sie die Vorgruppe und noch so....“, lacht er und macht die Handbewegung, mit der man einen Dreikäsehoch beschreiben würde. „Und ich war da ja auch noch ein junge Hüpfer“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Dass das Kreisblasmusikfest auch Hardrock im Programm hat findet Jaudas ganz normal. Damals habe der Verein beschlossen, auch für die Jugend beim Fest was zu bieten. Und so ist es geblieben.

Nur: Die Jugend von damals ist älter geworden – aber immer noch mit Feuereifer dabei. Das sorgt für altersübergreifenden Spaß an der Musik. Heute heißt die Vorgruppe „Skyrocks“ und der Topact ist KD. Gerade von einer erfolgreichen Tournee durch ganz Europa zurück. Hardrock hin, gefühlvolle Balladen her. Die Stimmung unter den Fans ist gechillt und freundlich, kein Drängeln, kein Schubsen – alle vereint und sanft beim harten Rock. Das Motto des Kreisblasmusikfestes „Nett hier“ steht nicht nur auf den Trinkbechern oder Bannern und könnte kaum richtiger sein.

Band zieht alle Register – Under friendly fire

Schon nach dem ersten KD-Song kocht die Stimmung im Festzelt über. Hannes Braun spricht wohl auch seinen Musikerkollegen, seinem Bruder, dem Gitarristen Ande Braun, dem Gitarristen Jim Müller, Bassist Steffen Haile und dem Drummer Sebastian Berg aus der Seele. „Ihr seid der Wahnsinn“, ruft er ins Publikum das sich schon nach dem ersten Song gar nicht mehr beruhigen will und bestätigt: „In der Heimat ist es doch am schönsten!“ Und das, obwohl Hannes Braun gerade erst eine Woche Rhodos-Urlaub hinter sich hat.

Beim Konzert präsentiert KD nicht nur die Songs des neuen Albums „Not the end of the road“, dem Motto der Europa-Tournee, sondern viele der Ohrwürmer, die die Fans schon lange kennen und erwarten. Da gibt es „Six feet under“, „Yoko Ono“ , „Sex is war“ oder „I will be king“.

KD – barrierefrei und ohne Altersgrenzen

Und weil, so sagt Hannes, Hardrocker die schönsten Balladen schreiben, gibt es auch von den ruhigen Stücken ein paar und die Band lässt ihre Fans die erste mit einem Lichtermeer im Festzelt begleiten. Dabei zieht KD während des Konzerts hochprofessionell alle Register. Von Flammen, die immer wieder stoßartig in die Höhe schießen über Pyro-Glitzerfontänen oder solchen aus Dampf oder Nebel.

An diesem Wochenende in Memmingen

Das Publikum tobt. Kein Zweifel, in der Heimat ist KD ganz besonders „Under Friendly Fire“ und ein ganz eigenes Rocker-Phänomen. Noch während des Konzerts posten einige der Fans, dass man sich in Memmingen im Kaminwerk am nächsten Wochenende wiedersieht. Dort war der erste Termin nach wenigen Stunden ausverkauft, die Band setzte alle Hebel in Bewegung und legte einen zweiten Abend nach. In Feldhausen erstreiten sich die Fans aber erst mal mehrere Zugaben.

Der Unterschied zu Rammstein: In der Row Zero, dem Bereich zwischen Absperrung und Bühne, sind nicht die sexy Mädels sondern nur ein paar Fotografen und ein Rollstuhlfahrer. Die anderen Rolli-Fahrer sitzen erhöht auf einer Rampe vor dem Mischpult und genießen besondere Sicht auf die Bühne. Kissin’ Dynamite ist eben barrierefrei. Nicht nur bei den Altersgrenzen.