Mit Adler an der Fassade: Andreas Jetter hat für das Konzept eines Brau- und Backhauses im Schwefelbadgebäude den Zuschlag des Balinger Gemeinderats erhalten. Bis zur Gartenschau 2023 soll es in Betrieb gehen. Foto: Jetter

Gemeinderat stimmt mit großer Mehrheit für "Adlerbräu"-Konzept von Andreas Jetter.

Balingen - Die Balinger Innenstadt bekommt zur Gartenschau an prominenter Stelle eine neue Gastronomie: Der Gemeinderat hat am Dienstag dem Konzept eines Brau- und Backhauses von Andreas Jetter im Gebäude des einstigen Schwefelbad-Kinos und Tanzcasinos den Zuschlag gegeben.

20 Stadträte – vor allem der CDU, der FDP und der SPD sowie einzelne Vertreter der Grünen – stimmten für die Idee des Dürrwanger Architekten, der nebenbei vor wenigen Jahren die Biermarke Balinger Adlerbräu wiederbelebt hat. Davor war das Konzept des Binsdorfer Architekten Bernd Haensch unisono aussortiert worden.

Auch OB Reitemann stimmt für "Adlerbräu"-Haus

Zu einer Abstimmung über das "BLab", hinter dem das Unternehmernetzwerk Süd sowie als Planer der Balinger Architekt und Freie-Wähler-Stadtrat Markus Wochner stehen, kam es aufgrund des Abstimmungsmodus erst gar nicht mehr: Über die drei Konzepte wurde nacheinander abgestimmt, Jetter kam an zweiter Stelle – und hatte die Mehrheit. Interessant dabei: Auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann hob für das "Adlerbräu"-Haus seine Hand.

Reitemann hatte davor wie andere Vertreter der Stadtverwaltung durchblicken lassen, dass er das Brauhaus-Konzept für das am besten geeignete an dieser Stelle nahe der Steinach halte. So sagte Baudezernent Michael Wagner, dass Jetters Idee keinen Anbau vorsehe, das expressionistische Gebäude an der Wilhelmstraße also freigestellt und damit nach dem Abriss des Jugendhauses Insel von allen Seiten wieder erlebbar werde.

Grüner Freiraum entsteht

Annette Stiehle, Leiterin des Gartenschaubetriebs, meinte, das Jettersche Konzept besteche dadurch, dass eben kein Anbau vorgesehen sei, sondern an der Steinach und neben den geplanten Schwefelbadgärten zusätzlicher grüner Freiraum entstehe. Die gastronomische Nutzung sei gerade im Gartenschaujahr 2023 ideal. Wirtschaftsförderer Jürgen Martin verwies darauf, dass Technologie- und Innovationszentren – Kernidee des "BLab" – bislang, wenn überhaupt, in Städten vergleichbarer Größe nur dann bestehen, wenn es entweder eine Anbindung an eine Hochschule (wie in Albstadt) oder aber ein starkes "Cluster" gebe, also einen klar dominierenden Wirtschaftszweig, wie etwa in Tuttlingen die Medizintechnik.

CDU-Sprecher Klaus Hahn meinte, die Idee des "BLab" sei grundsätzlich gut, aber am Standort Schwefelbad nicht passend. Das Konzept des Brau- und Backhauses sei einfach am besten geeignet und im übrigen jenes, das die Balinger mehrheitlich wollten. Ulrich Teufel sagte, die geplante Kunst- und Kulturkneipe – Jetter will ausdrücklich Veranstaltungen wie Kleinkunst und Ausstellungen zwischen Kupferkesseln ermöglichen – werde "ein Gewinn für die Innenstadt" sein. Und Dietmar Foth verwies darauf, dass eigentlich nur das Brauhaus-Konzept alle Vorgaben der Ausschreibung erfülle. Und die Mehrheit der Balinger genau jenes auch wolle.

"BLab"-Konzept fällt durch

Das "BLab"-Konzept sei sehr interessant, so Foth, allerdings gebe es auch viele Fragezeichen: Völlig unklar sei, wer hinter dem Unternehmernetzwerk Süd stehe. Der Sulzer Volker Elsässer hatte sich als dessen Vertreter im Technischen Ausschuss vor zwei Wochen vorgestellt – aber wen genau er vertrete sei offen so Foth. Den Zuschlag für ein solch prominentes Gebäude aber könne man nicht an jemanden geben, den man nicht kenne.

Werner Jessen (Freie Wähler) hatte dagegen eindringlich für das "BLab"Konzept geworben. Dass die hinter dem Unternehmernetzwerk Süd stehenden Investoren nicht bekannt seien, bedauere er selbst, so Jessen. Aber das Konzept an sich sei verlockend und biete viele Chancen. Ähnlich äußerte sich Uwe Jetter (Grüne). Dessen Fraktionskollege Erwin Feucht äußerte zudem die Befürchtung, dass die Jettersche Brauereigaststätte langfristig wohl für einigen Ärger bei den Anwohner sorgen werde. Allerdings war auch im "BLab" im Erdgeschoss eine Gastronomie vorgesehen, wie beim Brauhaus mit einer großen Terrasse in Richtung Steinach.

Der weitere Zeitplan sieht nun vor, dass das "Insel"-Gebäude nach dem Umzug des Jugendhauses ins neue Domizil an der Hindenburgstraße abgerissen wird und das "Adlerbräu"-Haus bis zum Gartenschaujahr 2023 seinen Betrieb aufnimmt. Jetter will, wie berichtet, dafür die zugemauerten Fenster an der seitlichen Fassade sowie jene zur Wilhelmstraße hin und die früheren Türen wieder öffnen und zur Steinach hin große Fenster einbauen. Der künftig barrierefreie Zugang von der Wilhelmstraße her wird dadurch gewährleistet, dass das Bodenniveau etwas abgesenkt wird. Und an die Fassade kommt – klar – der "Adlerbräu"-Adler – nur wenige hundert Meter entfernt vom früheren Standort der Brauerei.